Geplünderte Museen, zerstörte Minarette

Von Martina Zimmermann |
In Syrien herrscht nicht nur eine humanitäre Katastrophe, auch das Kulturerbe ist in Gefahr: Zahlreiche Stätten sind durch den Bürgerkrieg schwer beschädigt, Museen wurden geplündert. Bei der Unesco trafen sich Experten, um zu besprechen, wie das syrische Kulturerbe zu retten ist.
In 6500 Jahren hinterließen 33 Zivilisationen ihre Spuren in Syrien, darunter Sumerer, Babylonier, Ägypter, Griechen, Römer und Kreuzritter oder Osmanen. Der Basar von Aleppo, die Altstadt von Damaskus oder die Oasenstadt Palmyra sind unter den insgesamt sechs Orten, die die Unesco zum Weltkulturerbe erklärt hat. Früher lockten sie Touristen an, heute sind sie zerstört oder beschädigt, so Unesco-Kultur-Unterdirektor Francesco Bandarin:

"Die Lage ist katastrophal. Aleppo ist am meisten von den Kämpfen des Bürgerkriegs betroffen. Basar, Moschee und Minarette sind zerstört. Homs ist sehr stark betroffen, Bosra und Palmyra weniger, aber auch dort sind Schäden festzustellen."

Die Kämpfe zerstören, aber in mindestens sechs bedeutenden Museen wurde auch geplündert. Die syrischen Denkmalschützer und Museumsdirektoren haben umfangreiche Kataloge, in denen alle gestohlenen Teile registriert sind. Nicht erfasst werden kann hingegen, was bei illegalen Ausgrabungen mitgenommen wird. Dazu Francesco Bandarin:

"So etwas passiert während Kriegen und Konflikten. Das war so in Irak, Afghanistan, Libyen, Mali, es ist eine typische Folge von Krieg und Bürgerkrieg. Das ist leider sehr schwer zu stoppen, weil dieses organisierte Verbrechen von mächtigen internationalen kriminellen Organisationen begangen wird."

Die Schäden seien auf Karten genau festzustellen. Aber auf die Frage, wer für die Zerstörung verantwortlich sei - die syrische Armee, Dschihadisten oder Revolutionäre –, hat der Verantwortliche der Unesco keine Antwort:

"Der Konflikt ist komplex und wir haben keine Möglichkeit zu wissen, wer wo zugeschlagen hat. Wir und unsere Kollegen vor Ort versuchen zu verstehen, zu wissen und vorzubeugen. Wenn wir anfangen zu sagen, wer was getan hat, wird das unkontrollierbar. Ich kann nicht sagen, ob es ideologische Zerstörungsziele gab. In manchen Städten wurden religiöse Elemente getroffen wie die Moschee in Aleppo, aber ich kann nicht sagen, ob das ein Ziel war oder ein Kollateralschaden."

Die Unesco arbeitet mit den syrischen Kulturverwaltern zusammen, mit Zollbehörden und NGOs in den Nachbarländern und auch mit Interpol. Die internationale kriminalpolizeiliche Organisation hat zum Beispiel gestohlene Objekte ausfindig gemacht, die in Libanon aufgetaucht sind. Laut Unesco-Generaldirektorin Irina Bokova bereitet sich die Organisation der Vereinten Nationen auf einen Aktionsplan vor.

"Die Sicherheit ist leider nicht gewährleistet, aber wir bereiten eine Aktion vor wie in Mali. Wir bereiten auch eine Mission in Ägypten vor, denn auch von dort kommen Meldungen von der Zerstörung von Weltkulturstätten. Sobald die Sicherheit gewährleistet ist, sind wir bereit."
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