Georg Seeßlen: Is this the End? Pop zwischen Befreiung und Unterdrückung
Edition Tiamat
200 Seiten, 16 Euro
Pop als Problemgebiet
Das Phänomen Pop ist schwer zu definieren - trotzdem nimmt der Feuilletonist Georg Seeßlen es sich in seinem neuen Buch "Is this the End?" vor. Es sei nichts weiter als eine Serie abstrakter Argumente, meint unser Kritiker - und viel zu düster obendrein.
Der Münchener Feuilletonist Georg Seeßlen ist einer der Großen der deutschen Kulturkritik. Seit Jahrzehnten schreibt er theoretisch und intellektuell hochambitionierte Bücher, Artikel und Radiofeatures. Seine Spezialität ist die Verbindung von Kultur und Gesellschaftskritik. Sein neues Buch heißt "Is this the End? - Pop zwischen Befreiung und Unterdrückung". "Seeßlen nimmt hier die ganz hohe Vogelperspektive ein und guckt auf Pop als Gesamtphänomen", sagt Kompressor-Redakteur Hartwig Vens - er betrachte alles von Musik bis zur Tagesschau. Aber was ist Pop - nur Musik? Oder reicht Popkultur bis hin zur Werbung? Und sind auch Emojis Teil der Popkultur?
"Der Begriff ist nicht zu definieren, aber trotzdem unverzichtbar", meint Vens. Und Seeßlen mache sich auch nicht die Mühe, den Begriff zu definieren. Dadurch gerate das Buch zu einer Serie an abstrakten Argumenten, kritisiert Vens. "Und die kann man unterschreiben - oder eben auch nicht."
Die Vereinzelung des Menschen erträglich machen
"Pop ist für Seeßlen ein echtes Problemgebiet", sagt Vens. Seine These: Das Prinzip Pop durchdringt alles, gleichzeitig sind wir mittlerweile Lichtjahre von der Zeit entfernt, als Pop so etwas wie eine Verheißung war. "In der Welt von Georg Seeßlen ist gar nichts in Ordnung", sagt Vens. Pop helfe lediglich, die Vereinzelung und die Prekarisierung der Menschen erträglich zu machen. Jedoch: "Er rechnet so hart ab damit, weil ihm so viel liegt am Pop", sagt Vens.
Trotzdem ist Vens "schwer genervt" von dem Buch: "Vieles, was da drin steht, ist richtig, doch bei vielem weiß man das auch nicht so richtig, weil es nicht richtig ausgeführt wird. Bei aller Intelligenz und Formulierungskunst kommt mir das Buch etwas oberflächlich vor."
(inh)