Geisterjagd auf kenianisch
"Soul Boy" ist eine deutsch-afrikanische Erfolgsgeschichte. Die Idee zu dem Film entstand bei einem Workshop in Nairobi mit dem deutschen Regisseur Tom Tykwer. Der half der Regisseurin Hawa Essuman beim Dreh und Schnitt und sorgt mit seiner Produktionsfirma für die Vermarktung in Europa.
Ein Junge liegt schweißüberströmt in seinem Bett, murmelt vor sich hin. Der Junge heißt Abila und träumt einen Albtraum: Er liegt auf einem steinigen Gleisbett, ein Zug nähert sich.
Abila wird von dem jungen Samson Odhiambo gespielt, er wurde im Slum von Kibera geboren und lebt immer noch hier.
Samson Odhiamba: "Dieses Spiel wird oft in Kibera gespielt, Kinder, die sich auf die Gleise setzen. Aber ich habe das nie gespielt, weil ich mich vor Zügen fürchte. Aber ich musste diese Szene im Film spielen. Wir haben also mit dem Zugführer gesprochen und er wusste genau, was er zu tun hatte. Es war gut gemacht, sehr gut geplant und niemand war gefährdet."
In einem Filmworkshop wurde die Idee zu "Soul Boy" entwickelt. Tom Tykwer arbeitet seit zwei Jahren in Nairobi mit jungen Kenianern zusammen, die zwar erste Erfahrungen in heimischen Fernsehproduktionen gewonnen haben, doch keine Ahnung besitzen, wie Geschichten für Filmproduktionen entwickelt werden, wie Filmteams überhaupt arbeiten. Denn die kenianische Filmindustrie steckt in ihren Anfängen: Es gibt hier keine Filmhochschulen, keine Ausbildung in den einzelnen Handwerken wie Schnitt, Kamera oder Ton.
Im September und im November war Tom Tykwer für den zweiten Filmworkshop und Dreh im Land. Am Set - bei einer Mittagspause - erzählt der Regisseur, dass er hier in Kenia eine "Scharnierfunktion" besäße:
"Wir haben tausend Berührungspunkte auch. Das Adäquate daran, warum ich mich auch nicht letztlich als eigentümlicher Tourist hier fühle, ist dass man mich hier jenseits von irgendwelchen Charity-Dimensionen gebrauchen kann. Es gibt einen Input, der tiefer geht als eine reine Entwicklungshilfe-Dimension, es gibt eine Notwendigkeit an Austausch, ein Geben und ein Nehmen zwischen den Leuten hier, zwischen uns, das letztlich natürlich auf Augenhöhe stattfindet und nicht eine Wohltätigkeitsgeste beinhaltet."
Für sein afrikanisches Engagement hat Tom Tykwer gemeinsam mit seiner Frau Marie Steinmann eine alternative Filmproduktion gegründet: One Fine Day Films. Für "Soul Boy" schrieb der kenianische Journalist und Schriftsteller Billy Kahora sein erstes Drehbuch. Verfilmt hat es die kenianisch-ghanaische Nachwuchsregisseurin Hawa Essuman, die Kahoras Artikel und Bücher schon kannte.
"Er hat eine sehr interessante Sicht auf Nairobi. Auf uns, wie wir leben und wer wir sind. Denn wir leben im 21. Jahrhundert, wir sind Teil der ersten Welt! Aber wir sind auch sehr verwurzelt mit unseren Traditionen mit denen wir auch leben. Billy Kahora erzählt, wie wir von diesen Traditionen beeinflusst werden, wie sie unserem Leben Farbe verleihen und genau davon handelt auch sein Drehbuch über Soul Boy."
Die Macher von "Soul Boy" spielen mit den Mythen, die in der Stammeskultur der Luos eine große Rolle spielen. Der junge Darsteller Samson Odhiambo, der Abila verkörpert, findet eines Morgens den Vater am Boden liegend in seiner Hütte. Der erklärt jedoch, er sei nicht betrunken, sondern verhext worden und seine Seele sei von einer Nyawawa gestohlen worden. Ein Aberglaube, der von Generation zu Generation weiter erzählt wird. Geschichten, die Samson gut kennt, schließlich ist er ein Luo.
"Wenn wir in das Dorf meiner Großmutter fuhren, dann hat sie mir immer die Geistergeschichten von den Nyawawas erzählt. Wie sie die Menschen in ihren Häusern aufgesucht, ja gejagt haben. Die einzige Möglichkeit die Geister einzuschüchtern – war – in dem die Menschen Trommeln schlugen. Wenn dies alle taten, hatten die Nyawawas keine Chance. Sie wurden in die Flüsse oder in die Wildnis getrieben, wo ihre Seelen weiter existierten."
Für den Vater gibt es im Spielfilm "Soul Boy" Rettung. Abila besucht die Nyawawa im Slum von Kibera.
Soul Boy ist eine Erfolgsgeschichte in vielerlei Hinsicht: Der Spielfilm wurde auf zahlreiche europäische Festivals gezeigt, gewann Preise und Samson Odhiambo erhielt beim kenianischen Filmpreis – der erst seit zwei Jahren verliehen wird - sogar den "Kalasha Award" für die beste männliche Hauptrolle. Wenn er im nächsten Jahr die High School beendet hat, möchte er Schauspieler werden.
Auch Hawa Essuman hat von der Zusammenarbeit mit Tom Tykwer profitiert. 10 Monate habe er geduldig ihren Schnitt begleitet, immer wieder Änderungsvorschläge gemacht, bis er den Film akzeptierte. Am Ende war sie glücklich, als Tykwer zu ihr sagte: Hawa, Du hast es geschafft." Doch der schönste Moment sei dann für sie die Freiluft- Vorführung von "Soul Boy" im Slum von Kibera gewesen, der Applaus des Publikums:
"So eine Vorführung möchte ich für jeden meiner Filme haben und nicht diese geschlossene Kinoatmosphäre. Ich will Leute im Kino haben und vor allem die, über die der Film erzählt, dass kann unsere Kinolandschaft stärken, sie wachsen lassen. Ich bin so ungeduldig und ich hätte es gerne, wenn es schneller geht."
Abila wird von dem jungen Samson Odhiambo gespielt, er wurde im Slum von Kibera geboren und lebt immer noch hier.
Samson Odhiamba: "Dieses Spiel wird oft in Kibera gespielt, Kinder, die sich auf die Gleise setzen. Aber ich habe das nie gespielt, weil ich mich vor Zügen fürchte. Aber ich musste diese Szene im Film spielen. Wir haben also mit dem Zugführer gesprochen und er wusste genau, was er zu tun hatte. Es war gut gemacht, sehr gut geplant und niemand war gefährdet."
In einem Filmworkshop wurde die Idee zu "Soul Boy" entwickelt. Tom Tykwer arbeitet seit zwei Jahren in Nairobi mit jungen Kenianern zusammen, die zwar erste Erfahrungen in heimischen Fernsehproduktionen gewonnen haben, doch keine Ahnung besitzen, wie Geschichten für Filmproduktionen entwickelt werden, wie Filmteams überhaupt arbeiten. Denn die kenianische Filmindustrie steckt in ihren Anfängen: Es gibt hier keine Filmhochschulen, keine Ausbildung in den einzelnen Handwerken wie Schnitt, Kamera oder Ton.
Im September und im November war Tom Tykwer für den zweiten Filmworkshop und Dreh im Land. Am Set - bei einer Mittagspause - erzählt der Regisseur, dass er hier in Kenia eine "Scharnierfunktion" besäße:
"Wir haben tausend Berührungspunkte auch. Das Adäquate daran, warum ich mich auch nicht letztlich als eigentümlicher Tourist hier fühle, ist dass man mich hier jenseits von irgendwelchen Charity-Dimensionen gebrauchen kann. Es gibt einen Input, der tiefer geht als eine reine Entwicklungshilfe-Dimension, es gibt eine Notwendigkeit an Austausch, ein Geben und ein Nehmen zwischen den Leuten hier, zwischen uns, das letztlich natürlich auf Augenhöhe stattfindet und nicht eine Wohltätigkeitsgeste beinhaltet."
Für sein afrikanisches Engagement hat Tom Tykwer gemeinsam mit seiner Frau Marie Steinmann eine alternative Filmproduktion gegründet: One Fine Day Films. Für "Soul Boy" schrieb der kenianische Journalist und Schriftsteller Billy Kahora sein erstes Drehbuch. Verfilmt hat es die kenianisch-ghanaische Nachwuchsregisseurin Hawa Essuman, die Kahoras Artikel und Bücher schon kannte.
"Er hat eine sehr interessante Sicht auf Nairobi. Auf uns, wie wir leben und wer wir sind. Denn wir leben im 21. Jahrhundert, wir sind Teil der ersten Welt! Aber wir sind auch sehr verwurzelt mit unseren Traditionen mit denen wir auch leben. Billy Kahora erzählt, wie wir von diesen Traditionen beeinflusst werden, wie sie unserem Leben Farbe verleihen und genau davon handelt auch sein Drehbuch über Soul Boy."
Die Macher von "Soul Boy" spielen mit den Mythen, die in der Stammeskultur der Luos eine große Rolle spielen. Der junge Darsteller Samson Odhiambo, der Abila verkörpert, findet eines Morgens den Vater am Boden liegend in seiner Hütte. Der erklärt jedoch, er sei nicht betrunken, sondern verhext worden und seine Seele sei von einer Nyawawa gestohlen worden. Ein Aberglaube, der von Generation zu Generation weiter erzählt wird. Geschichten, die Samson gut kennt, schließlich ist er ein Luo.
"Wenn wir in das Dorf meiner Großmutter fuhren, dann hat sie mir immer die Geistergeschichten von den Nyawawas erzählt. Wie sie die Menschen in ihren Häusern aufgesucht, ja gejagt haben. Die einzige Möglichkeit die Geister einzuschüchtern – war – in dem die Menschen Trommeln schlugen. Wenn dies alle taten, hatten die Nyawawas keine Chance. Sie wurden in die Flüsse oder in die Wildnis getrieben, wo ihre Seelen weiter existierten."
Für den Vater gibt es im Spielfilm "Soul Boy" Rettung. Abila besucht die Nyawawa im Slum von Kibera.
Soul Boy ist eine Erfolgsgeschichte in vielerlei Hinsicht: Der Spielfilm wurde auf zahlreiche europäische Festivals gezeigt, gewann Preise und Samson Odhiambo erhielt beim kenianischen Filmpreis – der erst seit zwei Jahren verliehen wird - sogar den "Kalasha Award" für die beste männliche Hauptrolle. Wenn er im nächsten Jahr die High School beendet hat, möchte er Schauspieler werden.
Auch Hawa Essuman hat von der Zusammenarbeit mit Tom Tykwer profitiert. 10 Monate habe er geduldig ihren Schnitt begleitet, immer wieder Änderungsvorschläge gemacht, bis er den Film akzeptierte. Am Ende war sie glücklich, als Tykwer zu ihr sagte: Hawa, Du hast es geschafft." Doch der schönste Moment sei dann für sie die Freiluft- Vorführung von "Soul Boy" im Slum von Kibera gewesen, der Applaus des Publikums:
"So eine Vorführung möchte ich für jeden meiner Filme haben und nicht diese geschlossene Kinoatmosphäre. Ich will Leute im Kino haben und vor allem die, über die der Film erzählt, dass kann unsere Kinolandschaft stärken, sie wachsen lassen. Ich bin so ungeduldig und ich hätte es gerne, wenn es schneller geht."