Geschenke

Vom Wert des Schenkens

Eine kleine Weihnachtsmannfigur steht hinter einem Holzschlitten, der mit roten Geschenken beladen ist.
Eine kleine Weihnachtsmannfigur steht hinter einem Holzschlitten, der mit roten Geschenken beladen ist. © imago / Westend61
Olga Hochweis |
Durften Sie heute schon ein kleines Geschenk in Empfang nehmen? Der Heilige Nikolaus hat bereits in jungen Jahren das Schenken zu seinem Lebensprinzip erkoren und viele Menschen mit Gaben bedacht. Die Erinnerung an seinen Todestag an einem 6. Dezember Mitte des 4. Jahrhunderts ist für uns eine von zahlreichen Gelegenheiten in der Adventszeit, anderen eine Freude zu bereiten.
Im Dezember hat das Schenken Hochkonjunktur, denn es ist die Zeit der Rituale: sei es der liebevoll gestaltete Adventskalender für die Kinder, das kleine Präsent für den netten Briefträger, die Spende an eine wohltätige Organisation oder die Bescherung an Heiligabend – das Großereignis in Sachen Schenken nicht nur für den Einzelhandel.
Auch wenn so mancher Weihnachts-Muffel Geschenke als reinen Warenaustausch kritisiert, steckt der Austausch von materiellen Dingen doch voller großer Gefühle. Mit einem lieblosen Geschenk kann man bekanntlich mehr Schaden anrichten als seinen vermeintlichen Pflichten zu genügen. Zudem gelten die lateinischen Worte: "Do et dus" - "Ich gebe, damit du gibst." Noch deutlicher wird die komplexe Wechselbeziehung zwischen Schenken und Empfangen im alten chinesischen Sprichwort: "Wer ein Rind geschenkt erhält, muss ein Pferd zurückgeben."
Und doch gilt ganz ohne Ironie: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Wer sich einer maßlosen Geschenke-Flut verweigert (und es vielleicht nicht gerade mit Kindern zu tun hat), setzt alternativ auf symbolische oder immaterielle Gaben. Man kann schließlich Aufmerksamkeit, Zeit und Liebe verschenken – und damit beim Beschenkten durchaus leuchtende Augen auslösen. Viel Freude beim Schenken!

Musikalisches Histörchen
Als Hudson "Huddie" William Ledbetter kam er am 20. Januar 1889 in Louisiana zur Welt, als Leadbelly wurde er zu einer Ikone des amerikanischen Folk. Dazwischen lagen Jahre im Gefängnis – wegen Mordes war er einmal zu 30 Jahren verurteilt worden, das war 1918 in Texas. Doch bereits sieben Jahre später wurde er vom Gouverneur begnadigt, nach dem Leadbelly seine Bitte als Song vorgetragen hatte – wie es die Legende will. Weitere fünf Jahre später saß er wieder hinter Gittern, ein räuberischer Mordversuch hatte ihn in Louisiana dorthin gebracht. Und hier, im Knast von Louisiana, traf er auf die Volksmusikforscher John und Alan. Vater und Sohn waren im Auftrag der Library of Congress durch den Süden der USA unterwegs um Volkslieder zu sammeln. Ein Jahr nach den ersten Aufnahmen wurde Leadbelly – durch die Eingabe von John Lomax – erneut begnadigt. Er, der Afroamerikaner, ging nach New York und wurde dort schnell zum Liebling der weißen, links-intellektuellen Künstlerszene. In der Folkszene jener Jahre traf er auf Woody Guthrie und Pete Seeger. Und obwohl Leadbellys Songs sich in der Szene verbreiteten schnell und er zu einem der wichtigsten Protagonisten der aufblühenden Folkbewegung, finanziell wurde zahlte es sich in den USA nicht aus. Eine Europatournee sollte dem Abhilfe schaffen, doch während seines Aufenthalts 1949 in Paris erkrankte er und musste wieder zurück. Nur wenige Monate später starb er am 6. Dezember 1949 in New York.

Geblieben sind seine rund 170 Songs, die Aufnahmen der Familie Lomax für die Library of Congress und das Smithonian Institute. Und natürlich sein Einfluss auf die Nachgekommenen. Creedence Clearwater Revival besangen die "Cotton Fields", der britische Skifflekönig Lonnie Donegan hatte mit der "Rock Island Line" einen Hit und Nirvana sang "Where Did You Sleep Last Night" – Leadbelly hätte darauf wahrscheinlich mit "Goodnight Irene" geantwortet.

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Rätsel
Welches besondere Geschenk macht ein anonymer Gönner seit 20 Jahren alljährlich einer Stadt in Deutschland? Zur Lösung könnte Sie Musik von Jochen Brauer & Rhynestream Band führen. Seit einiger Zeit ist der Saxophonist und Bandleader Jochen Brauer in Mannheim zu Hause, seine Geburtsstadt aber bringt Sie auf den richtigen Pfad.

Die Antwort lautet:

Es handelt sich um die sächsische Stadt Görlitz, die seit 1995 alljährlich eine Million D-Mark, bzw. 511 500 Euro überwiesen bekommt von einem anonymen Gönner, der dieses Geld ausschließlich für die Sanierung der Altstadt von Görlitz verwendet wissen will. Im Februar 2015 ist die 21.Altstadtmillion eingetroffen. Das Geld wird von einer privaten Altstadt-Stiftung verwaltet. Zahlreiche Bürgerhäuser wurden seitdem wieder neu hergerichtet. Es ist also ein Geschenk, das der Stadt unmittelbar zugute kommt.

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