Wie wurden Sie vom Krankenpfleger zur Bühnendiva?
Im Alltag ein Mann, auf der Bühne eine Frau: Georgette Dee hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Chanson-Sängerin und Geschichten-Erzählerin einen Namen gemacht. Ein Gespräch über Freiheit, Rollenspiele und Selbstbestimmung.
Auf der Suche nach Wahrhaftigkeit ist die Chanson-Sängerin und Geschichten-Erzählerin Georgette Dee. Auf der Bühne als Frau, im Alltag als Mann. Auf der Bühne war sie eine Pionierin. Dorthin zog es vor fast 35 Jahren den damaligen Krankenpfleger. Schon bei ihren ersten Chanson-Abenden hat Georgette Dee vorgemacht, was Freiheit und Selbstbestimmung für sie bedeutet. Freiheit im Umgang mit klassischem Liedgut und selbstgeschriebenen Chansons, Freiheit im manchmal auch obszönen Sinnieren über Gott und die Welt, Freiheit im Rollenspiel der Diva mit tiefer Stimme und tiefem Dekolleté.
"Sagt doch einfach Georgette"
Auf eine eindeutige Geschlechterzuschreibung legt die Chanson-Sängerin - beziehungsweise der Mann hinter der Bühnenfigur - keinen Wert. Sie oder er zu sagen, sei immer dem jeweiligen Gegenüber überlassen, sagt Georgette Dee:
"Die Entscheidung habe ich den Leuten auch nie abgenommen. Für mich ist das irgendwie egal. Sagt doch einfach Georgette und wie es euch ist."
Zum Phänomen Transgender hat Georgette Dee nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Alltag ihren ganz eigenen Zugang:
"Wenn ich auf der Straße Menschen sehe, deren Geschlecht vielfältig ist, gucke ich natürlich auch zweimal hin. Aber: Es gibt bei den nordamerikanischen Indianern für das Geschlecht acht verschiedene Bezeichnungen, weil die haben schon früh festgestellt, dass der Mensch nicht einfach nur Mann oder Frau ist."
Wie wurde sie vom Krankenpfleger zur Bühnendiva? Was bedeutet ihr Wahrhaftigkeit? Welche Rolle spielte für sie die jahrelange Bühnenpartnerschaft mit Terry Truck?