Generation PISA

Bayern top - Bremen flop? Die jüngsten PISA-Ergebnisse haben die Debatte über Bildungsgerechtigkeit und Bildungschancen neu angefacht. Die Ergebnisse der zweiten Studie zur Qualität der Bildung in Deutschland offenbaren einmal mehr krasse Unterschiede: 15-Jährige sind in Bayern mit ihrem Wissen und Können im Schnitt zwei Schuljahre weiter als Gleichaltrige in Bremen. Über die Gründe wird gerade in Wahlkampfzeiten heftig diskutiert, die Ergebnisse werden je nach politischer Couleur - ob schwarz oder rot - unterschiedlich interpretiert.
Der Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Klemm setzt nüchterne Zahlen dagegen.
Der Leiter der Arbeitsgruppe Bildungsforschung und Bildungsplanung an der Universität Essen-Duisburg untersuchte in seiner neuesten Studie den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und den Bildungserfolg:

"Wir haben ganz unterschiedliche und zwar dramatisch unterschiedliche Ausgangsbedingungen, was die Migrationsanteile angeht. Im Stadtstaat Bremen lagen 2000 die Anteile bei Kindern mit Migrationshintergrund bei 40 Prozent, in Bayern sind es gut 20 Prozent. In Bremen gibt es eine ganz, ganz hohe Arbeitslosigkeit. Im süddeutschen Raum ist die Arbeitslosigkeit viel geringer. Wir haben diese ökonomischen Rahmenbedingungen, die sind sehr stabil und Schule kann gar nicht so gut sein, um dagegen anzuarbeiten."

Sein Fazit: Von Chancengleichheit kann keine Rede sein, der Graben zwischen den Bundesländern wird von Jahr zu Jahr größer.

Klaus Klemm, der im wissenschaftlichen Beirat von PISA und der Kultusministerkonferenz sitzt, fordert daher umgehend eine stärkere Sprachförderung insbesondere der Migrantenkinder, mehr Lehrer in Problemgebieten, aber auch entschieden mehr Geld für Bildung. Würde Deutschland dem Beispiel Schwedens folgen, so der Erziehungswissenschaftler, müssten die Bildungsausgaben um jährlich 40 Milliarden Euro steigen. Klemm, der auch in der Lehrerausbildung tätig ist, fordert zudem eine deutliche Verjüngungskur bei den Lehrern:

"Rund die Hälfte der 789.000 Lehrer geht bis 2015 in Pension. Wenn wir den Ersatzbedarf decken wollen, dann müssen jährlich etwa 30.000 neue Lehrer in die Schulen."

Er warnt aber vor zu großen Erwartungen: "Die Reformen der Lehrerausbildung werden erst nach 2010 wirksam. Das bedeutet, wir schicken auch in den kommenden Jahren Lehrer mit der gleichen Ausbildung wie vor PISA. Nach Ansicht der OECD sind diese Junglehrer vom ersten Tag an weiterbildungsbedürftig."

"Generation PISA – wie kriegen wir Schüler und Schulen fit für die Zukunft?"
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer gemeinsam mit dem Bildungsforscher Klaus Klemm. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der kostenlosen Telefonnummer 00800 / 2254- 2254 oder per E-Mail: gespraech@dradio.de.