Geplantes Technik-Versagen
Immer wieder ist von Unternehmen zu hören, die vorsätzlich Schwachstellen in ihre Geräte einbauen, damit die Konsumenten möglichst bald ein neues Produkt kaufen. Die Autoren dieses Buches führen zahlreiche Beispiele für derartige Machenschaften an - und zeigen, wie es auch anders geht.
Wer hat sich darüber noch nicht geärgert, kaum ist die Garantiezeit abgelaufen, schon versagt das Gerät seinen Dienst. Die Reparatur ist dann fast so teuer wie das neue Gerät, das man dann also kauft. "Geplante Obsoleszenz" nennen Cosima Dannoritzer und Jürgen Reuß diesen auffällig schnellen Verschleiß, der sich allerdings schwer beweisen lässt. Denn kein Unternehmen gibt freiwillig zu, dass die Produktdesigner vorsätzlich Schwachstellen einbauen, die die Nutzungsdauer begrenzen, so die Autoren.
Ihr flott geschriebenes Buch "Kaufen für die Müllhalde" ist wohl deshalb auch voller zahlreicher Beispiele. Eines davon gilt den Druckerchips, die nach einer bestimmten Anzahl von Druckvorgängen weiteres Drucken einfach verweigern. Als Hacker daraufhin erfolgreich einen Chip neu programmierten, baute die betroffene Firma ihn so um, dass er sich nicht mehr ändern ließ. Angeblich wolle man die Kunden vor auslaufender Tinte bei zu vielen Druckvorgängen schützen, so die fadenscheinige Begründung des Unternehmens. Als "qualitative Obsoleszenz" bezeichnen die Autoren solches vorsätzliche, bewusst geplante Versagen eines Produkts. Handys gehören eindeutig in diese Kategorie, wie der taiwanesische Handyhersteller HTC in einen kurzfristigen Anfall von Ehrlichkeit zugab.
Seine Smartphones, so der Kundendienst auf eine Beschwerde hin, seien auf einen Halbwertszeit von zwei Jahren eingestellt. Eine Aussage, die rasch wieder zurückgezogen wurde. Hier spielt vor allem eine weitere Form der Obsoleszenz eine Rolle, die sogenannte funktionelle Obsoleszenz: Ein Produkt veraltet, weil das Nachfolgemodell mehr und bessere Funktionen anbietet. Der Bereich der Verbraucherelektronik ist beispielhaft für diese Entwicklung.
Ihr flott geschriebenes Buch "Kaufen für die Müllhalde" ist wohl deshalb auch voller zahlreicher Beispiele. Eines davon gilt den Druckerchips, die nach einer bestimmten Anzahl von Druckvorgängen weiteres Drucken einfach verweigern. Als Hacker daraufhin erfolgreich einen Chip neu programmierten, baute die betroffene Firma ihn so um, dass er sich nicht mehr ändern ließ. Angeblich wolle man die Kunden vor auslaufender Tinte bei zu vielen Druckvorgängen schützen, so die fadenscheinige Begründung des Unternehmens. Als "qualitative Obsoleszenz" bezeichnen die Autoren solches vorsätzliche, bewusst geplante Versagen eines Produkts. Handys gehören eindeutig in diese Kategorie, wie der taiwanesische Handyhersteller HTC in einen kurzfristigen Anfall von Ehrlichkeit zugab.
Seine Smartphones, so der Kundendienst auf eine Beschwerde hin, seien auf einen Halbwertszeit von zwei Jahren eingestellt. Eine Aussage, die rasch wieder zurückgezogen wurde. Hier spielt vor allem eine weitere Form der Obsoleszenz eine Rolle, die sogenannte funktionelle Obsoleszenz: Ein Produkt veraltet, weil das Nachfolgemodell mehr und bessere Funktionen anbietet. Der Bereich der Verbraucherelektronik ist beispielhaft für diese Entwicklung.
Ohne Verschleiß kein Konsum
Er ist für die Autoren auch typisch für die dritte Form der Obsoleszenz: die psychologische. Man muss einfach das neuste Smartphone besitzen, um im Freundeskreis nicht als Technikmuffel zu gelten. Auch die Modebranche lebt von dieser psychologischen Obsoleszenz. Neue Kleider werden meistens nicht deshalb angeschafft, weil die alten verschlissen sind, sondern weil eine neue Kollektion da ist.
In einem großen und sehr ausführlichen historischen Abriss, der bis in die 1920er-Jahre zurückgeht, erzählen die Autoren von den Anfängen der Obsoleszenz, die damals durchaus bewusst geplant wurde. Geräte, die ewig hielten, so die Argumentation, schadeten der Wirtschaft. Ohne Verschleiß kein Konsum. Ohne Konsum kein Wirtschaftswachstum. Und damit kein Wohlstand.
Doch es geht auch anders, wie die Autoren am Ende ihres Buches eindrucksvoll belegen. Leihläden, Tauschmärkte, Give-Boxen, das heißt kostenlose Abgabe von nicht mehr benötigten Geräten, Repair-Cafés - eine ganze Bewegung verweigert sich mit viel Fantasie dem Wegwerfrausch und Konsumzwang, macht aus Alt wieder Neu, repariert und teilt sich Werkzeuge. Auch wenn das Buch als Nebenprodukt zum gut gemachten gleichnamigen Film erscheint, es hat durchaus seine Berechtigung, denn es ist sehr viel ausführlicher und detailreicher.
Besprochen von Johannes Kaiser
In einem großen und sehr ausführlichen historischen Abriss, der bis in die 1920er-Jahre zurückgeht, erzählen die Autoren von den Anfängen der Obsoleszenz, die damals durchaus bewusst geplant wurde. Geräte, die ewig hielten, so die Argumentation, schadeten der Wirtschaft. Ohne Verschleiß kein Konsum. Ohne Konsum kein Wirtschaftswachstum. Und damit kein Wohlstand.
Doch es geht auch anders, wie die Autoren am Ende ihres Buches eindrucksvoll belegen. Leihläden, Tauschmärkte, Give-Boxen, das heißt kostenlose Abgabe von nicht mehr benötigten Geräten, Repair-Cafés - eine ganze Bewegung verweigert sich mit viel Fantasie dem Wegwerfrausch und Konsumzwang, macht aus Alt wieder Neu, repariert und teilt sich Werkzeuge. Auch wenn das Buch als Nebenprodukt zum gut gemachten gleichnamigen Film erscheint, es hat durchaus seine Berechtigung, denn es ist sehr viel ausführlicher und detailreicher.
Besprochen von Johannes Kaiser
Jürgen Reuß / Cosima Dannoritzer: "Kaufen für die Müllhalde"
Das Prinzip der geplanten Obsoleszenz
Orange Presse, Freiburg 2013
223 Seiten, 20 Euro
Das Prinzip der geplanten Obsoleszenz
Orange Presse, Freiburg 2013
223 Seiten, 20 Euro