"Der illegale Handel hat sich verzehnfacht"
In Europa und den USA blüht der illegale Handel mit antiken Kulturschätzen aus Syrien. Über die Maschen der einschlägigen Kunsthändler sprechen wir mit dem Archäologen Andreas Schmidt-Colinet.
"Ich weiß, dass in bestimmten Kunsthandlungen sowohl in Wien als auch in München als auch in London und in New York jede Menge Antiken gehandelt werden", sagte der frühere Leiter des Palmyra-Projektes im Deutschlandradio Kultur. In letzter Zeit geschehe dies deutlich häufiger als in den Jahrzehnten zuvor. "Den illegalen Handel hat es immer gegeben, der hat sich nur jetzt verzehnfacht." Er sei schon selbst mit Interpol und anderen Polizeikräften in bestimmten Geschäften gewesen und habe sich dort sachkundig gemacht. "Dort erfährt man die interessantesten Antworten", sagte der Experte für syrische Kulturgüter. Die Ladenbetreiber behaupteten, es handele sich um alten Familienbesitz und wenn die Polizisten sich zu erkennen gäben, seien die letzten Angehörigen dieser angeblichen Familien plötzlich gerade verstorben.
Der ermordete Freund Khaled al-Assad
Der langjährige Leiter des Palmyraprojektes in der syrischen Wüste musste dieser Tage die Ermordung seines syrischen Kollegen, des früheren Antikendirektors von Palmyra, Khaled al-Assad, durch den "Islamischen Staat" beklagen. "Sein Sohn ist Gott sei Dank in Sicherheit, außerhalb von Palmyra", sagte Schmidt-Colinet. Der 81-jährige Vater habe sich wie zum Schutz vor die antiken Ruinen gestellt. Die IS habe ihn grausam gefoltert. "Die wollten ihm ein Geheimnis über die Schätze von Palmyra abverlangen, was völlig idiotisch ist", sagte der Archäologe. "Es gibt keine Geheimnisse in der Erde und kein Gold, das da unter der Erde liegt."