George-Enescu-Philharmonie mit Horia Andreescu

Beethoven und viel rumänische Musik

Der Dirigent Horia Andreescu
Der Dirigent Horia Andreescu © Virgil Oprina/Radio Romania Cultural/EBU
Moderation: Volker Michael |
Wie feiert Rumänien seine Kultur? Alljährlich mit einem großen Konzert – dieses Jahr spielte die George-Enescu-Philharmonie Musik, die Dirigent Horia Andreescu ausgesucht hatte: Beethoven, Enescu, Popovici, Dediu und Bartók.
Rumänien feiert immer am 15. Januar den Tag seiner Kultur. Es ist der Geburtstag des Dichters Mihai Eminescu. An diesem Tag gibt es in Bukarest auch immer ein großes Konzert mit der George-Enescu-Philharmonie. Das musste zu Beginn des Jahres 2021 ohne Publikum stattfinden. Dirigent Horia Andreescu erklärt in der Sendung sein Programm und die einzelnen Werke, die er ausgesucht hat.
Das Athenäum Bukarest.
Das Athenäum Bukarest.© Cătălina Filip/Enescu-Festival
Es war wie immer ein offizielles Konzert im Ateneul in Bukarest – und auf die offiziellen Gäste, die dann allerdings pandemiebedingt nicht kommen durften, wollte Andreescu insofern Rücksicht nehmen, als dass er keine schwierigen oder sperrigen Werke ausgewählt hat. Trotzdem ist es gute Musik, die einerseits typisch rumänisch ist, andererseits universell verständlich.

Beethoven gehört auch den Rumänen

Beethoven ist nun kein Rumäne, aber seine Ouvertüre zu Goethes Schauspiel Egmont eröffnet den Abend. Denn Beethoven gehöre auch den Rumänen, meint Andreescu schmunzelnd. Der Rest des Abends macht Sie bekannt mit wunderbarer rumänischer Musik, vom großen Georges Enescu bis hin zu den zwei Gegenwartskomponisten Doru Popovici und Dan Dediu. Außerdem gibt es die Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók. Der war zwar Ungar, verdankte aber der rumänischen Musik die meisten Inspirationen.

Das Lied der Prinzessin Lupu

Doru Popovici kam 1932 im südwestlichen Teil Rumäniens zur Welt. Vor genau zwei Jahren am 5. März ist er in Bukarest gestorben. Seine Codex-Caioni-Suite können Sie hier in Auszügen hören. Das Werk für Streicher und Pauken basiert auf alten Liedern vieler verschiedener Ethnien Rumäniens und erklingt hier mit den Sätzen Präludium, Lebhafter Tanz, Lied der Prinzessin Lupu, Kinderspiel und Tanz aus der Wallachei.
Das Werk George Enescus in unserem Programm ist eher klein besetzt und kommt ganz ohne vokale Stimmen und orchestrale Vielstimmigkeit aus – aber das Instrument, das viele Menschen vor allem mit Enescu verbinden, ist prominent in ihm vertreten, die Violine.
Auf einer vergilbten Fotografie ist ein junger Mann in Abendkleidung beim Violinspiel zu sehen.
George Enescu 1910 mit seiner Violine.© IMAGO / Collection KHARBINE-TAPABOR
Rafael Butaru ist der Solist in den vier frühen Stücken für Violine und Orchester von George Enescu, er ist Konzertmeister der George-Enescu-Philharmonie.

Debussy gab Enescu den ersten Preis

Es gab einen Klavier-Solo-Einschub, denn George Enescu war nicht nur Geiger und Geigenlehrer, als solcher zum Beispiel Lehrer von Yehudi Menuhin, sondern auch ein guter Pianist, der auch viel Klaviermusik schrieb. Der rumänische Pianist Andrei Licaret ist zu hören mit der Pavane aus der zweiten Klaviersuite von George Enescu.

Entstanden ist das Werk Anfang des 20. Jahrhunderts in Paris. Damit gewann Enescu den Pleyel-Kompositionspreis. Die Musik zeigt den starken Einfluss der französischen Musik der Zeit, vor allem von Claude Debussy. Der saß mit Vincent d’Indy und einigen anderen in der Jury des Preises. Die rumänischen Wurzeln Enescus sind allerdings kaum zu überhören.

Ein Codex aus Kronstadt

Horia Andreescu konnte 2007 den Komponisten Dan Dediu anregen, ein eher untypisches Werk zu schreiben, "Codex Brassoviensis" heißt es und zeigt den Avantgarde-Vertreter Dan Dediu als Nachfolger des großen Johann Sebastian Bach. Auch dieses Werk basiert auf alten Melodien – in diesem Fall stammen sie aus einer Sammlung aus Horia Andreescus Heimatstadt Brașov (Kronstadt).
Rumäniens Volksmusik schätzte Béla Bartók über alles, obwohl er auch in vielen anderen Ländern Europas und Nordafrikas auf die Suche ging nach unverbrauchter, unverstellter Musik. Über tausend Melodien umfasst Bartoks Melodiensammlung aus Siebenbürgen, von ihnen hat er sieben für kleines Orchester bearbeitet. Diese Rumänischen Volkstänze stehen am Ende des Konzerts aus Bukarest.
Athenaeum, Bukarest
Aufzeichnung vom 15. Januar 2021
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zu "Egmont" op. 84
Doru Popovici
Auszüge aus der "Codex Caioni-Suite" op. 33/2 für Streicher und Pauken
George Enescu
Vier Stücke für Violine and Orchester
"Pavane" aus der Klaviersuite Nr. 2 D-Dur op. 10
Dan Dediu
"Codex Brassoviensis" für Streicher
Béla Bartók
Sechs Rumänische Volkstänze Sz. 56

Rafael Butaru, Violine
Andrei Licaret, Klavier
George Enescu Philharmonisches Orchester
Leitung: Horia Andreescu

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