Gehobenes Boulevard
"Im Schlitten Schopenhauers" schildert aus der Sicht von vier verschiedenen Personen den geistigen Verfall eines Philosophie-Professors. Mit viel spielerischem Witz und spöttischem Sarkasmus gibt Yasmina Reza, die hierzulande vor allem als Theaterautorin bekannt ist, hier Reflexionen über den Sinn des Philosophierens wieder, aufgelöst in viele kleine aphoristische Pointen von großem Witz.
Yasmina Reza ist in Deutschland noch immer eine Autorin, die man vorwiegend mit dem Theater assoziiert. Ihr Stück "Kunst" wurde ein internationaler Erfolg. Allein hierzulande haben es über 100 Bühnen gespielt. Diese Form des gehobenen Boulevards, der Zeitdiagnostik mit Tiefgang und geistreichen Dialogen, ist ganz sicher ihre erste Spezialität, eine Spezialität, mit der sie sich sehr bewusst in die Tradition Thomas Bernhards stellt.
Wie dieser hat Yasmina Reza aber in den letzten Jahren immer stärker auch ein gewissermaßen zweites literarisches Standbein aufgebaut, nämlich die Prosa. Vor allem ihre beiden Romane "Eine Verzweiflung" und "Adam Haberberg" fanden auch in Deutschland ein großes Echo.
Nun bekommen wir einen Text, den man am ehesten als kleine Prosa bezeichnen kann. "Im Schlitten Schopenhauers" schildert aus der Sicht von vier verschiedenen Personen den geistigen Verfall eines Philosophie-Professors. Besagter Intellektueller hatte sein gesamtes wissenschaftliches Arbeitsleben Spinoza und seiner Optimismus-Doktrin gewidmet. Nun, da ihn die geistigen Kräfte verlassen, hadert er mit sich: Hätte er sich nicht dem Pessimisten Schopenhauers widmen sollen? Seine Umgebung nimmt zu dieser "Umwertung aller Werte" (Nietzsche) auf verschiedene Weise Stellung.
Unter der Hand entwickelt sich ein Netz aus Reflexionen zum Thema: Was kann die Beschäftigung mit der Philosophie, ja mit geistigen Dingen allgemein zur individuellen Daseinsbewältigung beiragen? Wie bei dieser Autorin nicht anders zu erwarten, geht das nicht abstrakt und theoretisch vor sich (ganz im Gegenteil wird die Theorieverliebtheit der französischen Intellektuellen der letzten Jahrzehnte gnadenlos auf die Schippe genommen), sondern sehr spielerisch, konversationell und aufgelöst in viele kleine aphoristische Pointen von großem Witz.
So ist wieder ein typischer Reza-Text entstanden: aus dem Theatermonolog lebend, dazu spöttisch und sarkastisch, intellektuell reizvoll und gleichzeitig sprachlich sehr verspielt. Die Quintessenz formuliert der Freund des kranken Philosophieprofessors, und dahinter wird man wohl auch die Position der Autorin erblicken dürfen:
"Viele Dinge können einen Sinn haben oder eine Relevanz, das Leben nicht, das Ganze hat keinerlei Sinn, aber jedes seiner Teile schon. Hält das philosophisch stand? O ja. Das hält noch am besten stand."
Yasmina Reza: Im Schlitten Arthur Schopenhauers
Aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Hanser Verlag, München 2006
70 Seiten
Wie dieser hat Yasmina Reza aber in den letzten Jahren immer stärker auch ein gewissermaßen zweites literarisches Standbein aufgebaut, nämlich die Prosa. Vor allem ihre beiden Romane "Eine Verzweiflung" und "Adam Haberberg" fanden auch in Deutschland ein großes Echo.
Nun bekommen wir einen Text, den man am ehesten als kleine Prosa bezeichnen kann. "Im Schlitten Schopenhauers" schildert aus der Sicht von vier verschiedenen Personen den geistigen Verfall eines Philosophie-Professors. Besagter Intellektueller hatte sein gesamtes wissenschaftliches Arbeitsleben Spinoza und seiner Optimismus-Doktrin gewidmet. Nun, da ihn die geistigen Kräfte verlassen, hadert er mit sich: Hätte er sich nicht dem Pessimisten Schopenhauers widmen sollen? Seine Umgebung nimmt zu dieser "Umwertung aller Werte" (Nietzsche) auf verschiedene Weise Stellung.
Unter der Hand entwickelt sich ein Netz aus Reflexionen zum Thema: Was kann die Beschäftigung mit der Philosophie, ja mit geistigen Dingen allgemein zur individuellen Daseinsbewältigung beiragen? Wie bei dieser Autorin nicht anders zu erwarten, geht das nicht abstrakt und theoretisch vor sich (ganz im Gegenteil wird die Theorieverliebtheit der französischen Intellektuellen der letzten Jahrzehnte gnadenlos auf die Schippe genommen), sondern sehr spielerisch, konversationell und aufgelöst in viele kleine aphoristische Pointen von großem Witz.
So ist wieder ein typischer Reza-Text entstanden: aus dem Theatermonolog lebend, dazu spöttisch und sarkastisch, intellektuell reizvoll und gleichzeitig sprachlich sehr verspielt. Die Quintessenz formuliert der Freund des kranken Philosophieprofessors, und dahinter wird man wohl auch die Position der Autorin erblicken dürfen:
"Viele Dinge können einen Sinn haben oder eine Relevanz, das Leben nicht, das Ganze hat keinerlei Sinn, aber jedes seiner Teile schon. Hält das philosophisch stand? O ja. Das hält noch am besten stand."
Yasmina Reza: Im Schlitten Arthur Schopenhauers
Aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Hanser Verlag, München 2006
70 Seiten