635.000 Euro für Jörg Kachelmann
Die Springer-Mediengruppe muss 635.000 Euro an Jörg Kachelmann zahlen, hat das Landgericht Köln entschieden. Der ehemalige Wettermoderator hatte die "Bild"-Zeitung auf Grund ihrer Berichterstattung im Vergewaltigungsprozess auf mehrere Millionen verklagt.
Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Buchautor, sieht die Millionen-Klage des Fernsehmoderators Jörg Kachelmann gegen die "Bild"-Zeitung als journalistisches Fallbeispiel für die schwierige Grenzziehung zwischen korrekter Berichterstattung und Vorverurteilung.
Jörg Kachelmann sei zwar eine Person der Zeitgeschichte, er habe aber nach wie vor "ein Recht auf Privatsphäre, ein Recht auf die eigene Intimität", sagte Pörksen im Deutschlandradio Kultur. Dieses Recht sei bei der Berichterstattung sträflich verletzt worden:
"Es wurde versucht (…), sozusagen im Zeichen der Ungewissheit (…) Gewissheit zu stiften. Und (man) hat sich im Journalismus auch so einer Art Ausleuchtung des Charakters verschrieben - ein hässlicher, aggressiver, grenzüberschreitender Charaktertest-Journalismus -, der es sich nun zur Aufgabe gemacht hatte, pseudo-investigativ das Sozialverhalten von Herrn Kachelmann auszuleuchten, das Beziehungsverhalten von Herrn Kachelmann auszuleuchten."
Abschreckendes Beispiel für andere Medien?
So Pörksen vor dem Hintergrund der heutigen Prozessentscheidung vor dem Landgericht Köln. Dieser Fall könne auch zum abschreckenden Beispiel für andere Medien werden, meinte Pörksen. Auch in einem emotionsgetriebenen Journalismus ginge es schließlich um Geld, Auflage und Quoten:
"Und so lange man diese Schadensersatzsummen gleichsam einpreisen kann in die Grenzüberschreitungen und aus der Portokasse bezahlen kann, ist das alles halb so wild für die jeweiligen Medienunternehmen. Aber in dem Moment, in dem es ökonomisch weh tut, wird man auf einer Sphäre belangt, die dann auch Folgen hat. Und dann wird man entsprechend reagieren."
Das Landgericht Köln hat heute über eine Millionenklage des Fernsehmoderators Jörg Kachelmann gegen die "Bild"-Zeitung (Print und Online) entschieden. Vergleichsgespräche waren gescheitert. Kachelmann hatte vom Springer-Konzern insgesamt 2,25 Millionen Euro Entschädigung gefordert. Damit handelte es sich um die höchste Entschädigungssumme, die es jemals in einem solchen Verfahren in Deutschland gegeben hat. Kachelmann wurde 2011 vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen.