Geistige Öde in der ewigen Stadt
Niccolò Ammaniti ist nach Umberto Eco wohl der erfolgreichste Autor Italiens. Seine Parodie auf die macht- und geldgierige Gesellschaft Italiens findet ein absurdes Happy End auf einer aus dem Ruder laufenden Milliardärsparty: ein etwas kunstloser, feuilletonistischer Roman.
Niccolò Ammaniti, Jahrgang 1966, ist einer der gefeierten Schriftsteller der jüngeren Generation in Italien. Mit dem Premio Strega preisgekrönt, verfilmt und Autor weithin, auch in Deutschland, gelobter Romane wie "Ich habe keine Angst" (2004) und "Wie es Gott gefällt" (2010). In einer Art gesellschaftlichem Nihilismus beschreibt er die neoliberalen Konsumenten als durch und durch korrumpiert von Fernsehen, Spaßgesellschaft und Horrortrash, die "höheren Schichten" durch Geldgier, Geschmacklosigkeit und Kokain.
Selten aber wirkungsvoll blitzt ab und zu etwas urwüchsige Menschlichkeit durch, aber am Ende siegt stets der Stumpfsinn. In "Wie es Gott gefällt" erzählt Ammaniti die Geschichte eines nicht ganz unsympathischen Neofaschisten. "Ich und Du" (2012) schildert die Entziehungskur einer jungen Drogenabhängigen.
Nach diesen gleichzeitig schonungslosen wie komischen und rührenden Milieustudien mit eindeutig sozialkritischer Absicht nimmt sich Ammaniti eine Auszeit an literarischer Seriosität und sorgt mit dem Roman "Lasst die Spiele beginnen" für kolportagehaften Klamauk. Parallel erzählt er die Geschichte einer grotesken satanischen Kleingruppe, die unter dem Kommando des Möbelverkäufers Saverio steht, und die des erfolgreichen Schriftstellers und Frauenjägers Fabrizio. Beide werden dann auf der gänzlich aus dem Ruder laufenden Milliardärsparty im privatisierten Park der Villa Ada zusammengeführt und zu einem absurden Happy End gestrickt.
Selten aber wirkungsvoll blitzt ab und zu etwas urwüchsige Menschlichkeit durch, aber am Ende siegt stets der Stumpfsinn. In "Wie es Gott gefällt" erzählt Ammaniti die Geschichte eines nicht ganz unsympathischen Neofaschisten. "Ich und Du" (2012) schildert die Entziehungskur einer jungen Drogenabhängigen.
Nach diesen gleichzeitig schonungslosen wie komischen und rührenden Milieustudien mit eindeutig sozialkritischer Absicht nimmt sich Ammaniti eine Auszeit an literarischer Seriosität und sorgt mit dem Roman "Lasst die Spiele beginnen" für kolportagehaften Klamauk. Parallel erzählt er die Geschichte einer grotesken satanischen Kleingruppe, die unter dem Kommando des Möbelverkäufers Saverio steht, und die des erfolgreichen Schriftstellers und Frauenjägers Fabrizio. Beide werden dann auf der gänzlich aus dem Ruder laufenden Milliardärsparty im privatisierten Park der Villa Ada zusammengeführt und zu einem absurden Happy End gestrickt.
Überdruss am Business
Es scheint, hier habe mit der Fabrizio-Story sich ein Mitglied des Literaturbetriebs seinen ganzen Überdruss an dem Business um die Dichtung von der Leber geschrieben, von dem Jahrmarkt der Eitelkeiten und Sumpf der Intrige. Gewiss wird ein Kenner der italienischen Verlagslandschaft viele Figuren und Institutionen wieder erkennen, aber sie scheinen kaum anders strukturiert als in Deutschland. Streckenweise gelingen Ammaniti grelle, zutreffende Bilder der Eitelkeit.
Etwa wenn er das humanitäre Engagement als letzte aufgesetzte Volte des narzisstischen Egoisten beschreibt. Aber wenn im Park der Ewigen Stadt, untertunnelt von frühchristlichen Katakomben, verwilderte sowjetische Leistungssportler die Buffets plündern und die dekadenten Gäste morden, dazwischen die Provinzsatanisten - dann dreht das Ganze doch etwas durch und lässt beim Leser eine überreizte Öde zurück. Diese Öde ist aber nicht nur die geistige Öde der Protagonisten, die bei Ammaniti als perverse letzte Menschen erscheinen, sondern leider auch die erzählerische Öde des Romans, der etwas tarantinoesk mit "Splattereffekten" auftrumpft, die alle mitunter treffende Satire in Gewalt- und Modersumpf ersticken.
"Lasst die Spiele beginnen" ist ein feuilletonistischer Roman, gut für eine Debatte über den Zustand der Gesellschaft, aber leider zu kunstlos für die Literatur.
Besprochen von Marius Meller
Etwa wenn er das humanitäre Engagement als letzte aufgesetzte Volte des narzisstischen Egoisten beschreibt. Aber wenn im Park der Ewigen Stadt, untertunnelt von frühchristlichen Katakomben, verwilderte sowjetische Leistungssportler die Buffets plündern und die dekadenten Gäste morden, dazwischen die Provinzsatanisten - dann dreht das Ganze doch etwas durch und lässt beim Leser eine überreizte Öde zurück. Diese Öde ist aber nicht nur die geistige Öde der Protagonisten, die bei Ammaniti als perverse letzte Menschen erscheinen, sondern leider auch die erzählerische Öde des Romans, der etwas tarantinoesk mit "Splattereffekten" auftrumpft, die alle mitunter treffende Satire in Gewalt- und Modersumpf ersticken.
"Lasst die Spiele beginnen" ist ein feuilletonistischer Roman, gut für eine Debatte über den Zustand der Gesellschaft, aber leider zu kunstlos für die Literatur.
Besprochen von Marius Meller
Niccolò Ammaniti: Lasst die Spiele beginnen
Aus dem Italienischen übersetzt von Ulrich Hartmann und Petra Kaiser
Piper, München 2013
336 Seiten, 19,99 Euro
Aus dem Italienischen übersetzt von Ulrich Hartmann und Petra Kaiser
Piper, München 2013
336 Seiten, 19,99 Euro