Hacker als unsichtbare Beifahrer?
Wer heutzutage in den Kauf einer Oberklassen-Limousine investiert, darf sich über ein kleines elektronisches Wunderwerk freuen. Die komplett vernetzten Autos stellen allerdings auch eine Herausforderung für Hacker dar.
Der Fahrer hält das Lenkrad fest in der Hand, blickt im Ausstellungsfahrzeug konzentriert nach vorne. Die E-Mail an Emy Frost, mit der er sich zum Abendessen verabredet, formuliert und sendet er über den eingebauten Sprach-Eingabeassistenten Siri. Nicht mal einen Sekundenbruchteil muss er dabei den Blick von der Windschutzscheibe abwenden.
"Das ist jetzt hier so realisiert, dass Apple jetzt hier sehr stark auf eine Sprachbedienung setzt, den Siri, den ja viele kennen. Dann diktiert man die Nachricht rein. Und das läuft dann letztlich alles über die Sprachbedienung."
Selbst die Suche nach einem italienischen Restaurant um die Ecke, so Vernetzungs-Fachmann Ralf Lamberti vom Auto-Hersteller Daimler, kann der Fahrer vom Auto aus mit ein paar gesprochenen Sätzen auf den Weg bringen. Den Rest besorgt der Computer unterm Armaturenbrett und besorgt sich die notwendigen Informationen über eine Datencloud, mit der er übers Internet verbunden ist. Möglich macht dies die neue, speziell fürs Auto konzipierte Software-Plattform "Car-Play", die ein nur allzu bekannter Konzern auf den Weg gebracht hat.
"Diese Integration, die wir hier jetzt gemacht haben, bringt einfach einen Teil der Applewelt ins Fahrzeug. Und ich habe die Daten greifbar, die ich auf meinem Telefon sowieso habe."
Aus diesem Grund hat nicht nur Daimler eine Kooperation mit Apple bekanntgegeben, sondern ebenso die Hersteller Volvo und Ferrari. Sie markieren damit einen Trend: Wenn es um Vernetzung geht, suchen die großen Automarken den Schulterschluss mit den großen IT-Unternehmen. Allerdings: Es muss nicht immer Apple sein.
Elektronisches Piepen beim Öffnen der Fahrertür einer Oberklassen-Limousine. das bereits von außen zu hören ist. Innen, das erkennen die Mitfahrenden auf ihrem Smartphone, können sie sich auf einem Fahrzeug eigenen W-Lan einloggen, das selbst bei rasanter Fahrt mit einer LTE-Schnittstelle mit dem Internet verbunden ist, so der Hersteller Audi. Der Ingolstädter Hersteller hat sich hat sich allerdings bei der Vernetzung seiner Autos nicht mit Apple, sondern mit einem der größten Internet-Dienstleister der Welt verbrüdert, so Infotainment-Expertin Monika Nitsch.
"Wir sehen die beiden Rundinstrumente für die Geschwindigkeit und die Drehzahl. Und in der Mitte sehen wir im Moment die große Karte, die Google-Karte, die ein wichtiges Feature für unser Infotainment-System ist."
Autodiebstahl 2.0
Audi hat sich, ebenso wie General Motors, Honda und Hyundai, für das von Google bereitgestellte Betriebssystem Android als Basis für die automobile Vernetzung entschieden, erklärt Audi-Vernetzungsexperte Johannes Günther.
"Google hat eben eine sehr, sehr große Datenbank. Auf der anderen Seite macht es aber auch Sinn, weil dadurch auch sehr spezielle Suchbegriffe wie zum Beispiel Eisdiele oder Schuhhändler oder Zigarrenladen sehr einfach abgedeckt werden können, ohne dass wir für jeden Kunden einzeln diese Daten irgendwo integrieren müssten."
Diese Daten hält Google ohnehin vor. Und sie sind für den Autofahrer, dessen Fahrzeug ständig online ist, sofort verfügbar. Doch genau darin besteht auch eine Gefahr. Ist das Fahrzeug ständig im Netz, ruft es Hacker auf den Plan.
"Die Gefahr ist gegeben. Es haben ja Hacker bewiesen, dass es technisch möglich ist, in Fahrzeuge einzudringen und die Systeme zu beeinflussen."
Sagt Jan Rosenow, Redakteur der Würzburger Fachzeitschrift "KFZ-Betrieb". Je mehr alle Teile des Fahrzeuges miteinander vernetzt sind, desto leichteres Spiel haben Hacker.
"Eine Möglichkeit wäre ja, dass sie Kommunikationsdaten abgreifen wollen ... Aber es gibt auch noch ganz andere Möglichkeiten: Der Diebstahl, der ganz klassische Diebstahl, ist natürlich auch eine Motivation. Leute, die Autos stehlen wollen, müssen dazu sehr ausgeklügelte Sicherheitssysteme, Wegfahrsperren überwinden. Und das geht eben über diese Schnittstellen besser, als es früher möglich war."
Hacker, die mit einem Labtop Wegfahrsperren lösen und Türschlösser knacken stellen neue Herausforderungen für die Hersteller dar. Hinzu kommt ein weiteres: Sei es Appel oder Google: Große Internet-Dienstleister gelten auch als ‚Daten-Kraken‘, die gerne auch Informationen über Bewegungsprofile und Fahrgewohnheiten aufsaugen. Alle Hersteller versprechen daher, die Weiterleitung von Bewegungsdaten an Google, Apple und Co in ihren Vernetzungssystemen zu blockieren. Daimler sucht darüber hinaus den Kontakt mit genau jenen, die das Unternehmen ansonsten eher meidet, so Vernetzungsfachmann Ralf Lamberti:
"Wir beauftragen Hacker: Könnt Ihr unser Fahrzeug angreifen? Was passiert? Das Gute ist: Bis jetzt ist noch nichts passiert. Wir haben solche Tests gemacht. Speziell die ganzen Verbindungen ins Internet, der Browser, der ins Fahrzeug läuft, konnten von außen nicht angegriffen werden."