Junge-Union-Politiker Rulitschka
Klein und doch so umstritten: der Genderstern. © picture alliance / dpa / Gregor Bauernfeind
"Gendern löst keine politischen Probleme"
08:23 Minuten
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen lehnt die Genderdebatte* ab. Das zeigt eine aktuelle Umfrage. Alexander Rulitschka von der Jungen Union kritisiert den aus seiner Sicht zunehmenden Zwang zum Gendern.
Die Anrede „Liebe Hörer*innen“ löse bei ihm keine Begeisterung aus, sagt Alexander Rulitschka im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur. „Gerade weil wir uns im Öffentlich-Rechtlichen befinden.“
Verständlichkeit leidet
Der Kreisvorsitzende der Jungen Union München-Nord warnt, das Gendern führe zu einer Verschlechterung der Sprachqualität, der Verständlichkeit und des Klangs der Sprache. Entscheidend sei bei einem Text die Information, die er vermitteln soll. Er glaube nicht, dass das Gendern „dem Informationsgehalt nützlich“ sei.
Immer, wenn es um die Gendersprache gehe, würden politische Konflikte mitschwingen, findet Rulitschka. Das Gendern werde als „hochaufgeladen“ wahrgenommen.
Gendern kann zu Abwehrhaltung führen
Zwar müsse die Diskussion um Sprache immer wieder geführt werden. Die Frage sei jedoch, was damit bezweckt werden soll. „Ich denke, niemand ist gegen Gleichstellung, wo sie vielleicht noch nicht erreicht ist.“
Rulitschka glaubt jedoch nicht, dass Sprache das richtige Mittel ist, um politische Ziele zu erreichen. „Es wird keine Frau mehr verdienen, wenn wir von ‚Kund*innen‘ sprechen“, so Rulitschka. „Das heißt, wir lösen die politischen Probleme nicht, wenn wir die Sprache politisch aufladen.“
Rulitschka bezweifelt auch, dass das Gendern ein Signal der Sichtbarkeit senden könne. Viele Menschen würden eher eine Abwehrhaltung einnehmen, wenn gegendert werde. Beispiele wie „Gäst*innen“ würden die Sache zudem ins Lächerliche ziehen.
Die Freiheit, so zu sprechen, wie man möchte
Es gehe beim Thema auch darum, die Freiheit zu haben, so zu sprechen, wie man möchte. Viele Menschen würden die Gefahr sehen, dass das Gendern mit einem missionarischen Eifer vorangebracht werde und soweit gehe, dass jemand, der nicht mitmache, möglicherweise Konsequenzen zu befürchten habe.
„Das beginnt dann an der Universität mit einer schlechteren Benotung“, so Rulitschka. Es betreffe aber auch öffentliche Ausschreibungen, „wo man möglicherweise durchs Raster fällt, wenn nicht gegendert wird“. So schreite das fort. "Und es ist dann eben nicht mehr die freie Wahl da: Möchte ich so sprechen, möchte ich es nicht.“
Rulitschka kritisiert diese Entwicklungen. „Da müssen wir dann auch verteidigen“, sagt er. Der Staat solle bei dem Thema politisch neutral sein.
(tmk)
*Ein Wort wurde korrigiert.