Genrefilme auf dem Berlinale-Filmmarkt

    Zombies beim Après-Ski und Haie im Tornado

    10.02.2018, Berlin: Der Berlinale-Bär ist auf Werbefahnen als Logo der Internationalen Filmfestspiele in den Arcaden am Potsdamer Platz zu sehen.
    Der Europäische Filmmarkt ist beim Berlinale-Publikum eher weniger bekannt. © picture alliance / dpa / Jens Kalaene
    Von Annette Bräunlein |
    Zombies in Lederhosen oder Haie, die mit Kettensägen bekämpft werden: Solche Filme verbinden viele wohl eher nicht mit der Berlinale. Doch auf dem Europäischen Filmmarkt, der Teil des Festivals ist, sind zahlreiche Genrefilme im Angebot. Wie viel muss man für so einen Film eigentlich bezahlen?
    "Angriff der Lederhosen-Zombies" steht in blutroter Schrift auf dem Filmplakat. Darunter drei übel zugerichtete, aber bewaffnete Personen. "Das ist ein alpiner Zombie-Horror-Comedy-Film", erklärt Timothy Bidwell. Er arbeitet beim österreichischen Weltvertrieb Eastwest und steht am Stand der Firma auf dem Europäischen Filmmarkt (EFM) bei der Berlinale.

    Zombies mit österreichischer Folklore

    Der junge Mann im dunklen Anzug mit weißem Hemd wirkt sehr businessmäßig. "Der Film spielt in einem Skiressort, in dem durch einen Unfall beim Erzeugen von Kunstschnee eine Zombie-Epedemie ausgelöst wird", fasst Bidwell die Handlung zusammen. "Er spielt sehr mit österreichischer Folklore. Deswegen tragen die Zombies auf einmal Lederhosen und trinken Schnaps – ein Après-Ski-Zombie-Film sozusagen."
    Bei Berlinale denken die meisten wohl vor allem an ausverkaufte Weltpremieren mit Stars auf dem Roten Teppich. Der EFM dürfte beim Kinopublikum dagegen eher weniger bekannt sein. Dabei ist er ein wichtiger Bestandteil des Festivals, denn dort finden Filme den Weg in die Kinos. Darunter auch viele, die auf der Berlinale laufen. Aber auf dem Filmmarkt – im Grunde eine Messe für Filme – werden auch solche angeboten, die viele mit der Berlinale wohl nicht direkt in Verbindung bringen würden – wie zum Beispiel "Angriff der Lederhosen-Zombies".

    "Das ist topsecret!"

    Der Filmvertrieb Eastwest sei auf solche Filme spezialisiert, sagt Timothy Bidwell. "Wir haben sehr viele Genrefilme. Das ist ein Fokus der Firma, europäisches Indie-Kino zu fördern und nicht nur – ich sage jetzt mal – Arthouse- oder Autorenkino."
    Von den Lederhosenzombies ist er begeistert: "Das ist einer unserer Favoriten, der läuft sehr gut." Verkauft ist der Film, der 2016 erschien, beispielsweise nach Amerika, erklärt Bidwell. Der Streifen lief unter anderem in verschiedenen Ländern im Kino, auf Genrefilm-Festivals, im Fernsehen und auf Video-on-Demand-Plattformen.
    Und was kosten die Rechte für die "Angriff der Lederhosen-Zombies"? "Das ist topsecret!", sagt Bidwell und lacht. "Das ist sehr unterschiedlich von Film zu Film. Das hier ist ein Projekt, das wir schon sehr lange verfolgen, deshalb ist das nochmal ein Spezialfall", erklärt er wortreich, warum er nichts Konkretes sagt – und auch nichts Allgemeineres, zum Beispiel in welchen Größenordnungen sich so ein Preis im Schnitt bewegt.

    Horror, Comedy, Action und Mystik - in einem Film

    Martin Brunnett wird da zumindest etwas konkreter. Er ist für den Weltvertrieb KSM mit Sitz in Wiesbaden auf dem Filmmarkt der Berlinale. Unter anderem, um den Film "The Key" zu verkaufen. "Das ist eine Geschichte im Tarantino-, Robert-Rodriguez-Style; eine Mischung aus den Tarantino-Filmen und "From Dusk Till Dawn", sagt Brunnett, der im hellgrünen Pullover an seinem Stand steht.
    "Das ist eine Horrorgeschichte, in der die Monster die Guten sind. Weil sie den Gangstern an den Kragen gehen, die vor 40 Jahren eine Familie ermordet haben. Und jetzt kommen die Mosnter nach 40 Jahren zurück und rächen sich", so Brunnetts Kurz-Inhaltsangabe. "Es ist das Regiedebüt von Gedeon Burkhardt, einem deutschen Schauspieler, den man auch aus Kommissar Rex kennt."
    Horror ist immer noch ein Genre, das weltweit ganz gut funktioniert, erklärt Brunnett. "The Key" bietet aber noch mehr: "Es sind auch ein paar Comedy-Elemente, Action und ein bisschen Mystik drin."
    Seine Premiere hatte "The Key" 2016 beim Berlin Independent Film-Festival, wurde dort als bester Sci-Fi- / Horror-Film ausgezeichnet. Verkauft wurde er zum Beispiel in die USA, sagt Brunnett. Dort wird er vor allem digital abrufbar sein, bei Plattformen wie Netflix oder Amazon.
    Den Preis verrät auch Brunnett nicht. Stattdessen erklärt er: "Es gibt gewisse Vorstellungen, die ein Produzent hat. Die basieren auf dem Budget. Es kommt auch darauf an, für welches Land sie einkaufen. Natürlich zahlt eine Firma aus den USA mehr als eine, die auf den Philippinen beheimatet ist." Er windet sich – und dann nennt er zumindest eine ungefähre Größenordnung. 40.000 Euro müsste man ihm als deutscher Einkäufer mindestens auf den Tisch legen, sagt er. "Dann würde ich mich mit ihm über einen Deal zu diesem Film unterhalten."

    Internet-Hype um "Sharknado"

    Damit liegt der Film eher im unteren Bereich dessen, was auf dem EFM bezahlt wird. Die Spanne reiche von einigen zehntausend Euro bis hin zu Millionenverträgen, erklärt der Direktor des Europäischen Filmmarkts, Matthijs Wouter Knol. Er betont, dass der EFM der zweitgrößte Filmmarkt der Welt ist – mit mehr als 9000 Teilnehmern. Nur der in Cannes ist größer. Knapp 250 Aussteller – also etwa Filmvertriebe und Produktionsfirmen – sind in diesem Jahr auf dem EFM vertreten. Ihre mit Filmplakaten ausgekleideten Stände stehen dicht an dicht vor allem im Martin-Gropius-Bau in der Nähe des Berlinale-Zentrums Potsdamer Platz.
    750 Filme, die auf dem Markt im Angebot sind, werden den Einkäufern in Kinos vorgeführt, sagt Knol. Auf der Berlinale selbst sind in diesem Jahr rund 400 zu sehen. Genrefilme – wie "Angriff der Lederhosen-Zombies" oder "The Key" – machen allerdings nur einen kleinen Teil des Angebots aus, so der Filmmarkt-Direktor.
    Wenn man durch den Martin-Gropius-Bau läuft, entdeckt man jedoch recht viele Stände, an denen Plakate für Genrefilme werben. Darunter auch solche, die bereits einen gewissen Kultstatus haben. Wie zum Beispiel "Sharknado", ein amerikanischer TV-Katastrophenfilm aus dem Jahr 2013, zu dem es bereits drei Fortsetzungen gibt. Damit die fünfte Folge ausgestrahlt werden kann, dafür ist David Rimawi von der US-Filmproduktion und –verleihgesellschaft "The Asylum" auf dem EFM gekommen.
    Grob gesagt geht es in "Sharknado" um einen Tornado, der Massen hungriger Haie aus dem Meer saugt und sie über der amerikanischen Westküste niederregnen lässt. Die Bewohner bekämpfen die angriffslustigen Tiere mit Kettensägen und Dynamit. Die Hauptfiguren spielen Ian Ziering, der auch in der US-Serie "Beverly Hills 90210" dabei war, und Tara Reid ("American Pie").
    Kritiker bezeichneten "Sharknado" als den "schlechtesten Film aller Zeiten". Im Internet entwickelte sich aber ein regelrechter Hype um den Film.

    Oliver Kalkofe in "Sharknado 5"

    Was in der fünften Folge passiert, könne er natürlich nicht sagen, erklärt Produzent David Rimawi. Nur so viel: "Das erste Mal in der Sharknado-Serie attackiert der Sturm die ganze Welt und zerstört Sehenswürdigkeiten rund um den Globus." Außerdem soll es ein neues Element geben. "Es geht dabei um Teleportation, um von einem Ort zu einem anderen zu kommen." Und für die deutschen Fans wohl interessant: Schauspieler und Kabarettist Oliver Kalkofe, der bereits im dritten Teil zu sehen war, ist wieder dabei.
    Seine Premiere werde "Sharknado 5" wahrscheinlich Ende Juli auf dem Science-Fiction- und Horrorfilmkanal Syfy haben, der auch in Deutschland zu empfangen ist. Außerdem werde der Film auf Video, DVD und Netflix zu sehen sein. "Danach wird er hoffentlich auch von Tele5 ausgestrahlt", so Rimawi. "Das ist der Deal, den wir hier abschließen wollen."
    Auch Rimawi lässt sich eine ungefähre Hausnummer zum Preis für "Sharknado 5" entlocken: "Ab 50.000 Euro könnten wir uns Gespräch kommen. Aber ob das reichen würde, das ist natürlich die Frage."
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