"Das wichtigste Arbeitsmittel der Geheimdienste ist der Schredder"
Wissenschaftler und Verschwörungstheoretiker können sich freuen: Das US-Nationalarchiv will Akten zum Mord von John F. Kennedy veröffentlichen. In Deutschland erlischt die Geheimhaltungsfrist nach 30 Jahren und Millionen Akten liegen noch in den Archiven.
Theoretisch ist es in Deutschland möglich, die Bestände aus dem Jahr 1987, zu veröffentlichen. "Noch sind wir nicht soweit, wir träumen noch von dieser 30-Jahres-Frist – auch in Deutschland", sagt Historiker und Autor Josef Foschepoth. Der Forscher beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Geheimdokumenten aus Deutschland. "Damals waren wir sehr überrascht als– unter meinem kräftigen Zutun – wir entdeckten, dass wir Millionen von Geheimakten noch in den Archiven haben. Seitdem wird das systematisch aufgearbeitet." Der Historiker hofft, dass Deutschland im Jahre 2025 so weit sei, dass regelmäßig nach 30 Jahren die Geheimakten tatsächlich veröffentlicht werden.
"Sie wollen das nicht an die Öffentlichkeit bringen"
Die Akten von vor 30 Jahren seien zwar frei, es brauche aber Zeit, bis die Behörden, Ministerien und Geheimdienste die Dokumente sichten, sie dem Bundesarchiv übergeben, die sie dann schließlich veröffentlicht. Die "Vorarbeit" ist von den staatlichen Stellen bisher nicht geleistet worden. "Man kann auch sagen, die Geschichte der Bundesrepublik ist noch nicht geschrieben", sagt Foschepoth. "Staaten und Geheimdienste und alle die solche Akten produzieren, scheuen ja irgendwie das Licht wie der Teufel das Weihwasser", klagt der Historiker. "Das heißt, sie wollen das nicht an die Öffentlichkeit bringen."
Dagegen stehe das generelle Informationsrecht der Bürger. Die Masse der Geheimdokumente scheint riesig zu sein. Das Verteidigungsministerium zähle ihre Akten etwa in Kilometern – die Menge sei unvorstellbar, sagt Foschepoth. Ein Großteil der geheimen Akten werde lange vor ihrer Veröffentlichung vernichtet. "Das wichtigste Arbeitsmittel der Geheimdienste ist der Schredder."
Kohl hat seine Geheimnisse mit ins Grab genommen
Jeder Politiker sei daran interessiert, ein positives Bild zu hinterlassen – schon deshalb seien viele Akten vernichtet worden. "Denken Sie etwa an Kanzler Kohl, der ja gewissermaßen die freundschaftlichen Dienste desjenigen, der gewissermaßen die Geldbeträge der CDU hinterlassen hat, mit ins Grab genommen hat", sagt Foschepoth.