Gegen das Vergessen
Für ihre Interviews mit ehemaligen KZ-Häftlingen sind die Mitglieder des Vereins "Jugend für Dora" bis nach Belgien, Israel und in die Ukraine gereist. Gegründet wurde der Verein auf Wunsch ehemaliger Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora in Thüringen.
Pio Bigo ist 20 und Mitglied der italienischen Resistenza, als ihn die SS im März 1944 verhaftet. Als Zwangsarbeiter wird er ins Deutsche Reich deportiert, überlebt insgesamt sieben Lager und entkommt am Ende nur knapp einer Massenerschießung italienischer Häftlinge. Heute ist Pio Bigo 86, und ihn beschäftigt die Frage, wie man sich an seine Geschichte erinnern wird, wenn er einmal nicht mehr da ist.
"Das ist so, als würde man jetzt, nach 100 Jahren über den Ersten Weltkrieg erzählen. Ab und zu werden ein paar Ausschnitte aus dieser Zeit gezeigt, um sich zu erinnern, aber wenn mein Vater mir davon erzählt hat, war das natürlich etwas anderes. Aber auch ich kann mich nicht mehr so gut an seine Geschichten erinnern. Die Zeit löscht Erinnerungen. Die Erinnerungen, die erlebte Geschichte, sollte jedoch über die Zeit bewahrt werden. Durch Bücher ist das möglich."
Die Erinnerungen an die NS-Zeit bewahren und an spätere Generationen weitergeben – diesen Wunsch haben Josephine Ulbricht und Martin Winter im vergangenen Jahr oft gehört. Für das Projekt "Die Zukunft der Zeitzeugen" haben sie im letzten Jahr ehemalige KZ-Häftlinge interviewt. Entstanden ist das von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" geförderte Projekt im Verein "Jugend für Dora". Studenten wie Josephine, Historiker wie Martin, aber auch Schüler und andere Interessierte engagieren sich in diesem Verein.
Gegründet wurde er auf den Wunsch ehemaliger Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora in Thüringen, erklärt Martin.
"Dadurch ist die Vereinsarbeit eigentlich immer ziemlich nah an den Überlebenden dran gewesen. Und da halt das Thema in den Medien und in der Wissenschaft einfach da war, was ist, wenn diese Leute nicht mehr da sind, stellt sich die Frage für uns halt auch und da war dann die Idee, einfach mal die Leute selbst zu befragen."
Dafür sind 16 Mitglieder des Vereins weit gereist – nach Belgien, Frankreich, Italien, Israel, Polen und in die Ukraine. Insgesamt 15 ehemalige KZ-Häftlinge haben sie besucht. Die entstandenen Interviews zeigen vor allem eins: Die Befragten haben sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie spätere Generationen das Andenken an sie wachhalten sollen.
Der Schriftsteller Boris Pahor appelliert an die Medien; Noah Klieger, Journalist und Berichterstatter von großen NS-Prozessen, wünscht sich, dass NS-Verbrecher auch weiterhin von der Justiz verfolgt werden. Aber nicht nur persönliche Interessen und Erfahrungen, auch nationale Politik und länderspezifische Erinnerungskulturen spiegeln sich in den Antworten: Überlebende in Frankreich, Belgien oder auch Polen seien an die Praxis des Gedenkens schon gewöhnt, meint Josephine. Anders als viele ukrainische NS-Opfer.
Links zum Thema:
Projekt Zukunft der Zeitzeugen
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald Mittelbau-Dora
"Das ist so, als würde man jetzt, nach 100 Jahren über den Ersten Weltkrieg erzählen. Ab und zu werden ein paar Ausschnitte aus dieser Zeit gezeigt, um sich zu erinnern, aber wenn mein Vater mir davon erzählt hat, war das natürlich etwas anderes. Aber auch ich kann mich nicht mehr so gut an seine Geschichten erinnern. Die Zeit löscht Erinnerungen. Die Erinnerungen, die erlebte Geschichte, sollte jedoch über die Zeit bewahrt werden. Durch Bücher ist das möglich."
Die Erinnerungen an die NS-Zeit bewahren und an spätere Generationen weitergeben – diesen Wunsch haben Josephine Ulbricht und Martin Winter im vergangenen Jahr oft gehört. Für das Projekt "Die Zukunft der Zeitzeugen" haben sie im letzten Jahr ehemalige KZ-Häftlinge interviewt. Entstanden ist das von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" geförderte Projekt im Verein "Jugend für Dora". Studenten wie Josephine, Historiker wie Martin, aber auch Schüler und andere Interessierte engagieren sich in diesem Verein.
Gegründet wurde er auf den Wunsch ehemaliger Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora in Thüringen, erklärt Martin.
"Dadurch ist die Vereinsarbeit eigentlich immer ziemlich nah an den Überlebenden dran gewesen. Und da halt das Thema in den Medien und in der Wissenschaft einfach da war, was ist, wenn diese Leute nicht mehr da sind, stellt sich die Frage für uns halt auch und da war dann die Idee, einfach mal die Leute selbst zu befragen."
Dafür sind 16 Mitglieder des Vereins weit gereist – nach Belgien, Frankreich, Italien, Israel, Polen und in die Ukraine. Insgesamt 15 ehemalige KZ-Häftlinge haben sie besucht. Die entstandenen Interviews zeigen vor allem eins: Die Befragten haben sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie spätere Generationen das Andenken an sie wachhalten sollen.
Der Schriftsteller Boris Pahor appelliert an die Medien; Noah Klieger, Journalist und Berichterstatter von großen NS-Prozessen, wünscht sich, dass NS-Verbrecher auch weiterhin von der Justiz verfolgt werden. Aber nicht nur persönliche Interessen und Erfahrungen, auch nationale Politik und länderspezifische Erinnerungskulturen spiegeln sich in den Antworten: Überlebende in Frankreich, Belgien oder auch Polen seien an die Praxis des Gedenkens schon gewöhnt, meint Josephine. Anders als viele ukrainische NS-Opfer.
Links zum Thema:
Projekt Zukunft der Zeitzeugen
Stiftung Gedenkstätten Buchenwald Mittelbau-Dora