Céline Dions Kampf gegen Rosa und Blau
#MeToo, Transsexualität, drittes Geschlecht – die Welt ist komplex. Nicht so in der Welt der Kindermode. Dort gilt immer noch: Blau für Jungs, Rosa für Mädchen. Die Sängerin Céline Dion will das ändern und bringt genderneutrale Kindermode heraus.
Nichts ist okay, zumindest im Werbevideo von Céline Dion. Die Sängerin liegt am Boden, verhaftet. Weil sie die Neugeborenen der Kinderstation feenartig zauberhaft von ihren rosa und hellblauen Kleidchen befreite, um sie in coole schwarz-weiße Kindermode zu stecken. Mit Folgen: Die Sängerin und neue Stimme für genderneutrale Kindermode wird überwältigt. Im Video kann Céline Dion das kaum glauben: "Ich meine: Hey! Ich bin Céline Dion! Ich verbringe die Nacht nicht im Knast. Holy Shit!"
Oh doch. Die Videobotschaft: Leute, rosa Kleidchen für die Mädchen, hellblaue Matrosenanzüge für die Kerle. So was von uncool.
Céline Dion, die kanadische Sängerin, selbst Mutter von drei Kindern sieht die Sache nach eigener Aussage allerdings eher entspannt. Sie will nicht missionieren, nicht belehren, aber ihre neue Modereihe will sie natürlich trotzdem verkaufen und findet dieses rosa-blaue Farbenschema überkommen: "Ich bin nicht die Sängerin Céline Dion, die jetzt der Welt sagt. So dürft ihr das nicht machen. Ich sage nur, lasst doch die Kinder sagen, wie sie sich fühlen."
Totenköpfe statt Rosa und Blau
Und wie fühlen sie sich? Unklar. Das Modelabel etwa bietet schwarz-weiße Mode. Mit Kreuzen. Mit Totenköpfen. Cool, aber eben auch gewöhnungsbedürftig. Die Gründerin der Modelinie NUNUNU Tali Milchberg klingt denn auch schon beängstigend entschlossen, wenn sie sagt, Mode habe die Kraft, die Vorstellungen der Menschen zu formen: "Die Modelinie formt die Zukunft aller Menschen, indem wir sagen: Finde Deine eigene Individualität."
Mütter entwerfen Mode jenseits von Klischees
Nun ist die Modelinie von Céline Dion nicht die erste, aber durch sie die prominenteste, die genderneutrale Kindermode anbietet. In der Linie #ClotheswithoutLimits etwa haben sich zehn Mütter zusammengeschlossen und bieten genau das: Kindermode jenseits der geschlechterstereotypen pink-blauen Welten. Oder wie Céline Dion es sagen würde: Man wisse ja jetzt noch nicht, was aus den Kindern später werde, und sollte es ihnen psychologisch nicht schwerer machen, als es sein müsse, sich selbst zu entdecken.
Selbstironisches Werbevideo
Dass sie selbst 2011, fünf Monate nach der Geburt ihrer Zwillinge, in Las Vegas in einem goldschimmernden Minikleid auftrat – ihre Sache. Zumindest bei der Kindermode will sie es jetzt anders machen. Die Klamotten ihrer Linie: Nun ja, Geschmackssache. Das Coolste daran ist vermutlich das selbstironische Werbevideo, als sie von einer schwarzen Polizistin abgeführt wird und immer wieder betont, sie sei aber doch Céline Dion. Die Polizistin entgegnet einfach ganz cool: "Ja klar! Und ich bin Beyoncé."