Gerhard Mewes

Der Gefängnis-Trainer

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Der Fußballtrainer Gerhard Mewes (links) © Deutschlandradio - Axel Schröder
Von Axel Schröder |
Gerhard Mewes trainiert seit 35 Jahren in der JVA Hamburg-Fuhlsbüttel die Mannschaft von Eintracht Fuhlsbüttel. Für seine ehrenamtliche Arbeit wird Gerhard Mewes nun von der DFB-Stiftung mit der Sepp-Herberger-Medaille ausgezeichnet - und zwar in der Kategorie "Resozialisierung".
Hinter Gerhard Mewes ragt der meterhohe, stacheldrahtbewehrte Zaun der JVA Fuhlsbüttel in die Höhe. Hinter dem Zaun, hinter den alten Gefängnismauern trainiert der heute über 70-Jährige Hamburger die Mannschaft von "Eintracht Fuhlsbüttel". Seit 35 Jahren macht er das. Ehrenamtlich. Und als sein Trainer-Job begann, erzählt Gerhard Mewes, war er zunächst überrascht:
"Die Überraschung war, dass mir überwiegend freundliche Menschen begegnet waren, die einfach Lust am Fußballspielen hatten, die mir so begegnet waren, als hätte ich gerade einen neuen Verein übernommen."
Gerhard Mewes war genau der richtige Mann am richtigen Ort: Durch seine Arbeit im Jugendamt hatte er gelernt, in Konflikten mit einer oft schwierigen Klientel zu vermitteln. Und als Fußballtrainer war er damals schon jahrelang aktiv. Die Fälle, in denen es hinter den Gefängnismauern Probleme gab, kann Gerhard Mewes an einer Hand abzählen:
"Natürlich hat das auch in einigen Situationen Momente gegeben, dass mein Gegenüber mit Kritik nicht fertig wurde und vielleicht Rache geschworen hat. Davon habe ich dann nicht viel mitbekommen. Nur durch Äußerungen - bei einer Auswechslung - wie "Dich bring' ich um!". Aber derjenige wurde dann auch gleich in der Woche drauf verlegt. Aber ansonsten sind das Auseinandersetzungen verbaler Art. Und da war ich eigentlich ganz gut geschult."

Herzlich und vertraut

Gerhard Mewes winkt rüber zum Parkplatz vor dem Gefängnistor, ein breites Lächeln im Gesicht. Drei seiner einstigen Schützlinge sind angekommen. Kim, Dennis und Autar haben in der JVA Fuhlsbüttel mehrjährige Haftstrafen abgesessen. Herzlich und vertraut begrüßen sie ihren alten Trainer. Der ihnen neben dem Spielaufbau und dem Spiel über die Flügel noch eine Menge mehr beigebracht hat, erzählt Dennis:
"Gerhard ist ein besonderer Trainer! So einen Trainer habe ich noch nicht erlebt, sag ich mal. Ich war früher sehr aufbrausend, sagen wir mal so. Sehr, sehr aufbrausend. Er hat mich ruhig gemacht! Wenn ich einmal meinen Mund aufgemacht habe, dann hat er mich rausgenommen. Und das fand ich nicht so toll! Man lebt ja Sonntag für Sonntag. Man freut sich auf das Spiel. Das ist das Einzige, was hier überhaupt zählt in diesem Knast. Das ist das Beste. Und dann muss man halt Ruhe bewahren, dass man auch spielen kann. Und auch in dieser Mannschaft bleiben kann."
Autar und Kim nicken. Und ja, erzählen sie mit einem Grinsen: Manchmal war es auch hart, Gerhard Mewes als Trainer zu haben:
"Er kann auch von außen mal laut werden. Aber welcher Trainer wird das nicht?"

Drei Mal Kreisklassen-Meister

Aber schließlich ging es Gerhard Mewes nie darum, einfach nur mit Häftlingen herum zu kicken. Der Trainer wollte und will Leistung von seinen Spielern - und gewinnen. Drei Mal in den letzten zehn Jahren wurde die "Eintracht Fuhlsbüttel" Kreisklassen-Meister. Nur aufgestiegen ist die Mannschaft deshalb nicht. Das sei zwar schade, hat aber seine Gründe, so Gerhard Mewes:
"Wenn wir heute den Meister machen und morgen in einer höheren Klasse spielen würden, müsste ich davon ausgehen, dass bei der großen Fluktuation der Abstieg schon wieder gleich besiegelt wäre. Und das hätte zur Folge, dass ich also durch viele Niederlagen, die programmiert wären hier praktisch keine gute Stimmung mehr hereinkriegen könnte. Ich muss also auch immer sehen, dass ich über Erfolge hier die Spieler immer wieder dazu bringe, dass sie sich dann auch an Regeln halten, dass sie auch mitmachen wollen, dass sie auch dadurch motiviert sind."
Für seine Arbeit wird Gerhard Mewes nun von der DFB-Stiftung mit der Sepp-Herberger-Medaille ausgezeichnet. Kategorie "Resozialisierung". Seine Spieler finden: das sei längst überfällig. Und Gerhard Mewes freut darüber natürlich auch:
"Aber ich muss auch gleichzeitig - bescheiden, wie ich bin - sagen, dass ich dankbar dafür bin, dass ich über so viele Jahre so viele Menschen kennengelernt habe, die sich für Fußball interessiert haben. Und die natürlich über Fußball auch einen Weg, einen guten Weg in die Freiheit gefunden haben!"