Geldsarkophage Atommeiler

Von Axel Schröder |
Atomstrom kostet deutlich mehr als Ökostrom. Seit 1970 wurde Energie aus Nuklearanlagen mit mindestens 187 Milliarden Euro gefördert. Für erneuerbare Energien gab es nur 54 Milliarden. Diese Zahlen hat das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft vorgelegt.
Die Männer tragen Badeschlappen. Weiße Kittel, die bis kurz über die Knie reichen, nackte Beine. In den Brusttaschen die obligatorischen Dosimeter, ein Messgerät für radioaktive Strahlung. Die Männer machen Pause von der Arbeit im Kontrollbereich des AKWs in Brunsbüttel. Den möglicherweise kontaminierten Arbeitsoverall müssen sie ausziehen, sich in die Personenschleusen stellen, Hände auf die Sensoren, die jedes strahlende Staubkorn aufspüren würden.

Computerstimme: "Sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins. Bitte umdrehen. Füße positionieren."

Das Atomkraftwerk Brunsbüttel steht seit dem Sommer 2011 still, seit dem Beschluss der Bundesregierung, acht deutsche AKWs abzuschalten. Strom produziert wurde hier zuletzt im Jahr 2007. Bis ein Kurzschluss zu einer Reaktorschnellabschaltung führte. Auch in den Jahren davor gab es schwere Zwischenfälle im Kraftwerk, Wasserstoffexplosionen im laufenden Betrieb. Eine Untersuchung der Kieler Behörde für Reaktorsicherheit ergab: Das Kernkraftwerk weist in 231 Punkten Mängel auf.

Das Atomkraftwerk von Brunsbüttel
Das Atomkraftwerk von Brunsbüttel© AP
Das Innere der Anlage strahlt
Obwohl schon seit Jahren keine Kettenreaktion mehr stattfindet und im Inneren des Reaktors gewaltige Kräfte freisetzt, müssen die Kontrollen aufrechterhalten werden. Das Innere der Anlage strahlt noch immer. Ausgestattet mit Handschuhen, Kittel und Überschuhen führt Kraftwerksleiter Knut Frisch zu den hoch radioaktiven Brennelementen, zum geöffneten Reaktordruckbehälter:

"Wir sind jetzt hier auf 42 Meter. Und vor uns haben wir unser Bassin, wo wir unseren Reaktor haben und unsere Brennelementwechselbühne. Unter der Brennelementwechselbühne finden sie unser Lagerbecken. Alles, was sie hier rundherum sehen ist absolut sauber, sauberer, als es draußen ist, alles frei gemessen, um hier keine Kontaminationsverschleppung zu haben."

Alles ist sauber, die Strahlung kein Problem und der Rückbau der Anlage erst recht nicht, beteuert Frisch. Über die technischen Schwierigkeiten, über die Gefahren beim Abbau ihrer Kernkraftwerke schweigen die Ingenieure.

Die im letzten Jahr stillgelegten acht Kernkraftwerke sollen, mit einer Ausnahme, direkt zurückgebaut werden. Das Prozedere ist dabei immer das Gleiche: Zuerst müssen die Brennelemente aus den Reaktordruckbehältern und Lagerbecken in Castorbehälter verladen werden. Unter Wasser, um die tödliche Strahlung abzuschirmen. Erst dann, wenn die Anlage "brennelementfrei" ist, kann der Abbau beginnen.

Frisch: "Wenn wir mit dem Rückbau beginnen, ist natürlich klar: Die Turbine und den Generator brauchen wir nicht. Insofern würden wir erst das Maschinenhaus ausräumen, die Großkomponenten ausbauen. Und würden dann hier anfangen, im Reaktorgebäude die nötigen Dinge auszubauen, die Eingeweide sozusagen. Und würden dann, später, mit dem Zerlegen des Reaktors beginnen.

Wenn das alles fertig ist, wird das Gebäude wasserfrei gemacht. Und dann kommen in die Situation, dass alles detailliert freigemessen wird und Quadratmeter für Quadratmeter katalogisiert wird und dann werden wir das Kraftwerk irgendwann freigeben für den normalen Abriss. Wir rechnen insgesamt mit 300.000 Tonnen Abfällen. Wobei etwas zehn Prozent aktive Abfälle sind und 90 Prozent sind ganz normaler Abfall, wie man ihn von jedem Rückbau kennt."

Rückbau nach Plan
Blaugrau schimmert das Wasser unter der spiegelglatten Oberfläche. 36 Meter tief, beleuchtet von grellen Unterwasserscheinwerfern im Reaktordruckbehälter. Früher erhitzten hier über 500 Brennelemente das Wasser auf über 250 Grad. Dann schoss es über Rohrleitungen aus Spezialstahl rüber ins Turbinenhaus. Eine Hightechdampfmaschine, Hochrisikotechnologie. Für deren Abbau das geltende Atomrecht zwei Möglichkeiten vorsieht: Beim direkten Rückbau beginnen, sobald eine Genehmigung vorliegt, die Abbauarbeiten.

15 bis 20 Jahre dauert ein solcher Prozess. Die zweite Variante, der so genannte "sichere Einschluss", ist umstritten: Die Anlagen werden über zwanzig, dreißig Jahre eingemottet. Die Radioaktivität soll abklingen, um den späteren Abbau zu erleichtern. Falls ein Betreiber in dieser Zeit Pleite geht, wäre die Finanzierung des Abbaus in Gefahr.

In Brunsbüttel wird direkt zurückgebaut. Nach einem exakt festgelegten Plan, der vorher von der Behörde für Reaktorsicherheit in Kiel abgesegnet werden muss. Dr. Oliver Karschnick beschreibt die Komplexität der Rückbauarbeiten:

"Jeder Schritt muss vorher definiert sein. Muss vorher in die Gesamtheit des Rückbauprojekts eingepasst sein. Muss im Rahmen von Genehmigungsverfahren genehmigt worden sein durch uns. Und muss von uns aufsichtlich begleitet werden. In welcher Tiefe auch immer, das muss man dann abstimmen. Aber es ist nicht so, dass der Betreiber alleine gelassen werden wird und werden kann. Sondern es sind uns, im Rahmen dieser Genehmigungsverfahren sehr ausführliche und sehr präzise Angaben zu machen, wie das vonstattengeht."

In Deutschland wurden bereits 14 Anlagen zurückgebaut. Trotz dieser Erfahrungen ist klar: Bestimmte Arbeitsschritte sind ohne Roboter, ohne ferngesteuerte Schneidbrenner, ohne Stahl- und Betonsägen nicht zu bewältigen. Die Strahlengefahr für Menschen ist auch dem Abschalten der Reaktoren in vielen Bereichen immens. Das erklärt Heinz Smital von Greenpeace:

"Selbst, wenn der ganze Kernbrennstoff, der die höchste Radioaktivität darstellt, raus ist, haben wir Bereiche, die sehr, sehr stark strahlen: Einbauten vom Reaktordruckbehälter sind so aktiviert. Die Neutronen haben das Metall radioaktiv gemacht. Durch und durch! Und hier treten zum Teil auf von zehn bis zwanzig Gray oder Sievert pro Stunde! Das heißt, hier hat man innerhalb von ein paar Minuten die tödliche Dosis. Die zulässige Jahresdosis für Kernkraftwerksarbeiter wird in wenigen Sekunden erreicht."

Wenn dabei die Bestimmungen von Atomgesetz und Strahlenschutzverordnung eingehalten werden und die Erlaubnis zum Rückbau erteilt wurde, sieht der Kieler Reaktoraufseher Karschnick keine Probleme für die Arbeitssicherheit des Personals. Auch nicht beim Zerlegen des Reaktordruckbehälters:

"Da, wo sie sehr hohe Dosisleistungen haben, da geht natürlich kein Mensch hin. Das wird keiner machen. Sie werden dann, unter den gegebenen Randbedingungen Entscheidungen treffen, die dazu führen, dass sie es fernhantiert machen. Und da kommt es darauf an, ob sie es mechanisch machen oder mit Brennverfahren, mit Schneidverfahren. Sie können den auch in Gänze rausheben und an einem anderen Ort fernhantiert zerlegen. Oder es gibt die Möglichkeit, ihn abklingen zu lassen und erst nach sehr, sehr langer Zeit anders zu zerlegen. Vielleicht nicht mehr fernhantiert. Es gibt sehr, sehr viele Möglichkeiten und es obliegt dem Betreiber, sich zu entscheiden, welche er bei uns zum Antrag bringt. Und dann wird es entschieden. Aber es ist kein Hexenwerk!"

In drei Jahren soll der Brunsbütteler Reaktor brennstofffrei sein. Das erklärt Pieter Wasmuth, der Generalbevollmächtigte von Vattenfall für Hamburg und Norddeutschland. Dann könnte auch die Genehmigung aus Kiel vorliegen, dann könnte es losgehen:

"Man geht nach heutigem Kenntnisstand davon aus, dass es 15 bis 20 Jahre circa dauern wird, dann physisch zurückzubauen. Und wenn wir davon ausgehen, dass wir ab 2015 mit dem Prozess beginnen könnten, dann - sicherheitshalber mal 20 Jahre gerechnet - dann haben wir 2035. Dann hätten wir im Zweifel hier an dem Standort des Kraftwerkes wieder 'Grüne Wiese'. Das Standortzwischenlager, das sich ja auch hier auf dem Gelände befindet, wird aber natürlich weiter hier nach heutigem Kenntnisstand dann noch vorhanden sein."

Denn, so Wasmuth, noch immer gibt es in Deutschland kein Endlager für hoch radioaktiven Müll. Bezahlt wird der Rückbau der AKWs aus den sogenannten Rückstellungen. Die müssen alle vier AKW-Betreiber für den Abbau ihrer Anlagen und die Endlagerung von Atommüll zurücklegen. Insgesamt verfügen RWE, EnBW, E.ON und Vattenfall über 31 Milliarden Euro an Rückstellungen. Steuern müssen die Konzerne für die Zinserträge aus dieser Summe nicht zahlen. Welche Summen Vattenfall für den Rückbau seiner AKWs zurückgelegt hat, rechnet Wolfgang Cloosters vor. Er leitet die Kieler Behörde für Reaktorsicherheit:

"Insgesamt hat der Vattenfall-Konzern für das Kernkraftwerk Krümmel Rückstellungen von 1,9 Milliarden Euro gebildet und für das Kernkraftwerk Brunsbüttel 1,6 Milliarden. Das kann man in den Bilanzen nachvollziehen."

Die Energiekonzerne legen die Rückstellungssummen auf den Preis pro Kilowattstunde Strom um. Von diesen Geldern wurden die Erkundung des Salzstocks im niedersächsischen Gorleben und die Ausbauarbeiten von Schacht Konrad, einem Lager für schwach- und mittelradioaktiven Müll finanziert. An der vier bis sechs Milliarden Euro teuren Sanierung des maroden Atommülllagers Asse 2 beteiligen sich die Produzenten des Strahlenabfalls nicht.

Das Argument der Stromkonzerne. Beim Abliefern wurden - wenn auch sehr niedrige - Gebühren pro Lieferung gezahlt. Und für die Zustände im Bergwerk seien sie nicht verantwortlich, heißt es vom obersten Lobbyverband der Branche, dem Deutschen Atomforum. Der größte Teil der Rückstellungen - über 30 Milliarde Euro - liegt aber nach wie vor auf den Konten der großen Stromkonzerne. Im Prinzip findet Wolfgang Cloosters diesen Vorsorgegedanken für richtig:

"Allerdings haben wir es dabei mit dem Problem zu tun, dass Rückstellungen keiner Zweckbindung unterliegen. Das heißt: Ein Unternehmen kann letztlich mit diesen Rückstellungen agieren. Wir haben das gesehen. Wir haben es erlebt, dass damit Unternehmensbeteiligungen gekauft werden. Dass möglicherweise in bestimmte Bereiche hier investiert wird, die risikobehaftet sind. Und hier sehe ich einen problematischen Punkt bei der Bildung von Rückstellungen für den atomaren Bereich."

Den Großteil verdient Vattenfall mit der Stromerzeugung. Aber auch die Zinserträge aus den zusammengenommen 3,5 Milliarden Euro an Rückstellungen bringen Vattenfall Geld. Selbst bei den derzeit niedrigen Zinsen kommen rund 100 Millionen pro Jahr zusammen. Zur Erinnerung: steuerfrei.

Ändern möchte dies auch Wolfram König, der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz. Er verweist auf die Gefahr von Firmenpleiten, wie die des einst finanzstarken US-amerikanischen Energiekonzerns Enron im Jahr 2001:

"Eins ist klar: Diese Rückstellungen sind letztendlich nicht konkurssicher. Das heißt, wenn diese Unternehmen, die diese bilden, in Konkurs gehen, könnten auch diese Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen. Das heißt, auch hier würde dann die öffentliche Hand in die Verantwortung treten müssen."

Deshalb plädiert der oberste Strahlenschützer der Republik für eine Fondslösung. Die hätte sich, so König, auch schon andernorts bewährt:

"Ich kenne das von der Schweiz, Schweden und Finnland. Dort sind entsprechende Fonds gebildet worden. Das heißt, hier haben die Unternehmen in einen Fonds einzuzahlen, aus dem dann die Entsorgungskosten wieder finanziert werden. Das ist natürlich auch vorstellbar für Deutschland ... "

... auch wenn sich die hiesigen Stromkonzerne bisher erfolgreich gegen diesen Schritt gewehrt haben. In vier, fünf Jahren - wenn alle Rückbauanträge geprüft und genehmigt sind, wird der Abbau von mindestens sieben Atommeilern in Deutschland beginnen. Daran verdient auch die Essener Firma GNS, die Gesellschaft für Nuklearservice. Die GNS betreibt ein Atommüllzwischenlager im westfälischen Ahaus und eins in Gorleben.

Sie produziert Castorbehälter, die Verpackung für die hoch radioaktiven Brennelemente und ist spezialisiert auf die Dekontamination großer und kleiner Gebäudeteile: Rohrleitungen, Kabelstränge, ganze Betondecken werden dort bearbeitet. Zusätzlich arbeitet die GNS über eine Tochterfirma an der Erkundung des unterirdischen Salzstocks in Gorleben. - Die GNS selbst gehört zu 100 Prozent den deutschen Atomkonzernen: E.ON, Vattenfall, RWE und EnBW.

In ihren Werkshallen in Duisburg rauscht eine leistungsstarke Lüftung. Auch hier müssen Arbeiter und Besucher Dosimeter, Messgeräte für radioaktive Strahlung bei sich tragen. Mitten in der Halle sind drei haushohe, feste Zelte aufgebaut. In diesen Caissons, luftdichten Boxen, wird das Material bearbeitet. Daneben lagern tonnenschwere hellgraue Betonriegel, leicht bis mittel stark kontaminiert während des jahrzehntelangen AKW-Betriebs. Hoch radioaktiven, Wärme entwickelnden Müll kann auch die Spezialfirma nicht unschädlich machen. "KKS" steht auf den Betonteilen, "Kernkraftwerk Stade". Stillgelegt im November 2003.

Schmittke: "Das ist ein Betonelement, was aus einem Kernkraftwerk kommt. Das wird angeliefert über die Bahn, über Spezialfahrzeuge in die Halle eingebracht, entsprechend in die Caissons eingebracht, damit wir sämtliche Genehmigungsauflagen erfüllen. Und dann vorzerlegt durch Seilsägetechnik."

Martin Schmittke leitet alle Dekontaminationsschritte. Achtet darauf, dass die Strahlenschutzverordnung eingehalten wird, dass alle ein- und ausgehende Kraftwerksteile und das, was von ihnen übrig bleibt, im Computer registriert werden. Oft genügt es, so Schmittke, wenn die Oberflächen der Bauteile mit einem Hochdruck-Sandstrahl abgetragen werden.

Nach der Behandlung werden die Teile mit Messsonden auf Strahlung untersucht. Entweder muss dann weitergestrahlt werden oder der Betonriegel wird frei gemessen. Dann liegt die verbliebene Strahlung unter den Grenzwerten der Strahlenschutzverordnung. Dann landet das Teil auf konventionellen Deponien oder dient als Rohmaterial im Straßenbau. Die abgetragenen kontaminierten Stoffe bleiben bei der GNS, werden verpackt in gelbe 200-Liter-Atommüllfässer. Es gilt die Faustregel: Nur ein Bruchteil des angelieferten Materials muss in ein atomares Endlager verfrachtet werden, mehr als 90 Prozent wird frei gemessen.

Schmittke: "Praktisches Beispiel: Wir haben 32 Tonnen Rohkabel. Und der verbliebene radioaktive Abfall lag bei 165 Kilogramm. Größenordnung 0,5 Prozent. Und nur diese 0,5 Prozent gehen dann nachher den Weg in die Halle 1, wo wir uns dann die eigentliche Konditionierung der Abfälle mit dem Ziel der Zwischen- und Endlagerung anschauen. "

Schmittke geht voran. Vorbei an den 200-Litern Fässern. Alle mit einem Schild versehen: Vermerkt ist, woher der Abfall stammt, wie stark er strahlt, wer das Gebinde wann befüllt hat. - In Halle 1 stehen große graue Stahlkisten. Kantenlänge ungefähr zwei mal vier Meter. Bei einigen mahnt Schmittke, rasch an ihnen vorbeizugehen: "Natürlich - gefährlich ist der Aufenthalt neben der Kiste nicht!" beteuert er. Aber im Strahlenschutz gelte nun einmal das sogenannte Minimierungsgebot: Wenn es geht, hält man Abstand, minimiert die Strahlenladung, die auf den menschlichen Körper trifft.

Schmittke: "Bei diesem Behältertyp passen jetzt maximal 26 dieser 200-Liter-Fässer in diesen Stahlblechcontainer. Dieser wird dann zu einem späteren Zeitpunkt für die Endlagerung verfüllt. Und gilt als zugelassenes, endlagerfähiges Abfallgebinde."

Neben dem Ingenieur steht seine Kollegin Astrid Petersen. Blond frisiert, Hosenanzug, eine Macherin. Sie arbeitet an der Schnittstelle zwischen den Atommüllverursachern und den Betreibern des Endlagerbergwerks Schacht Konrad bei Salzgitter. Daneben leitet sie als Vorsitzende die Kerntechnische Gesellschaft. Neben dem Deutschen Atomforum die zweite große Lobbyvereinigung der Kernkraft-Verfechter. Auch Petersen vermittelt das Gefühl: Es ist alles in bester Ordnung, alle Risiken des Rückbaus, alle Endlagerfragen seien lösbar - wenn man nur guten Willen zeige.

Petersen: "Vielleicht, um es noch einmal genau zu konkretisieren: Ins Endlager gehen rund 300.000 Kubikmeter Abfall-/Gebindevolumen rein. Damit haben sie dann alle schwach-/mittelradioaktiven Abfälle nicht nur aus dem konventionellen Betrieb der Kernkraftwerke, sondern auch aus Forschung, aus Medizin - alles, was dazugehört."

Und 2019 könne die Einlagerung das alte Eisenerzbergwerk Schacht Konrad beginnen, erklärt Petersen selbstbewusst. - Die Nachfrage beim Betreiber des Endlagers, beim Bundesamt für Strahlenschutz ergibt: Ab 2019 wird Schacht Konrad sicher nicht den ersten Strahlenmüll aufnehmen. Erst einmal werden dann alle Abläufe im sogenannten Probebetrieb geübt. Immerhin: Für den schwach- und mittelradioaktiven Müll steht dann ein erstes nach bundesdeutschem Atomrecht errichtetes Endlager zur Verfügung. Was bleibt, ist der hoch radioaktive Wärme entwickelnde Müll. Pieter Wasmuth von Vattenfall:

"Meine Einschätzung ist, dass die zentrale Frage im Thema 'Ausstieg aus der Kernenergie' die Frage nach Endlagerung ist. Das Thema 'Technischer Rückbau' ist beherrschbar. Da gibt es ja auch schon Erfahrungswerte. Also: Das Kraftwerk wird zurückgebaut, aber das Standortzwischenlager, in dem dann die Brennelemente in den Castoren stehen, das wird erhalten bleiben. Nach heutigem Kenntnisstand auch noch eine ganze Reihe von Jahren, weil es kein Endlager gibt."

Die Castorbehälter werden noch mindestens zwei Jahrzehnte in oberirdischen Hallen stehen. Riesige Stahlkolosse, 140 Tonnen schwer, 60, 70, bis zu 80 Grad heiß. Abgeschirmt im Kontrollbereich.

Computerstimme: "Sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins. Bitte umdrehen. Füße positionieren. - Sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins. Keine Kontamination. Bitte durchgehen."
Undatierte Aufnahme aus dem Atomschacht Asse
Aufnahme aus dem Atomschacht Asse© dpa / Schachtanlage Asse
Der Castor-Transport verlässt Karlsruhe
Ein Castorbehälter© AP
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