Nach der Inszenierung des angeblichen Journalisten-Mordes
Nach dem Wiederauftauchen des angeblich ermordeten russischen Journalisten Arkadi Babtschenko stellen sich viele Fragen. Unser Korrespondent Florian Kellermann sagt, die ukrainische Regierung habe die Wirkung ihrer Geheimdienstaktion offenbar falsch eingeschätzt.
Nach der überraschenden Wende im Fall des russischen Journalisten Arkadi Babtschenko hält unser Korrespondent Florian Kellermann den Ausgang der Affäre keineswegs für entschieden. Die ukrainische Regierung habe die Reaktionen im Westen offenbar falsch eingeschätzt, sagte Kellermann im Deutschlandfunk Kultur.
"Sie ist offenbar davon ausgegangen, dass sie gefeiert wird für diese Aktion." Das habe sich am Mittwoch daran gezeigt, wie der Generalstaatanwalt Juri Luzenko bei der Pressekonferenz zusammen mit Babtschenko aufgetreten sei. Er habe sich dort damit gebrüstet, welche Solidarität die Ukraine im Westen erfahren habe, nachdem dieser angebliche Mord an Babtschenko bekannt geworden sei. "Ich habe das Gefühl, dass dort eben auch noch nicht richtig verstanden wird, wie wir hier ticken, dass wir uns an der Nase herumgeführt fühlen und verschaukelt fühlen und dass das manche eben auch der Ukraine auch sehr übel nehmen."
Zweifel am Vorgehen
Manches habe einen zweifelhaften Eindruck hinterlassen, sagte Kellermann. "Insbesondere wie sich die ukrainischen Behörden dargestellt haben, wie sie sich selbst gefeiert haben." Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko habe sich am Abend mit Babtschenko getroffen und die Arbeit des Geheimdienstes über den grünen Klee gelobt und damit auch sich selbst. "Die Ukraine muss jetzt auch beweisen, dass es wirklich nötig war, die ganze Welt an der Nase herumzuführen."
Die Freunde von Babtschenko hätten nach der überraschenden Nachricht, zunächst einmal gefeiert, dass er am Leben ist, sagte Kellermann. Aber es komme der Moment für kritische Fragen, inwieweit dieses Vorgehen notwendig gewesen sei.
"Klar ist auch, dass das Renomee von Babtschenko erstmal in Frage steht", sagte Kellermann. Der Journalist habe mit dem ukrainischen Geheimdienst zusammen gearbeitet. "Insofern hat er seinen Status als unabhängiger Beobachter erstmal ein Stück weit eingebüßt." Vielleicht habe er so handeln müssen, aber Babtschenko werde jetzt erstmal als staatsnah wahrgenommen. Es werde sich zeigen, inwieweit die Beweise stichhaltig seien, die die Ukraine zur Notwendigkeit dieser Aktion vorlegen werde.
Der fingierte Anschlag auf den kremlkritischen Journalisten hatte sich als Spezialeinsatz des ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU erwiesen. Überraschend war Babtschenko am Mittwoch lebendig und unverletzt bei einer Pressekonferenz in Kiew aufgetreten, bei der der SBU über einen angeblich geplanten Mordanschlag des russischen Geheimdienstes informierte.