Diskussionen um den Standort
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Mitte November beschloss der Haushaltsausschuss des Bundestages, das geplante Deutsche Fotoinstitut in Düsseldorf anzusiedeln - und bewilligte 40 Millionen Euro Förderung. Offenbar ist das letzte Wort über den Standort aber noch nicht gesprochen.
Die Düsseldorfer Kulturberatungsgesellschaft "Projektschmiede" stellte Ende 2017 ihre Idee für ein nationales Fotozentrum vor – anders als zum Beispiel im Bereich der Literatur (mit dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach) gibt es bis heute in Deutschland kein zentrales Institut, das sich um das fotografische Kulturerbe kümmert. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat diese Idee vorangetrieben und eine Expertenkommission ins Leben gerufen.
Eindeutige Beschlusslage der beteiligten Parlamente
Diese sollte bis zum nächsten Frühjahr ein umfassendes Konzept erarbeiten. Dem kam nun am 14. November die Entscheidung des Bundestagshaushaltsauschusses zuvor. Da wurde grünes Licht für den Standort Düsseldorf gegeben und eine Förderung von 40 Millionen Euro bewilligt. Die NRW-Landesregierung zog einen Tag später nach und teilte mit, die Kofinanzierung in gleicher Höhe zu leisten. Die Stadt Düsseldorf beschloss, ein Grundstück am Ehrenhof einzubringen.
In einem Interview im Deutschlandfunk zeigte sich Monika Grütters aber zurückhaltend was die Standortfrage betrifft. Hagen Lippe-Weißenfeld ist Kulturmanager und Geschäftsführer der Kulturberatungsgesellschaft "Projektschmiede", die das Projekt maßgeblich mitentwickelt hat.
Im Gespräch sagt er, dass er in den Worten Grütters keinen Rückzieher für den Standort Düsseldorf sehe. Wenn man die Beschlusslage rekapituliere, hätten Mitte November sowohl der Bundestagshaushaltsauschuss, als auch die nordrhein-westfälische Landesregierung eindeutige Entscheidungen getroffen und mehrfach Düsseldorf bestätigt.
Inhaltliches Konzept noch nicht ausgearbeitet
"Insofern ist für mich der Schritt, den Standort zu diskutieren, nicht die erste Frage in der Kaskade von Fragen, die jetzt anstehen." Als nächster Schritt käme die inhaltliche Klärung dessen, was sich in so einem Zentrum abspielen soll. Diesen Schritt werde die Expertenkommission unter der Leitung von Thomas Weski nun gehen und im Frühjahr ihre Empfehlungen vorstellen.
"Es kann sein, dass die Kommission empfiehlt, dass dieses Haus nicht nur archivarisch und konservatorisch arbeitet, sondern auch kuratorisch. Wenn das der Fall ist, dann ist der Standort von hoher Bedeutung." Das würde nämlich bedeuten, dass man Ausstellungen macht, und das ginge nur in einem musealen Kontext und an einem Standort der stark frequentiert sei. Der vorgeschlagene Standort in Düsseldorf auf der Kunstachse am Ehrenhof würde diese Voraussetzungen bieten.
Düsseldorf und Fotografie sind eng verbunden
Wenn man sich "rein theoretisch" gegen das Kuratorische entscheide und sich mehr an einem Archiv für eine wissenschaftlich orientierte Zielgruppe orientiere, wäre ein anderer Standort denkbar, so Lippe-Weißenfeld. "Aber wir in Düsseldorf gehen davon aus, und das ist ja auch Beschlusslage, dass dieses Zentrum nach Düsseldorf kommt."
Düsseldorf habe im Hinblick auf die möglichen Konkurrenzstädte Leipzig, Köln, Essen und Dresden eine exzellente Ausgangslage. "Die Stadt hat als Wiege der 'Düsseldorfer Fotoschule' Maßstäbe für die künstlerische Fotografie in Deutschland gesetzt und viele namhafte Fotografinnen und Fotografen von Weltruhm leben und arbeiten in Nordrhein-Westfalen und in Düsseldorf. Die Fotografie ist hier sehr stark verwurzelt."