German Mummy Project

Der die Mumien durchleuchtet

11:26 Minuten
Ein Mann mit Brille, Weste und halblangen, schütterem Haar hockt vor einem Glaskasten mit einer Mumie.
Untersucht gerade Mumien aus dem ägyptischen Sakkara: Wilfried Rosendahl. © picture alliance/Uwe Anspach/dpa
Wilfried Rosendahl im Gespräch mit Vladimir Balzer |
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Ein Zentrum der Mumien-Forschung findet sich in Deutschland: Im "German Mummy Project" sollen die Mumien möglichst schonend untersucht werden. Projektleiter Wilfried Rosendahl über Mumien im Computertomografen – und was früher damit gemacht wurde.
Im German Mummy Project haben sich Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammengeschlossen, um Mumien aus unterschiedlichen Zeiten ihre Geheimnisse zu entlocken.
Anthropologen, Radiologen, Rechtsmediziner, Physiker, Molekulargenetiker, Restauratoren und andere Spezialisten untersuchen die Mumien mit modernen Methoden – und versuchen dabei, so wenig wie möglich kaputtzumachen.

Sind die Porträts authentisch?

Gerade hat Projektleiter Wilfried Rosendahl zwei Mumien aus dem 3. bis 4. Jahrhundert nach Christus im Visier. Sie wurden 1615 in der ägyptischen Nekropole Sakkara gefunden und gelangten bereits 1728 nach Dresden, berichtet Rosendahl.
Prachtvoll geschmückte Mumien einer Frau und eines Mannes.
Diese ägyptischen Mumien werden gerade vom German Mummy Project untersucht.© Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Fotos: H.-P. Klut / E. Estel
"Diese Mumien sind deswegen besonders, weil sie besonders schön sind", sagt der Forscher. Auf den Leichentüchern befindet sich Holz als Trägermaterial und auf dieses wurden Mumienporträts gemalt.
Als Nächstes solle mittels Computertomografie untersucht werden, ob die aufgemalten Porträts mit den Schädeln der Mumien übereinstimmen, sagt Rosendahl: "Hat man hier wirklich das Porträt eines Verstorbenen erhalten wollen oder sind es idealisierte Gesichter?"

Mumien als Heilmittel und Heizstoff

Anders als bei vielen anderen Kunstwerken spiele die Herkunftsdebatte bei Mumien keine große Rolle, auch wenn es vereinzelte Rückforderungen aus Australien gebe, erzählt Rosendahl. Allerdings würden Forscher heute keine Mumien mehr aus Gräbern entfernen: "Heute bewahren wir sie vor Ort."
Nicht alle Mumien seien in früheren Zeiten als Kunstwerke betrachtet worden, berichtet der 54-Jährige: "Viele der Mumien sind nicht in Museen gelandet, sondern sind zermörsert worden als Allheilmittel in den Apotheken." Und andere seien gar mit Bitumen getränkt und in Zügen verfeuert worden: "Damit die Dampflokomotive fährt."
(beb)
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