Germanwings-Absturz

Fieberhafte Suche nach der Absturzursache

Einsatzkräfte an der Unglücksstelle nahe der Stadt Seyne.
Einsatzkräfte an der Unglücksstelle nahe der Stadt Seyne. © AFP / Denis Bois / Gripmedia
Von Ursula Welter |
Der Schock sitzt noch tief und die Bergungsarbeiten an der Absturzstelle des Germanwings-Flugzeugs gehen auch heute weiter. Behörden und Ermittler fahnden indes nach der Unglücksursache, doch bisher wird vor allem spekuliert.
Die Koordination der Bergungsarbeiten findet in dem kleinen Ort Seyne-les-Alpes statt. Einige hundert Spezialkräfte sind am Werk, Experten für alpine Einsätze, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Psychologen, Mediziner, die Verwaltung, Präfektur, Bürgermeisteramt. Dort in Seyne-les-Alpes ist auch die Halle hergerichtet worden, in der die Angehörigen der Opfer Beistand erhalten sollen. Die Bewohner haben spanische, deutsche, französische Flaggen aufgestellt, ein paar Blumensträuße, Kondolenzbücher bereit gelegt. Unterkünfte für die Familien der Opfer wurden organisiert, sagte der Bürgermeister von Seyne-les-Alpes.
"Und vielleicht bringen wir die Angehörigen auch Richtung Vernet, zu dem Dörfchen, das näher an der Absturzstelle liegt – die Absturzstelle selbst, sicher, ist nicht zugänglich, nicht erreichbar für die Familien, dennoch es geht darum, für die Trauer die Gegend sichtbar zu machen, einen Teil der Berge, in denen sich dieses Drama abgespielt hat."
Am Morgen, gegen acht Uhr, waren die Helikopter wieder gestartet, um die Helfer an die Absturzstelle in unwegsamem Gelände zu bringen, auf rund 1500 Metern Höhe. In felsigen Einschnitten verteilen sich die Wrackteile auf mehrere Hektar, bergerfahrene Rettungseinheiten suchten in der Nacht nach weiteren Zugangsmöglichkeiten in die Gegend, die bislang hauptsächlich aus der Luft oder, wie die Einheimischen berichten, vom nächsten Dorf nur mit einem Fußmarsch von anderthalb Stunden erreichbar ist.
"Im wesentlichen", sagt der Bürgermeister von Seyne-les-Alpes, "werden die Wrackteile und die sterblichen Überreste per Hubschrauber zusammengetragen und hierhergebracht.“
Flugschreiber wurde in Paris ausgewertet
Auf den Wiesen rund um den Ort sind Zeltdächer errichtet worden, die Absturzstelle, oben am Berg, wurde gesichert, dort, wo menschliche Überreste gefunden wurden, haben die Rettungskräfte Markierungen verteilt, damit die Untersuchungsteams der Luftbehörden, aber auch die Mediziner ihre Arbeit beginnen können.
In Paris wird unterdessen der Flugschreiber mit den Informationen und Stimmen aus dem Cockpit ausgewertet. Zuständig ist die französische Luftbehörde BEA, das Büro zur Untersuchung und Analyse für die Sicherheit der zivilen Luftfahrt. Der französische Verkehrsminister Vidalies erklärte, der Flugschreiber sei beschädigt, aber vermutlich dennoch auswertbar. Die Detail-Analyse könne einige Wochen dauern.
Für die Ursache der Katastrophe kämen alle Hypothesen infrage, aber, um auch das klar zu sagen, derzeit werde die Theorie eines Attentats oder eines fremden Eindringens in das Cockpit nicht bevorzugt vertreten, wies Frankreichs Verkehrsminister Spekulationen in diese Richtung zurück.
Eine Explosion in der Luft des A 320 könne ausgeschlossen werden, dass das Flugzeug mit hoher Geschwindigkeit aufschlug, sei recht eindeutig, es bleibe aber mysteriös, dass die Maschine in einen recht langen Sinkflug von acht Minuten ging, ohne Kontakt der Crew zur Außenwelt.
Der letzte Kontakt zum Cockpit datiere von 10:31 Uhr gestern früh, als das Flugzeug von einer Kontrollzone in die nächste gewechselt sei, sagte Vidalies. An Bord seien neben Deutschen und Spaniern auch Belgier, Engländer und Türken gewesen, einige Fragen seien aber noch zu klären, unterstrich der französische Verkehrsminister.
Am Nachmittag werden Bundeskanzlerin Merkel, Staatspräsident Hollande und er spanische Premier Rajoy in der Unglücksregion erwartet.
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