Ich möchte einfach, dass es eine positive Wirkung hat für alle die, die das Album hören. Mit Absicht ist es positiver als die letzten zwei Alben. Es ist für Leute, die vielleicht schwere zwei oder drei Jahre gehabt haben oder jetzt immer noch eine schwierige Zeit haben.
George FitzGerald: "Stellar Drifting"
Das Album "Stellar Drifting" von George FitzGerald trägt einen beim Hören davon: ins All, in die eigene Traumwelt, ganz egal. © Steve Gullick
Eskapismus in kleinen Mengen
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Für sein neues Album „Stellar Drifting“ hat der britische DJ und Musiker George FitzGerald NASA-Aufnahmen aus dem Weltraum in Klänge übersetzt. Er erhofft sich eine positive Wirkung für die Hörer: ein reizvolles, eskapistisches Angebot.
George FitzGerald war seit 2010 viele Jahre ein English Man in Berlin und sorgte dort für volle Tanzflächen im Berghain. Doch sein drittes Album "Stellar Drifting" verlässt den Vorstellungsraum eines Clubs und reicht hinaus bis ins All.
Die Unendlichkeit des Kosmos ist perfekt, um der Enge der pandemischen Zustände zu entfliehen, wie er erklärt: "Es ist kein Science-Fiction-Album. Es gibt keine Aliens oder Männer und Frauen in Weltraumanzügen. Es geht um Weltflucht und auch um die Ferne. Für einen Engländer, der komplett Anti-Brexit war ... also, die Welt ist für alle während der Pandemie begrenzter geworden, aber diese Gefühle hatte ich eigentlich schon vor der Pandemie."
Klänge von planetarischen Nebeln
Seine Vorstellungen vom All sprengen jedes Begrenzungsgefühl und mehr noch, in einer chaotischen Welt bieten sie ihm Ablenkung und Ruhe, wie er sagt. George FitzGerald flüchtet sich immer mehr in die Welt der NASA-Aufnahmen, beschäftigt sich mit Bildern aus dem All, und mit den Klängen von Planetarischen Nebeln oder Solarwinden.
All das sind Ausgangspunkte für die Tracks seines neuen Albums, die schließlich "Setting Sun" oder "Betelgeuse" heißen.
Zum ersten Mal nutzt er hier nicht nur analoge Synthesizer, sondern auch die Software Ableton. Hier konnte er die Bilder und Audios der NASA implementieren, Oszillatoren für Synthesizer kreieren und so die Wellenformen und Sinustöne des NASA-Materials in Musik übersetzen. In Kombination mit herkömmlichen Soundquellen in einem zweiten Schritt komponierte FitzGerald so seine neuen Tracks.
Wie ein Raumfahrer in unbekannte Welten
Vielleicht war es ein bisschen so, als würde er metaphorisch gesprochen musikalisch selbst wie ein Raumfahrer unbekannte Welten ergründen. Dieser neue kreative Ansatz war jedenfalls wichtig für ihn.
„Es war ein Problem für mich, dass ich während der Pandemie so viel und allein im Studio war, was nicht normal für mich ist. Damit das Ganze für mich noch Spaß bringt, habe ich damit experimentiert, neue Wege zu finden oder einen neuen Anfangspunkt für die Musik, anstatt einfach ins Studio zu gehen und die gleichen Synthesizer und Musikinstrumente zu benutzen wie die letzten zehn Jahre."
Und das funktioniert. Bei dem hellen und aufsteigenden Arpeggio zu Beginn des Songs "Rainbows and Dreams" kann man sich gut ein Leuchten entfernter Sterne im Weltraum vorstellen.
Dasselbe gilt für die wirbelnden und flirrenden Flächen, die sich durch den Song "Setting Sun" ziehen und wie die Geräusche von Solarwinden klingen, die mit elektromagnetischen Feldern interagieren. Dazu passen auch die zarten oder auch geheimnisvollen Gesangspassagen der Featuregäste SOAK, Panda Bear und London Grammar.
Das Album "Stellar Drifting" von George FitzGerald trägt einen beim Hören davon: ins All, in die eigene Traumwelt, ganz egal. Es sorgt für angenehme Vibes.
Ein eskapistisches Angebot
Stellt sich da nicht die Frage nach der Bedeutung von Musik? Seit der Pandemie als „nicht systemrelevant“ gebrandmarkt, ist es doch gerade sie, die uns durch schwere Zeiten helfen kann. Wenn auch nur, indem wir durch sie kurz all die Missstände der Welt vergessen können, die sich selten mit Aktivismus sofort beseitigen lassen.
"Ich bin kein Dichter, ich bin kein Bob Dylan, und die meisten Lieder auf diesem Album sind instrumental. Ich verstehe, dass reiner Eskapismus manchmal nicht so gut ist für die Welt, aber es kann auch in kleinen Mengen richtig sein."
Das eskapistische Angebot, das das neue Album „Stellar Drifting“ des britischen Musikproduzenten George FitzGerald bietet, fühlt sich auf jeden Fall richtig an. Hier fusionieren seine Neugier für Phänomene des Weltalls mit seinen Fähigkeiten für kluge, elektronische Tanzmusik, die Räume schafft, um alles Schlechte für die Dauer von 42 Minuten und 54 Sekunden zu vergessen.