Das I-Wort: Warum streiten alle über Identitätspolitik?
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Ob in Kommentaren, Talkshows oder Tweets: "Identitätspolitik" ist offenbar das Reizwort der Stunde. Warum eigentlich? Wir sprechen darüber mit der Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky.
Irgendwie ist der Wurm drin. In sozialen Medien und auf Debattenplätzen des Feuilletons wird seit einiger Zeit gerungen – um Teilhabe, um Sprache, um Sichtbarkeit. Es geht um Macht und Privilegien, manchmal auch um Empathie und gegenseitiges Zuhören.
Das an sich könnte ein normaler Prozess sein, wenn nicht immer wieder Gespräche über konkrete Anlässe in Sachen Gender oder Rassismus zu eskalieren scheinen: Was darf man denn dann noch sagen, ist so ein Showstopper, ganz vorne mit dabei aber eben auch die Erwähnung des Begriffs der "Identitätspolitik", aktuell meist versehen mit dem Zusatz "links" – also: linke Identitätspolitik.
Wer spricht für wen?
Das lenkt zunächst ganz gut ab von den konkreten Anliegen der Gruppen, die im Gesellschaftsdiskurs lange Zeit nicht besonders präsent waren: nichtweiße Menschen, immer auch noch Frauen, queere Personen.
Und es führt zu Streit, auch innerhalb der so genannten Communities: Wer verteidigt denn nun wessen Identität oder macht sie sichtbar? Anlässe sind Besetzungen von Talkshows, von Institutionen, von Machtpositionen in einer Gesellschaft, die hier und da sachte beginnt, Diversität ernst zu meinen. Die Frage ist nur: Wie? Und mit wem jetzt eigentlich?
Identitätspolitik als schärfstes Gegenargument
Wir setzen uns im Kulturpodcast zunächst mit dem Begriff der Identitätspolitik auseinander und fragen, wie sie eigentlich entstanden ist. Ist Identitätspolitik immer hilfreich – und sind mediale Formate (auch) an den vielen Diskussions-Baustellen Schuld?
Wir sprechen über diese und viele andere Fragen mit der Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky, die sich übrigens schon 2020 wünschte, dass man all die Debatten vielleicht auch mal mit etwas mehr Humor beginge. Ob das noch geht?