Gekündigte Deutschlehrer

Goethe-Institut verhielt sich jahrelang rechtswidrig

Deutschunterricht in Schwäbisch Gmünd
Eine Reihe der 400 Deutschlehrerinnen und -lehrer des Goethe-Instituts steht vor dem Nichts. © dpa / picture-alliance / Franziska Kraufmann
Von Claudia van Laak |
Das Goethe-Institut lässt sich für seine progressive Kulturpolitik bewundern, während es gleichzeitig seine Mitarbeiter ausbeutet, kommentiert Claudia van Laak. Deutsch-Lehrkräfte wurden jahrelang scheinselbstständig beschäftigt. Das flog auf – 400 Menschen sind nun ihren Job los.
Das Goethe-Institut – es hat im In- und Ausland einen Ruf wie Donnerhall. Es beschränkt sich nicht auf die Vermittlung von deutscher Rechtschreibung und Grammatik, sondern betreibt aktive Kulturpolitik, gerne auch in der Auseinandersetzung mit autokratischen Systemen. Das Goethe-Institut unter Präsident Klaus-Dieter Lehmann steht für Meinungs- und Kunstfreiheit, unterstützt demokratische Bewegungen im Ausland genauso wie widerspenstige Künstler. Ein Exportschlager ersten Ranges also. In seinen zwölf Inlands-Instituten bietet es Sprachkurse für Ausländer an und unterstützt zum Beispiel Ehrenamtliche bei deren Engagement für Flüchtlinge.

Doppeltes Spiel

Aber das Goethe-Institut spielt ein doppeltes Spiel – es lässt sich für seine progressive Kulturpolitik bewundern, während es gleichzeitig seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbeutet. Nicht nur, dass es zwei Drittel seiner Deutschlehrinnen und Deutschlehrer lediglich als Honorarlehrkräfte beschäftigt. Viel schlimmer ist, dass das Goethe-Institut geltende Gesetze jahrelang gebrochen hat, indem es Deutsch-Dozenten als Freiberufler behandelt hat, obwohl sie in Wirklichkeit scheinselbstständig waren - und das Goethe-Institut als Arbeitgeber Krankenkassen- und Rentenversicherungsbeiträge für sie hätte abführen müssen. Damit nicht genug – das Sprach- und Kulturinstitut mit dem klingenden Namen hat alle Warnungen in den Wind geschlagen und diese rechtswidrige Praxis bis zuletzt beibehalten. Der Druck der Deutschen Rentenversicherung hat jetzt dazu geführt, dass knapp 400 Deutsch-Dozenten von heute auf morgen auf die Straße gesetzt wurden.

Unprofessionelles Krisen-Management

Jetzt ist der Image-Schaden kaum abzusehen, zumal das Krisen-Management unprofessioneller kaum sein könnte. Sprachkurse wurden im Internet kurzerhand als "ausgebucht" gekennzeichnet, obwohl sie in Wirklichkeit wegen fehlender Dozenten nicht stattfinden konnten. Von Transparenz keine Spur – weder der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann noch der Generalsekretär Johannes Ebert geben Auskunft. Es erschien lediglich eine dürre Pressemitteilung, in der man es bedauert, wenn dies zu sozialen Härten bei Honorarlehrkräften führen würde. Das klingt zynisch – steht doch eine ganze Reihe der 400 Deutschlehrerinnen und -lehrer vor dem Nichts, viele von ihnen wissen nicht, wie sie im nächsten Monat ihre Miete bezahlen sollen.
 Claudia van Laak
Claudia van Laak© ©Deutschlandradio / Bettina Straub
"Wir suchen Antworten auf die Zukunftsfragen der globalisierten Welt", so steht es wohlklingend im aktuellen Jahrbuch des Goethe-Instituts. Vor den Zukunftsfragen der globalisierten Welt steht allemal ein fairer Umgang mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
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