Geliebte Dinge

Warum hängt unser Herz an ihnen?

87:50 Minuten
Ein kleines Mädchen spielt 1942 mit ihren Puppen und einem Teddy.
"In den Dingen verdichten sich Geschichten", sagt die Journalistin Susanne Mayer. © imago/imagebroker/Bahnmüller
Renate Flagmeier und Susanne Mayer im Gespräch mit Gisela Steinhauer |
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Der erste Teddy, die Taschenuhr des Vaters, ein Liebesbrief – an manchen Dingen hängt unser Herz. Auch in unserer Wegwerfgesellschaft begleiten sie uns durchs Leben. Warum brauchen wir sie? Was erzählen sie über uns?
Für Außenstehende ist es oft nichts Besonderes: Eine Tasse, ein vergilbtes Buch, ein alter Tisch, eine Puppe. Doch für ihre Besitzer sind es wertvolle Lebensbegleiter, an denen ihr Herz hängt. Sie überstehen jede Entrümpelungsaktion und jeden Umzug.
"In den Dingen verdichten sich Geschichten", sagt die Journalistin Susanne Mayer. "Sie blühen auf, wenn man die Gegenstände in die Hand nimmt." Sie hat sich ein Jahr Zeit genommen, um den Haushalt ihrer verstorbenen Eltern aufzulösen und all die Geschichte aufleben zu lassen, die die zurückgelassenen Sachen erzählen. "Es war vielleicht eine Sehnsucht, noch mal alles zu berühren, mir und uns darin zu begegnen, zu spüren, wer wir gewesen waren, in meiner Jugend, in dieser deutschen Beamtenfamilie."

Dinge als Konstanten im Leben

Vieles hat sie weggegeben, viele Dinge hat sie behalten und verstaut. Besondere Stücke umgeben sie in ihrer Wohnung: Möbel, wie der kleine Eichenschrank, in dem die Kinderkleider hingen, ihre Puppe Wolfgang nebst Puppenkoffer, der Ring der Mutter, der diese an die verheerende Bombardierung Hannovers im Herbst 1943 erinnerte. "Ich bin umgeben von diesen Dingen; das ist mir immer sehr präsent." Über ihre Erfahrungen berichtet Susanne Mayer in dem Buch "Die Dinge unseres Lebens", das in diesem Jahr erschienen ist.

Was vom Leben übrigbleibt

"In Dingen materialisiert sich Erinnerung an bestimmte Lebensphasen, an bestimmte Menschen, Erlebnisse. Sie sind Teil der eigenen Identität", sagt Renate Flagmeier, Leitende Kuratorin im "Museum der Dinge" des Werkbundarchivs in Berlin. In der umfangreichen Sammlung finden sich Alltagsgegenstände aus dem 20. und 21. Jahrhundert: Teekessel ebenso wie Geschirr, Möbel, Uhren, Haushalts- und Büroutensilien. Das Depot umfasst etwa 40.000 Objekte sowie 40.000 Fotos und andere Dokumente.
Vieles stammt aus privaten Sammlungen. Auch diese Exponate erzählen aus dem Leben der ehemaligen Besitzer: "Ein Museum ist auch ein Ort, der existenzielle Fragen aufwirft – auch die Frage der Endlichkeit, der Vergänglichkeit. Unsere Sammlung besteht aus Scherben von Privathaushalten. Es rührt einen sehr an, wenn man sieht, was so übrig bleibt vom Leben."

Geliebte Dinge – Warum hängt unser Herz an ihnen?
Darüber spricht Gisela Steinhauer am Sonnabend von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Renate Flagmeier und Susanne Mayer. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

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