Warum "dunkles Deutschland" zu hoch gegriffen ist
Wenn der Bundespräsident von Dunkeldeutschland spricht, sei das zwar gut gemeint, aber schlicht zu hoch gegriffen, meint der frühere Innenminister Gerhard Baum: "Wir haben eine durchaus stabile Demokratie und eine stabile Zivilisationsschicht."
Helles Deutschland, dunkles Deutschland, Aufstand der Demokraten, dünne Zivilisationschicht – für den FDP-Politiker und früheren Innenminister Gerhart Baum stimmen im gegenwärtigen Flüchtlingsdiskurs die Dimensionen nicht.
Es gehe gerade um eine Minderheit, die uns große Sorgen mache, sagt Baum. "Aber das ist kein Problem, das wir als 'dunkles Deutschland' bezeichnen müssten, meine ich. Der Bundespräsident hat das gut gemeint. Aber ich wehre mich dagegen, das in eine gleichwertige Beziehung zu setzen. Helles Deutschland, dunkles Deutschland – das ist zu hoch gegriffen."
"Bitte nicht verallgemeinern!"
Angesichts von radikaler rechter Hetze und massiver Anti-Asyl-Agitation im Netz wie Innenminister Thomas de Maizière von einer "dünnen Zivilisationsschicht" zu sprechen, hält Baum ebenfalls für überdimensioniert:
"Wir haben eine durchaus stabile Demokratie und eine stabile Zivilisationsschicht. In dieser Demokratie gibt es erschreckende Formen von Intoleranz und es gibt auch einen verdeckten Rassismus. Das muss alles sichtbar gemacht werden. Aber bitte nicht verallgemeinern!"
Konzeptionslos einem vorhersehbaren Problem gegenüber
Deutliche Kritik übt der frühere Innenminister auch am politischen Umgang mit der aktuellen Flüchtlingssituation: "Wir werden ja jetzt praktisch überwältigt von Flüchtlingen, die hier Hilfe suchen und ihr Leben retten. Das war doch vorhersehbar! Der Syrien-Konflikt ist doch nicht erst seit gestern, und in Afrika brennt es an allen Ecken und Enden. Also, wir haben uns überhaupt nicht darauf vorbereitet und stehen jetzt ohne politische Konzeption großer Not gegenüber. Das muss dringend nachgeholt werden!"