"Zwischen Traumspiel und Politischer Groteske"
Fünfzehn Jahre hat Georg Kreisler in der Schweiz gelebt. Deshalb hat Nikolaus Habjan nun einen Musiktheaterabend mit zum Teil unveröffentlichten Kreisler-Stücken in Zürich arrangiert. Unser Kritiker Christian Gampert fand nur bedingt Gefallen daran.
Trotz des Titels "Ausschliesslich Inländer" gehe es an diesem Abend nicht etwa um die Asylproblematik, meint unser Kritiker Christian Gampert. Dazu seien Georg Kreislers Lieder einfach zu alt. Sie deckten aber dennoch etwas ab, was unserer heutigen Zeit nahekomme.
Nikolaus Habjan habe zudem durch seine Inszenierung eine Brücke zur heutigen Zeit geschlagen, indem er eine Grenzstation als Spielort etabliert habe. An dieser Station werde nun ein Kind ausgesetzt. Habjan nehme dies nun als Ausgangspunkt um Kreislers Lieder in eine "Stationen-Dramaturgie" einzubetten. Mit grotesken Klappmaul-Puppen werde dann über anderthalb Stunden lang der sarkastische Humor Kreislers ausgelotet.
Orchestrale Umsetzung der Kreisler-Lieder
Die Musiker der Musicbanda Franui schafften dabei etwas Außergewöhnliches, so Gampert: "Das ist etwas ganz Erstaunliches an diesem Abend, dass man durch diese Orchester-Besetzung etwas hören kann, dass man bei Kreisler, der ja immer nur solo am Klavier auftrat, gar nicht so wahrnehmen konnte: Dass doch sehr viel von Eisler und Weill in diesen Liedern steckt!"
Schauspieler agieren gekonnt als Puppenspieler
Der Puppenspieler und Regisseur Habjan habe sich an diesem Abend sehr zurückgenommen, sagt Gampert. Er habe mit seiner Puppe einen philosophischen alten Zausel, eine ganz groteske Figur, gespielt. "Habjan ist ein Tausendsassa. Er kann toll singen, er kann diese Figuren super führen und er hat auch dieses Ensemble ganz toll angeleitet. Das ist vielleicht das Wichtigste an diesem Abend: Dass das Ensemble, dass die Züricher Schauspieler als Puppenspieler auftreten und das ziemlich gut machen."
Über die grotesken Gesichter der Puppen werde das Groteske in Kreislers Texten zudem gedoppelt. "Man kann sich aber fragen: Hat das denn einen Mehrwert, dieses Jarry-artige, groteske Kasperle-Theater? Es habe zwar durchaus eine eigene Ästhetik, aber die Frage ist, ob das einen ganzen Abend trägt.", urteilt Christian Gampert abschließend.