Behalten! - Bargeld abschaffen sorgt für Probleme
Dass wir unser Geld auf Konten lagern, wo es durch Negativzinsen weniger wird, sei Enteignung, kommentiert Michael Braun. Dazu dürfte sich ein Rechtsstaat nicht hergeben. Unser Autor plädiert deshalb für die Nutzung von Bargeld.
Zunächst mal: Mein Geld, durch ehrliche Arbeit erworben, gehört mir. Klar, Steuern und Sozialabgaben werden abgeführt. Was des Staates ist, soll ihm zukommen. Aber dann endet das Zugriffsrecht des Staates.
Wer mein Geld braucht, um die Konjunktur anzukurbeln, muss mich motivieren, muss mir zum Beispiel einen Zins zahlen für mein Geld, das ich für Investitionen bereitstelle. Wenn ich mein Geld nicht dafür hergebe, dann stimmen wohl die Anreize nicht: Zu gering der in Aussicht gestellte Zins? Zu wenig Ertrag bei der Investition absehbar? Stimmen womöglich die Rahmenbedingungen für Investitionen nicht? Sind die Genehmigungsprozesse etwa für den Straßenbau zu langwierig? Sind die Arbeitsmärkte so stark reguliert, dass Unternehmen mögliche Aufträge nicht annehmen, weil sie die dafür notwenigen Arbeitskräfte in einer Flaute nicht mehr loswerden? Sind die Abgaben auf den Ertrag der Investitionen zu hoch?
Das sind Fragen, die sich der Staat stellen und politisch beantworten sollte. Das Bargeld abzuschaffen und Sparer in einen Negativzins zu pressen, hat bestenfalls mit dem Kurieren von Symptomen zu tun.
Schlimmer noch: Der Zwang, Geld auf Konten vorzuhalten und es dort durch Negativzinsen weniger werden zu lassen, stellt eine Enteignung dar. Dazu darf sich ein Rechtsstaat nicht hergeben.
Wenn die Zinsen marktbedingt negativ sind und ich aus freien Stücken mein Geld zur Bank trage, weil es dort sicherer ist, dann ist das meine Entscheidung. Zwingen darf mich niemand. Ich will eine Alternative haben. Bargeld zu Hause zu horten, ist eine solche. Ob ich es im Schrank verstecke, mir einen Safe kaufe, das Risiko eingehe, beklaut zu werden, das liegt in meiner Verantwortung. Bargeld abzuschaffen, ist keine Lösung.
Ich brauche es auch im Alltag. Ich will damit bezahlen können. Debit- und Kreditkarten und elektronische Bezahlfunktionen etwa über das Smartphone will ich nicht im Wege stehen. Sie sind bequem. Aber auch verführerisch: Schnell sind Kreditkartenschulden aufgelaufen, die mein Gehaltskonto in die roten Zahlen stürzen können, und das am Monatsanfang, wenn abgerechnet wird, die laufenden Ausgaben aber noch anstehen. Elektronische Bezahlfunktionen bergen auch ein Sicherheitsrisiko. Gut, Bargeld kann auch gestohlen werden, aber dabei kann ich die maximale Schadenshöhe selbst bestimmen. Ich muss mein Portemonnaie ja nicht mit Geld vollstopfen.
Das Wichtigste aber ist: Ich will entscheiden, wie ich mein Geld horte und wie ich bezahle. Den Staat geht das nichts an. Er sollte genug damit zu tun haben, mir sicheres und stabiles Geld zur Verfügung zu stellen. Das ist sein Job.