Gelbwesten in Stuttgart

Politik in der "Repräsentationskrise"

Demonstration auf dem Stuttgarter Wilhelmplatz gegen das Diesel-Fahrverbot in der Stadt.
Demonstration auf dem Stuttgarter Wilhelmplatz gegen das Diesel-Fahrverbot in der Stadt. © picture alliance / dpa / Christoph Schmidt
Mathias Greffrath im Gespräch mit Anke Schaefer |
Jetzt werden auch in Deutschland gelbe Westen getragen. Der Publizist Mathias Greffrath sieht tiefere Ursachen für die auf die Straße getragene Unzufriedenheit. Bei seiner Analyse blickt er auch in Richtung Bundestag.
Jetzt gibt es auch Gelbwesten in Deutschland: In Stuttgart demonstrierten erboste Diesel-Fahrer. 1200 gelbe Westen forderten "Freie Fahrt für meinen Diesel!" oder "Pro Diesel, keine Enteignung".
Der Publizist Mathias Greffrath sieht in dem Umstand, dass sich "die Gelbwesten in Deutschland am Diesel entzünden", einen "schlimmen Kulturverlust". Die Diesel-Fahrer in Stuttgart redeten über Enteignung auf die gleiche Weise wie die Stromkonzerne über den Ausstieg aus der Kohle, kritisierte er im Deutschlandfunk Kultur.

Nur 200.000 Bürger entscheiden über den Bundestag

Generell konstatierte Greffrath aber eine "tiefe Krise der Repräsentation" in Deutschland:
"Wir haben 600 Bundestagsabgeordnete und wir haben 200.000 aktive Mitglieder in den Parteien, die im Grunde entscheiden, wer in den Bundestag kommt", sagte er. Von außen komme keiner mehr.
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Publizist Mathias Greffrath: Blockierte Strukturreformen© imago/Horst Galuschka
Diese Krise werde von den Bürger gespürt, sagte Greffrath. Und sie entzünde sich dann "an Löhnen, am Autofahren, an sonstwas".

Vier apokalyptische Reiter

Zugleich hätten die Bürger ein Gefühl dafür, dass "vier große apokalyptische Reiter" auf sie zukämen: "Automation, Klima, Migration und Alterung der Gesellschaft".
Dafür reiche das Drehen an kleinen Rädern nicht mehr - nötig seien Strukturreformen. Doch die würden von Lobbys und Intressen blockiert.
"An der Stelle müsste natürlich Politik passieren", betonte Greffrath.
(ahe)
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