Generationenkonflikt

Hat sich das Arbeitsethos gewandelt?

05:30 Minuten
Ein Hund schläft neben einem Bürostuhl.
Arbeitseifer ist nicht jedermans Sache: Aber unterscheiden sich die Generationen in ihren Einstellungen zum Job wirklich so sehr? © imago images / Shotshop / Monkey Business
Von Carina Schroeder |
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Die Arbeitsmoral von jungen Menschen steht immer wieder in der Kritik. Sie würden nur Dienst nach Vorschrift machen wollen, seien viel zu wählerisch beim Job, und die Freizeit gehe sowieso über alles. Stimmt das?
Die Generationen und ihre Arbeitsmoral – zusammengefasst in gerade einmal 28 Sekunden von @fishbowlapp auf Tiktok:
„Kannst du eventuell länger bleiben? Wir müssten das heute fertigkriegen." – Nein, Generation X muss noch die Kinder vom Fußballtraining abholen. „Aber frag doch Millennials. Die sagen ja nie Nein.“ Nach der Zusage weint der Millennial ins Telefon, es sei schon wieder passiert. Ganz im Gegensatz zu Generation Z, die klare Grenzen setzt. Die sogenannten Boomer sind schon längst aus dem Büro verschwunden.
"Ich muss auf jeden Fall lachen. Allerdings trifft TikTok auch sehr oft wirklich den Nerv der Zeit, gerade auch bei Arbeitsthemen“, sagt Hannah Schade, Sozialwissenschaftlerin vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. “Wobei man natürlich aufpassen muss: Wenn ein Körnchen Wahrheit darin ist, dann ist es ein Körnchen.”

Generationenunterschiede oft gering

Die Unterschiede zwischen den Generationen seien viel geringer als die Gemeinsamkeiten. Das wird zum Beispiel bei einem Blick auf die weltweite Umfrage zu menschlichen Werten, die World Value Survey, deutlich. Im Laufe der Jahrzehnte ist der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance größer geworden, und eben nicht nur bei der Generation Y, den Millennials.
Das bestätigt auch eine Übersichtsarbeit von Friedericke Hardering aus dem Jahr 2018. Die Professorin für sozialen Wandel in der digitalisierten Gesellschaft an der FH Münster hat sich die Studienlage zur Generation Y angesehen und dabei herausgefunden, „dass sich erstens diese klaren Unterschiede zwischen der Generation Y und den anderen Generationen mit Blick auf das Erleben überhaupt nicht zeigen. Der zweite Punkt ist: Die Generation Y ist nicht homogen. Das heißt, auch innerhalb der Gruppe gibt es ziemlich viele Unterschiede.” 

Eine eher willkürliche Einteilung

Die Grenzen zwischen den Generationen erscheinen oft willkürlich. Klar, durch den rapiden Anstieg der Geburtenrate in den Nachkriegsjahren, hat die Boomer-Generation viel Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt erlebt. Auch die Millennials, die sogenannte Generation Praktikum, hatte es sicher schwerer auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, als es heute oft der Fall ist. Der Fachkräftemangel ermöglicht eben jungen Menschen der Generation Z, in bestimmten Branchen wählerisch zu sein, also jenen Menschen, die zwischen 1997 und 2012 auf die Welt gekommen sind.
Friedericke Hardering plädiert für eine andere Einteilung: “Dass man natürlich eine Phase des Berufseinstiegs hat, wo man andere Wünsche und Erwartungen hat. Dann kommen vielleicht Kinder dazu. Man verändert seine Wohnsituation. Später geht man irgendwann in Rente. All das verändert natürlich Erwartungen und Ansprüche an Arbeit.”

Wenige Studien als Grundlage

Vergleichende Studien zwischen den Generationen sind nicht ganz leicht, müssten die über einen langen Zeitraum durchgeführt werden und sind damit kostspielig. In Sachen Generationenfragen seien nur Untersuchungen wie beispielsweise die Shell Jugendstudie interessant. Sie vergleiche die junge Generation der 18- bis 25-Jährigen heute beispielsweise mit den Millennials, als sie im gleichen Alter waren. „Das sind wissenschaftlich interessante Studien. Die sind aber praktisch vielleicht nicht so relevant.“ Arbeitgeber würde viel mehr interessieren, wie die Generationen miteinander zurechtkommen, sagt Hannah Schade vom Leibniz-Institut.
Interessant könnte da die breit angelegte Generationenstudie „Zukunft gemeinsam gestalten“, der R+V-Versicherung und dem Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos AG aus dem letzten Jahr sein. Hier wurden Menschen aus der Generation Z, also von 13 bis 26 Jahre, sowie die Babyboomer, zwischen 52 bis 66 Jahre, befragt.
„Dann ist es schon so, dass – jeweils auf Platz drei in der Fremdsicht von Boomern auf die Generation Z und der Generation Z auf Boomer – die einander gegenseitig unterstellen, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht zu sein. Da kann man schon sagen: Da gibt es einen wahrgenommenen Generationenkonflikt.” Unterstützt durch Medienberichte, Artikel auf Karriereseiten und eben auch lustigen TikTok-Videos.
Viel wichtiger als der Generationenunterschied sei aber der soziale Vertrag zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern, sagt Hannah Schade. “Die Arbeitsmoral war sicherlich nicht nur höher, weil wir höhere Tugenden hatten wie Fleiß und Pflichtbewusstsein, sondern auch, weil der Arbeitgeber eine lebenslange Verantwortung für den Arbeitnehmer übernommen hat.”
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