"Mieten muss teurer werden"
Seit dem 1. Juni gilt in Berlin die Mietpreisbremse. Der Rechtsanwalt Andreas Thomsen ist strikt dagegen. Er meint, sie werde dazu führen, dass Wohnungen das werden, was Bananen in der DDR waren: billig, aber nicht zu bekommen.
"Die Mietpreisbremse schafft die Wohnungsnot, die sie verhindern soll. Sie macht etwas, was sehr selten und sehr teuer ist, künstlich billig, hebt die Nachfrage dafür. Und das sorgt dafür, dass, wie in der ehemaligen DDR, Bananen wahnsinnig billig sind, aber man sie nicht bekommt."
Andreas Thomsen ist Mitglied der CDU im Berliner Kreisverband Steglitz. Er arbeitet als Rechtsanwalt in einer großen Kanzlei in der Hauptstadt und macht eine einfache Rechnung auf:
Viele ältere Mieter wohnen in großen Altbauwohnungen. Wenn dann mal eine dieser Wohnungen frei wird, lohnt es sich für den Vermieter zu investieren:
Er lässt eine Wand einziehen und vermietet anschließend – mit kräftigem Aufschlag – an mehr Leute als vorher: zum Beispiel an eine junge Familie und eine mehrköpfige Wohngemeinschaft. Die können die Mieterhöhung stemmen, weil sich die Last auf viele Schultern verteilt.
Er lässt eine Wand einziehen und vermietet anschließend – mit kräftigem Aufschlag – an mehr Leute als vorher: zum Beispiel an eine junge Familie und eine mehrköpfige Wohngemeinschaft. Die können die Mieterhöhung stemmen, weil sich die Last auf viele Schultern verteilt.
Vermieter werden nicht mehr investieren
Greift die Mietpreisbremse, sehe es anders aus, meint Thomsen:
"Wenn eine 160-Quadratmeter-Wohnung frei wird nach 40 Jahren, wo die Familie kleiner geworden ist, wird der Vermieter, wenn der Mietpreis begrenzt ist, nichts mehr investieren, sondern er hat genug Mieter, und vermietet es. Und er guckt dann, dass er es vielleicht an einen älteren alleinstehenden Menschen vermietet, weil der die Wohnung nicht so abwohnt."
Und eventuell schon bald ins Altenheim zieht. Dann könnte der Vermieter die Wohnung wenige Jahre später wieder teurer vermieten.
Verlierer werden die sein, die kein Geld haben
Die Mietpreisbremse jedenfalls wird auf keinen Fall dazu führen, dass sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt entspannt. Davon ist Andreas Thomsen fest überzeugt. Und auch dieser Effekt könnte sich einstellen: Werfen leerstehende Wohnungen wegen der neu eingeführten Mietpreisbremse wenig Rendite ab, werden nicht wenige Eigentümer versuchen, die Wohnungen gleich ganz zu verkaufen. Wer also sind die Gewinner, wer die Verlierer?
"Vermietern wird es nicht so wahnsinnig schaden, wenn sie dann einzelne Wohnungen verkaufen können. Wer wenig Geld hat und jetzt nicht sozusagen sich bedienen kann, der wird der Verlierer sein."
In Hamburg, Frankfurt und München gibt es praktisch keine leerstehenden Wohnungen mehr. In Berlin zum Beispiel sind es nur noch 2,6 Prozent aller Wohnungen, die nicht vermietet sind. Tendenz sinkend.
Familien mit Kindern werden an den Stadtrand gedrängt
Schon heute ist ein Trend unübersehbar: Diejenigen, die eine Wohnung haben, werden sie so schnell nicht wieder aufgeben, sagt Thomsen. Selbst Alleinstehende, für die die Wohnung eigentlich viel zu groß ist, werden sich hüten auszuziehen. Die jetzt eingeführt Mietpreisbremse wird daran gar nichts ändern, sagt Thomsen. Im Gegenteil: Am Schluss könne es dank der Mietpreisbremse zwar einige wenige billige Wohnungen geben. Nur: Wer diese dann bekommt, sei eine ganz andere Frage.
Deshalb fordert Thomsen einen radikalen Kurswechsel:
Deshalb fordert Thomsen einen radikalen Kurswechsel:
"Mieten muss teurer werden und nicht billiger in den zentralen Lagen. Und vielleicht könnte man etwas von dem Geld in einer Art Sonderumlage abschöpfen und den Menschen zur Verfügung stellen, die drauf angewiesen sind, dort hinzuziehen und nicht genug Einkommen haben."
Mit anderen Worten: Statt der Mietpreisbremse fordert er die Unterstützung von Menschen, die finanziell weniger gutgestellt sind. Damit hätten auch sie Chancen auf dem Wohnungsmarkt. Nur so ließe sich verhindern, dass Familien mit kleinen Kindern an den Stadtrand verdrängt werden, während vermögende, kinderlose Ehepaare Altbauwohnungen in den Innenstädten kaufen. Das Fazit von Andreas Thomsen: Die Mietpreisbremse ist ökologischer Unsinn und ein menschliches Ärgernis.