Heizen mit Geothermie

Wärme aus der Erde als Alternative für Gas

07:24 Minuten
Eine Luftwärmepumpe ist vor einem neuen Wohnhaus installiert worden.
Luftwärmepumpe vor einem neuen Wohnhaus. © imago images/U. J. Alexander
Inga Moeck im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
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Wie lange ist Heizen mit Gas noch möglich? Die Preise sind bereits stark gestiegen. Es ist Zeit für andere Wärmequellen – zum Beispiel Geothermie. Die Erdwärme eigne sich sehr gut zum Heizen, sagt Geologin Inga Moeck. Doch bislang gibt es einige Hürden.
Wir müssen uns aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern befreien – das ist vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine noch deutlicher geworden. Ein Weg könnte Geothermie sein, also Erdwärme und ihre Nutzung. Wie das geht und was die Herausforderungen sind, erklärt Strukturgeologin Inga Moeck. Sie ist Professorin für Angewandte Geothermik und Geohydraulik an der Universität Göttingen und arbeitet am Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover .

Was genau ist Erdwärme?

Die gesamte Erdkruste sowie das Innere des Planet sei warm und zum Erdkern hin werde es sehr, sehr heiß, erklärt Inga Moeck. „Unvorstellbare 6000 Grad herrschen dort.“ In den obersten Metern speichere der Boden die Sonneneinstrahlung. Ab 10 bis 15 Metern Tiefe sei es Erdwärme, die dort gespeichert ist. Je weiter man von der Erdkruste aus in die Erde vordringe, desto wärmer werde es. „Man sagt, Grundwasser ist zehn Grad warm.“ In eintausend Metern Tiefe sei es dann 30 bis 40 Grad warm.

Wofür kann man Erdwärme nutzen?

Am besten könne man Erdwärme nutzen, um Räume zu heizen, sagt Inga Moeck. Um etwa ein Einfamilienhaus zu heizen, müsse man nur einen oder wenige Meter tief in die Erde bohren.
Laut einer Studie, an der sie mitgearbeitet hat, könne 42 Prozent der Raumwärme durch Geothermie abgedeckt werden. Wenn alle anderen erneuerbaren Energieträger dazu genommen würden – wie Biokraftstoffe, Holzpellets, Solarthermie, auch die Luftwärmepumpen und Ökostrom –, sei es möglich, 100 Prozent der Raumwärme durch erneuerbare Energien abzudecken.

Warum nutzen wir das Potenzial der Erdwärme nicht?

Das Schwierige bei der Geothermie seien die anfänglich hohen Kosten, sagt die Strukturgeologin. Zum einen müsse man ein Loch in die Erde bohren. Für ein Einfamilienhaus reichten zwar zehn Meter Tiefe, doch „auch das ist mit ein paar hundert bis tausend Euro Kosten verbunden“.
Dabei genüge noch nicht allein das Bohrloch : In 15 Metern Tiefe betrage die Temperatur zehn bis zwölf Grad. „Die kann ich zu einer Heiztemperatur anheben durch eine Wärmepumpe.“ Die wiederum verbrauche aber Strom, was auch Kosten verursache.
Zudem müsse das Haus möglichst energieeffizient gestaltet werden – vor allem das Heizsystem: Gut sei, sich eine Fußbodenheizung zuzulegen, also eine Flächenheizung.
Zwischen 10.000 und 30.000 Euro müsse man investieren für die Bohrung, die Wärmepumpe, deren Installation und eine größere Energieeffizienz für das Haus.
„Sich einen Gas-Brennwertkessel in den Keller zu stellen, ist dann doch etwas günstiger“, bilanziert Inga Moeck. Doch bislang sei Erdgas „viel zu billig“ gewesen. Mit dem jetzt steigenden Erdgaspreis werde auch die Geothermie lukrativer.
Doch auch angesichts zumindest bislang vergleichsweise hoher Startkosten ist Moeck von den Vorteilen der Geothermie überzeugt: „Es ist immer noch effizienter und für das Klima deutlich schonender als mit fossilen Brennstoffen zu heizen“.

Wie groß ist die Gefahr von Erdbeben durch Geothermie?

Bei der flachen Geothermie bis 100 Meter Tiefe kämen keine Erdbeben vor, sagt Moeck. „Weil es da schlicht diese Bruchzonen nicht gibt, an denen die Erdbebenenergie frei werden kann.“ Bei der sehr tiefen Geothermie könne es aber tatsächlich zu Erdbeben kommen, sagt Inga Moeck. Doch genauso sei das auch bei Erdgasbohrungen möglich. Wenn eine Bohrung in die Nähe einer solchen Bruchzone komme oder sogar hineinbohre, könne es zu Erdbeben kommen.

Was kann die Politik tun?

Die Politik könne die Geothermie mehr fördern und die Menschen finanziell unterstützen, so dass die sich diese erneuerbare Energie leisten. Und sie müsse den Fokus dann auf die oberflächennahe und die mitteltiefe Geothermie legen, um nicht Erdbeben auszulösen.
Anmerkung der Redaktion: Unsere Interviewpartnerin nannte im Gespräch eine falsche Zahl zur Temperaturzunahme pro 100 Meter Erdtiefe. Um Missverständnisse zu vermeiden, haben wir das Audio gekürzt. Korrekt ist übrigens: Pro 100 Meter Erdtiefe nimmt die Temperatur um etwa drei Grad zu.
Wir haben auch eine Berufsbezeichnung korrigiert.

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