Ökumene ist, wenn der Papst Reformation feiert
Zum Start des 500. Jubiläums der Reformation trifft sich heute der Lutherische Weltbund im schwedischen Lund. Dabei sein wird ein ganz besonderer Gast: Papst Franziskus. Kirchenvertreter sehen das als wichtiges Zeichen für die Ökumene.
In einem Punkt sind sich Katholiken und Lutheraner schon mal einig. Das gemeinsame Gedenken an die Reformation in Lund ist ein historisches Ereignis. Noch nie haben ein Papst und führende Vertreter der Lutherischen Kirchen das gemeinsam getan. Und entsprechend begeistert ist auch Martin Junge, der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, der weltweit rund 74 Millionen Christen vertritt:
"Das ist absolut wichtig, es ist ein großartiges Zeichen, das hat uns unheimlich Mut gemacht, auch im Hinblick auf den weiteren ökumenischen Weg, den wir vor uns haben. Wir sind dankbar, dass der Papst diese Reise auf sich nimmt, und dass er auch bereit ist, öffentlich für diesen ökumenischen Durchbruch, den wir suchen wollen, vom Konflikt zur Gemeinschaft auch mitzugehen."
Natürlich kann ein gemeinsames Gedenken nicht alle offenen Fragen lösen. Katholische und evangelische Christen ziehen zwar inzwischen weltweit an einem Strang, wenn es um Frieden, Armutsbekämpfung und Menschenrechte geht. Bei den theologischen Fragen gibt es aber immer noch viele der alten Großbaustellen.
Menschen leiden an der Trennung der Kirchen
Vor allem das Abendmahl: ein gemischtkonfessionelles Paar kann alles gemeinsam tun, aber nicht zusammen Abendmahl feiern. Für Antje Jackelén, die Erzbischöfin der lutherischen Kirche in Schweden, zeigt sich vor allem an dieser Frage, dass Menschen auch heute noch an der Trennung der Kirchen leiden:
"Ich hoffe, dass sich da schon etwas bewegt. Denn diese Asymmetrie, dass in der evangelischen Kirche bei uns alle Ggetauften willkommen sind, dass das aber umgekehrt nicht so der Fall ist, das lässt sich auf die Länge nicht so aufrechterhalten. Und ich denke, die Meinungsverschiedenheiten an dem Punkt, die gehen nicht nur zwischen den Kirchen, sondern auch in den Kirchen."
Auf katholischer Seite sind die Fronten oft verhärtet, aber auch in ihrer evangelischen Kirche erlebt Erzbischöfin Jackelén Widerstand gegen das gemeinsame Abendmahl:
"Man kann die Sicht haben, dass das Abendmahl sozusagen die Belohnung oder die Quittung für die volle Einheit ist. Man kann aber auch die Sicht haben, dass das Abendmahl gerade die Wegkost ist, das, was wir brauchen, um auf unserem Weg zur Einheit weiter zu machen."
Immerhin, aus Rom kommen in letzter Zeit positive Signale: Kardinal Koch, der eine Art Ökumeneminister des Vatikans ist, möchte eine gemeinsame Erklärung beider Kirchen, auch zum Abendmahl – auch wenn er weiß, dass es bis dahin ein weiter Weg ist.
"Besser sind alle zusammen"
Papst Franziskus hat gerade erst in einem Interview Martin Luther und dessen Leistung gelobt: Katholiken könnten von der Lutherischen Tradition lernen, Luther habe einen großen Schritt getan, um das Wort Gottes in die Hände des Volkes zu legen, sagte der Papst.
Überhaupt, was das Thema Ökumene angeht, hat Franziskus einen recht pragmatischen Zugang: Vor ein paar Wochen in Rom, als rund 1.000 Pilger aus Deutschland, evangelische und katholische, zu Besuch im Vatikan waren, hatte Franziskus am Ende noch eine Frage:
"Wer sind die Besseren? Die Evangelischen oder die Katholischen?"
Eine typische Franziskus-Frage, auf die er eine typische Antwort gab – und das sogar auf deutsch.
"Besser sind alle zusammen."
Alle zusammen. Das Motto dieses lutherisch-katholischen Gedenkens heißt "Zusammen in der Hoffnung". Seit fast 50 Jahren sind beide Kirchen nun im Dialog. Und die Hoffnung, dass dieser Dialog noch konkreter wird, ist bei vielen groß. Der Papstbesuch in Schweden könnte ein erneuter Anfang sein.