Gerappte Hochkultur
Im Schiller-Jahr 2005 entdeckte Christian Weirich, alias Doppel-U, die Texte von Schiller und Goethe für sich. Seitdem bringt der 24-Jährige aus Jena die Stücke der beiden deutschen Klassiker auch als Rap auf die Bühne.
"Dieses Kämpferische! Dieses: Von der Gesellschaft halb verächtet, halb geliebt. Ich denke, das sind ganz, ganz viele Sachen, und ich glaube nicht, dass nur ich mich drin finde, sondern viele Jugendliche halt"
Dunkelgrüner Kapuzenpulli, Bluejeans. Kein Piercing, keine auffällige Frisur. Einfach nur kurze, dunkelblonde Haare. Doppel-U sieht aus wie ein ganz normaler 24-Jähriger. Und doch haben seine Augen etwas Spitzbübisches, etwas Schillersches eben. Etwas, das hinter der Fassade der Normalität völlig durchgeknallte Ideen vermuten lässt.
"Eben dadurch, dass ich mich in Schiller wieder gefunden habe, war erst eine Interpretation überhaupt möglich. Weil eine Interpretation ist ja nur so gut, wie ein Künstler sich in nem Künstler wieder findet."
Als Doppel-U vor acht Jahren anfing zu rappen, konnte er sich noch kein bisschen in Schiller wieder finden. Zu 200 Jahre alten Gedichten fand er überhaupt keinen Zugang. Er rappte seine eigenen Texte und stand bald mit Hip-Hop-Künstlern wie Dendemann und Wu-Tang-Clan auf der Bühne. Im Schillerjahr 2005 dann die Idee, zur Abwechslung mal Schiller zu rappen. Heraus kam die CD "Zeitgeist" – gerappte Gedichte. In Zusammenarbeit mit Schulen und Goethe-Instituten begann er, Konzerte und Workshops für Schüler zu veranstalten – mit großem Erfolg.
Mittlerweile hat Doppel-U ein eigenes Plattenlabel und eine kleine Firma. Mit dem Schulbuchverlag Schroedel hat er ein interaktives Rap-Hörbuch entwickelt. Die anfängliche Skepsis der Eltern hat sich längst gelegt – sie sind stolz, genauso wie seine zwei Brüder und seine Schwester. Auch wenn die mit Hip-Hop nicht so viel am Hut haben – sie stehen eher auf Rockmusik. Aber wo sie können, unterstützen sie ihren Doppel-U, der eigentlich Christian Weirich heißt. Warum eigentlich Doppel-U?
"Der Buchstabe W wurde im Altdeutschen Doppel U genannt. Wird ja im Englischen auch heute noch das W als Double-U bezeichnet. Und für nen deutschen Künstler, der sogar altdeutsche Texte verwendet, iss ne Anglizisme als Name doch ein bisschen doof. Und da das W schon immer mein Symbol war, wollte ich mich nicht Double-U nennen, und da war Doppel-U eigentlich die Ideallösung. Ich fand das klingt auch ein bisschen cooler."
Doppel-U greift nach den Sternen – und bleibt dabei erstaunlich nah am Boden. Er ist ein phantasievoller Realist. Träumt vom großen Erfolg im Musikbusiness. Und macht sich doch regelmäßig klar, dass seine Rapper-Karriere auch jederzeit vorbei sein kann. Damit muss man immer rechnen, glaubt er. Deshalb geht er momentan einfach mal davon aus, dass er später wieder den Beruf ausüben wird, den er nach der Schule gelernt hat. Nämlich:
"Staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent für Wirtschaftskommunikation – so. Iss halt ziemlich trocken, iss halt `n Bürojob, wa? Briefe schreiben… Buchhaltung und so was…"
Ans Aufhören braucht Doppel-U aber noch lange nicht zu denken. Pro Woche tritt er drei bis fünf Mal auf – übrigens auch in schwedischen und polnischen Schulen. Doppel-U tourt gerne durch Europa. Aber er ist auch gerne in Jena, seiner Heimatstadt – hier lebt er in einer netten WG. In der wenigen Freizeit, die ihm bleibt, macht er, was seiner Meinung nach jeder Mittzwanziger gerne macht: Ins Kino gehen, Freunde treffen, ab und zu tanzen. Demnächst will er eine CD mit eigenen Texten aufnehmen. Er weiß nicht, was noch so kommt. Da will er sich überraschen lassen. Aber eines weiß er ganz sicher: Dass er sich nicht verbiegen will – wie so manche deutschen Rapper das seiner Meinung nach tun.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Rapper in Deutschland ein Gangster ist. Das geht einfach gar nicht. Und genau das kann ich mit mir selbst einfach nicht vereinbaren. Das heißt: Ich komme eben einfach nicht aus dem Ghetto, und deshalb spiele ich auch nicht mit Messern und Pistolen rum. Kann ich nicht."
Muss er ja auch nicht. Im Gegenteil. Gerade weil er so authentisch ist, kommt er an – bei Schülern, Lehrern und Hip-Hop-Fans. Manche belächeln ihn zwar ein bisschen. Nach dem Motto: Was haben Schiller und Goethe bitte mit Hip-Hop zu tun. Doppel-U nimmt’s gelassen. Er hat seinen ganz persönlichen Stil gesucht – und gefunden.
"Und wenn noch jemand da draußen erzählen mag, ich mache keinen Hip-Hop, dann hat er sich geschnitten. Weil Hip-Hop schon immer auf Missstände aufmerksam gemacht hat, und der große Missstand momentan ist nun mal die Bildung. Also ist auch dieses Projekt mit Schiller- und Goethe-Texten irgendwie Hip-Hop."
Dunkelgrüner Kapuzenpulli, Bluejeans. Kein Piercing, keine auffällige Frisur. Einfach nur kurze, dunkelblonde Haare. Doppel-U sieht aus wie ein ganz normaler 24-Jähriger. Und doch haben seine Augen etwas Spitzbübisches, etwas Schillersches eben. Etwas, das hinter der Fassade der Normalität völlig durchgeknallte Ideen vermuten lässt.
"Eben dadurch, dass ich mich in Schiller wieder gefunden habe, war erst eine Interpretation überhaupt möglich. Weil eine Interpretation ist ja nur so gut, wie ein Künstler sich in nem Künstler wieder findet."
Als Doppel-U vor acht Jahren anfing zu rappen, konnte er sich noch kein bisschen in Schiller wieder finden. Zu 200 Jahre alten Gedichten fand er überhaupt keinen Zugang. Er rappte seine eigenen Texte und stand bald mit Hip-Hop-Künstlern wie Dendemann und Wu-Tang-Clan auf der Bühne. Im Schillerjahr 2005 dann die Idee, zur Abwechslung mal Schiller zu rappen. Heraus kam die CD "Zeitgeist" – gerappte Gedichte. In Zusammenarbeit mit Schulen und Goethe-Instituten begann er, Konzerte und Workshops für Schüler zu veranstalten – mit großem Erfolg.
Mittlerweile hat Doppel-U ein eigenes Plattenlabel und eine kleine Firma. Mit dem Schulbuchverlag Schroedel hat er ein interaktives Rap-Hörbuch entwickelt. Die anfängliche Skepsis der Eltern hat sich längst gelegt – sie sind stolz, genauso wie seine zwei Brüder und seine Schwester. Auch wenn die mit Hip-Hop nicht so viel am Hut haben – sie stehen eher auf Rockmusik. Aber wo sie können, unterstützen sie ihren Doppel-U, der eigentlich Christian Weirich heißt. Warum eigentlich Doppel-U?
"Der Buchstabe W wurde im Altdeutschen Doppel U genannt. Wird ja im Englischen auch heute noch das W als Double-U bezeichnet. Und für nen deutschen Künstler, der sogar altdeutsche Texte verwendet, iss ne Anglizisme als Name doch ein bisschen doof. Und da das W schon immer mein Symbol war, wollte ich mich nicht Double-U nennen, und da war Doppel-U eigentlich die Ideallösung. Ich fand das klingt auch ein bisschen cooler."
Doppel-U greift nach den Sternen – und bleibt dabei erstaunlich nah am Boden. Er ist ein phantasievoller Realist. Träumt vom großen Erfolg im Musikbusiness. Und macht sich doch regelmäßig klar, dass seine Rapper-Karriere auch jederzeit vorbei sein kann. Damit muss man immer rechnen, glaubt er. Deshalb geht er momentan einfach mal davon aus, dass er später wieder den Beruf ausüben wird, den er nach der Schule gelernt hat. Nämlich:
"Staatlich geprüfter kaufmännischer Assistent für Wirtschaftskommunikation – so. Iss halt ziemlich trocken, iss halt `n Bürojob, wa? Briefe schreiben… Buchhaltung und so was…"
Ans Aufhören braucht Doppel-U aber noch lange nicht zu denken. Pro Woche tritt er drei bis fünf Mal auf – übrigens auch in schwedischen und polnischen Schulen. Doppel-U tourt gerne durch Europa. Aber er ist auch gerne in Jena, seiner Heimatstadt – hier lebt er in einer netten WG. In der wenigen Freizeit, die ihm bleibt, macht er, was seiner Meinung nach jeder Mittzwanziger gerne macht: Ins Kino gehen, Freunde treffen, ab und zu tanzen. Demnächst will er eine CD mit eigenen Texten aufnehmen. Er weiß nicht, was noch so kommt. Da will er sich überraschen lassen. Aber eines weiß er ganz sicher: Dass er sich nicht verbiegen will – wie so manche deutschen Rapper das seiner Meinung nach tun.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Rapper in Deutschland ein Gangster ist. Das geht einfach gar nicht. Und genau das kann ich mit mir selbst einfach nicht vereinbaren. Das heißt: Ich komme eben einfach nicht aus dem Ghetto, und deshalb spiele ich auch nicht mit Messern und Pistolen rum. Kann ich nicht."
Muss er ja auch nicht. Im Gegenteil. Gerade weil er so authentisch ist, kommt er an – bei Schülern, Lehrern und Hip-Hop-Fans. Manche belächeln ihn zwar ein bisschen. Nach dem Motto: Was haben Schiller und Goethe bitte mit Hip-Hop zu tun. Doppel-U nimmt’s gelassen. Er hat seinen ganz persönlichen Stil gesucht – und gefunden.
"Und wenn noch jemand da draußen erzählen mag, ich mache keinen Hip-Hop, dann hat er sich geschnitten. Weil Hip-Hop schon immer auf Missstände aufmerksam gemacht hat, und der große Missstand momentan ist nun mal die Bildung. Also ist auch dieses Projekt mit Schiller- und Goethe-Texten irgendwie Hip-Hop."