Gernot Erler über "Unternehmen Barbarossa"

Gedenken an die sowjetischen Kriegsgefangenen

Foto aus dem Jahr 1941 zeigt russische Kriegsgefangene auf dem Weg zur Exekution im russischen Kriwoj Rog (vermutlich aufgenommen am 15.10.1941). Das Foto wird in der neuen Wehrmachtsausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht zwischen 1941 und 1944 zu sehen sein.
Russische Kriegsgefangene im Oktober 1941. Über 60 Prozent von ihnen überlebten den 2. Weltkrieg nicht. © dpa / picture alliance / Institut für Sozialforschung Hamburg
Moderation: Marianne Allweiss und André Hatting |
Die Bundesregierung organisiert keine zentrale Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an "Unternehmen Barbarossa" vor 75 Jahren: Verschiedene kleine Events erinnern an den Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion. Russlandbeauftragter Gernot Erler sagt, warum.
Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler, hat die Regierung vor dem Vorwurf in Schutz genommen, dem Angriff auf die Sowjetunion vor 75 Jahren nicht mit einer eigenen zentralen Veranstaltung zu gedenken.
Porträt von Gernot Erler
Der SPD-Politiker Gernot Erler ist Koordinator für die deutsch-russische Zusammenarbeit© dpa / Patrick Seeger
Das Konzept sei vielmehr, an das "Unternehmen Barbarossa" der deutschen Wehrmacht, das die Ermordung und Gefangennahme von Millionen Sowjetbürgern zur Folge hatte, gemeinsam und mit Unterstützung durch NGOs zu erinnern. Diese erfahrenen Organisationen hätten verschiedene Veranstaltungen und Aktionen mit Kranzniederlegungen und Reden organisiert, an denen etliche Politiker beteiligt gewesen seien, auch er selbst.

Was ist sinnvoll für die Erinnerungskultur?

Bezogen auf die Forderung des ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), den 22. Juni zum offiziellen Gedenktag zu machen oder einen festen Gedenkort zu schaffen, sagte Erler: "Ich finde eigentlich unseren Umgang mit den sowjetischen Kriegsgefangenen, die ja eine ganz wichtige Opfergruppe gewesen sind, noch wichtiger. Es gab davon über 5,7 Millionen, von denen über drei Millionen den Weltkrieg nicht überlebt haben - über 60 Prozent der Kriegsgefangenen." Es sei ein harter, langjähriger Kampf gewesen, die CDU davon zu überzeugen, einer zumindest symbolischen Wiedergutmachung zuzustimmen und den überlebenden ehemaligen Kriegsgefangenen jeweils 2.500 Euro auszuzahlen.
"Vielleicht ist es sogar wichtiger, solche Prozesse einzuleiten als irgendwelche offiziellen Daten einzuführen zusätzlich zu unserer Erinnerungskultur."
Ihm sei bewusst, dass etwa die Grünen ein noch deutlicheres Bekenntnis zum Opferstatus der Kriegsgefangenen forderten. Aber: "Es kommt einfach zu spät. ... Ich glaube, wenn man jetzt so etwas macht, darf man nicht übersehen, dass 75 Jahre danach natürlich die Zahl der Überlebenden immer geringer wird."
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