Geistesflüge mit Konzertflügel

Die 5. Klaviersonate von Alexander Skrjabin

Klaviertasten
Symbolbild: Klaviertasten © Imago / AFLO
Moderation: Olaf Wilhelmer |
Mysterium und Ekstase prägen die fulminante Klaviermusik von Alexander Skrjabin. Seine fünfte Sonate wird von den Pianisten besonders geschätzt. Die Pfade, die sich Horowitz, Gould und andere durch dieses musikalische Dickicht gebahnt haben, sind dabei sehr unterschiedlich.
Die Idee hatte es ihm angtan: Inmitten der Arbeit an seiner üppigen Tondichtung "Le poème de l'extase" schrieb Alexander Skrjabin innerhalb weniger Tage seine 5. Klaviersonate. Was der russische Komponist da 1907 in der Schweiz zu Papier brachte, ist für sein Denken beispielhaft: Musik ist ein Weg der Einweihung, und Einweihung ein Weg zur Ekstase. Entsprechend bewegt geht es in dem gut zehnminütigen, einsätzigen Werk zu, in dem sich die klassische Sonatenform nur noch als gleichsam verblasster historischer Hintergrund zeigt. Wichtiger war Skrjabin seine der Theosophie entlehnte Weltanschauung, die er dem Werk in Form eines beschwörenden Gedichts voranstellte.
Müssen sich Skrjabins Interpreten auf diese Welt einlassen? Müssen sie sie überhaupt kennen? Genügt es, die Noten möglichst genau zu spielen? Historische Aufnahmen des Werks gehen mit dem hochvirtuosen Notentext sehr frei um und konzentrieren sich auf Geste und Geist dieser Musik – zum Beispiel die Lesart von Vladimir Horowitz, der Skrjabin noch persönlich erlebt hat. Ganz anders Glenn Gould, der Skrjabin aus der Distanz zu sezieren scheint. Vor dem Schlagabtausch dieser und anderer Klaviergiganten der Vergangenheit brauchen sich indes einige jüngere Pianisten nicht zu verstecken, darunter Marc-André Hamelin, Maria Lettberg und Anna Malikova.