Genf

Atomverhandlungen gehen in die nächste Runde

In Genf gehen die Gespräche über das iranische Atomprogramm weiter: Während sich Irans Außenminister Sarif optimistisch gibt, warnt der oberste geistliche Führer Chamenei vor Zugeständnissen. Zuvor hatten der britische Premier David Cameron und Irans Präsident Hassan Ruhani telefoniert.
Zum Auftakt weiterer Gespräche über das umstrittene iranische Atomprogramm hat Teheran die Forderung nach einer schrittweise Aufhebung von Wirtschaftssanktionen erneuert. Irans Präsident Hassan Ruhani sagte am Mittwoch nach einer Kabinettssitzung, er hoffe auf weitere Fortschritte in den Verhandlungen. Eine Einigung könne zu einem neuen Kapitel der Zusammenarbeit mit dem Westen führen.
Unterhändler der fünf UN-Vetomächte USA, Russland, China, Großbritannien und Frankreich sowie Deutschlands (5+1) und Vertreter der Islamischen Republik versammelten sich in Genf, um ihre Gespräche über eine Überganglösung fortzusetzen. Alle Seiten signalisierten vor den dreitägigen Verhandlungen den Willen zu einer weiteren Annäherung. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif bezeichnete einen Erfolg als "sehr gut möglich" . Allerdings schränkte er ein: Vorausgesetzt sei, dass beide Seiten guten Mutes seien und den politischen Willen zu einer Lösung hätten.
Der Westen fürchtet, dass der Iran unter dem Deckmantel seines Atomprogramms Nuklearwaffen anstrebt, was Teheran kategorisch bestreitet. Auf dem Tisch liegt nun der Vorschlag für eine Zwischenlösung: Teheran soll zunächst Teile seines Programms auf Eis legen, insbesondere die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent und den Bau eines Plutonium-Reaktors. Dafür werden Teheran Erleichterungen bei Wirtschaftssanktionen in Aussicht gestellt. Der Iran fordert, dass ein Recht auf ein ziviles Atomprogramm international anerkannt wird.
Geistlicher Führer Chamenei bremst
Der oberste geistliche Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, sagte dem Verhandlungsteam seines Landes Unterstützung gegen mögliche Kritik aus dem eigenen Land zu. Gleichzeitig warnte er am Mittwoch in einer Rede vor Zugeständnissen über "rote Linien" hinaus. Dazu zählte er besonders das Recht des Landes auf ein friedliches Atomprogramm, berichtete die Nachrichtenagentur Fars.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton leitet in Genf die 5+1-Gruppe, die sich am Mittwoch zunächst zu internen Beratungen traf. Ashton traf am Nachmittag dann Außenminister Sarif, der die iranische Delegation anführt.
US-Präsident Barack Obama sprach sich gegen weitere US-Sanktionen während der laufenden Atomgespräche aus. Sollten die Verhandlungen allerdings scheitern, würden neue Strafmaßnahmen gegen Teheran als "robuste Antwort" verhängt werden, erklärte das Weiße Haus nach einem Treffen Obamas mit Senatoren.
Teile des US-Kongresses dringen darauf, die Maßnahmen gegen den Iran zu verschärfen. Das Abgeordnetenhaus hatte bereits mit breiter Mehrheit für neue Sanktionen gestimmt. "Wir sind alle besorgt, weil wir wissen, mit wem wir verhandeln und wir befürchten, wir kommen an den selben Punkt wie mit Nordkorea, wo die Lockerungen von Sanktionen zu nichts geführt haben", sagte der republikanische Senator Bob Corker .
Westerwelle hält diplomatische Lösung für möglich
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte, es gehe um "einen Einstieg in eine erste Phase konkreter vertrauensbildender Schritte". "Die letzte Runde der Atomverhandlungen mit Iran hat gezeigt, dass eine diplomatische Lösung des Konflikts möglich ist", sagte Westerwelle einer Mitteilung des Auswärtigen Amtes zufolge.
Bereits vor gut einer Woche schien eine Einigung in Genf zeitweise zum Greifen nahe. Die Verhandlungen wurden dann ohne Durchbruch vertagt.
Kurz vor Beginn der Gespräche hatte der britische Premierminister David Cameron am Telefon mit Ruhani gesprochen: In dem Telefonat betonte Cameron, dass die Regierung in Teheran die Bedenken der internationalen Gemeinschaft am iranischen Atomprogramm umfassend zerstreuen müsse. Dazu zähle unter anderem eine größere Transparenz, teilte ein Sprecher Camerons mit. Beide Politiker seien sich einig, dass es nun darum gehen müsse, die bislang erzielten "bedeutenden" Fortschritte weiter auszubauen.
Quellen: dpa/mcz
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