Schwestern in der Krise
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Männer verdienen das Geld und Frauen kümmern sich um Haus und Kinder. Auch im Literaturbetrieb verstärkt die Corona-Krise längst überkommen geglaubte Strukturen. "Wir brauchen eine neue Schwesternschaft" fordert die Bloggerin Emilia von Senger.
Ein Patriarchat sei strukturell so angelegt, dass es nur wenige Frauen in wichtigen Positionen vorsehe. Deshalb sei bei diesen Frauen die Angst vor Verdrängung besonders ausgeprägt, sagt die Bloggerin Emilia von Senger im Deutschlandfunk Kultur.
In ihrem Appell "Wir brauchen eine neue Schwesternschaft" bei ZEIT Online spricht sich von Senger aber gegen informelle Verbünde von Frauen aus. Damit würde das System der Vetternwirtschaft nur kopiert, aber nicht geändert. Solidarität entstehe nicht dadurch, dass man der Vetternwirtschaft ein System der Cousinenwirtschaft entgegensetze. "So ein Konzept von Schwesternschaft muss nicht Problematiken nachvollziehen, die Männer vorgelebt haben, sondern kann von vornherein transparenter sein."
Auch im Literaturbetrieb sehe sie diese patriarchalen Strukturen. Die Tatsache, dass die Frauen während der Corona-Krise mehrheitlich die sogenannte Kärrnerarbeit übernehmen, zeige, wie die Strukturen in Verlagen, in Unternehmen und bei den betroffenen Autorinnen sind, meint von Senger. "Ich finde es total interessant, dass gerade in dieser Krise wieder so Strukturen hervorkommen, von denen wir gedacht hatten, dass wir sie eigentlich überwunden haben."
Männer fordern mehr als Frauen
Das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen entstehe oft auch dadurch, dass sie für dieselben Tätigkeiten sehr unterschiedlich bezahlt werden. Die Literaturagentin Julia Eichhorn sagt, dass Autorinnen und Autoren sich durch Vorschüsse, Stipendien und Preisgelder finanzieren. Da sei es schwierig, die ungleiche Bezahlung durch Zahlen zu belegen.
Aus diesem Grund seien Initiativen wie "Frauen zählen" für den Literaturbetrieb so wichtig.
Einen Vergleich allerdings könne man bei den gezahlten Veranstaltungshonoraren anstellen, sagt Eichhorn. Bei Lesungen bekommen Autoren oft ein höheres Honorar als Autorinnen. Das liege allerdings auch daran, dass die Männer mehr Geld fordern als die Frauen.
Austausch über Solidarität
Ihr Beitrag zur Solidarität mit Autorinnen bestehe darin, dass sie eine Frauenbuchhandlung eröffnen wolle, sagt von Senger. "Ich sehe mich als Frauenbuchhandlung 2.0", sagt sie.
Im Unterschied zu den Frauenbuchläden der 70er und 80er Jahre wolle sie aber schon, dass Männer in ihren Buchladen kommen und die Bücher von Frauen entdecken.
"Ich stelle mir den Ort als einen Ort des Austausches vor. Um Solidarität leben zu können, muss man sich erstmal darüber unterhalten, was das eigentlich ist, wo die Grenzen von Solidarität sind und wo Solidarität in Gönnertum umschlägt", sagt von Senger. Solch ein Austausch könne in einer Buchhandlung sehr gut stattfinden.