Geschichte der Olympischen Spiele

Von Georg Gruber |
Wer sich für die Geschichte der Olympischen Spiele interessiert, kann zur großen "Olympia-Chronik" greifen, die gerade auf DVD erschienen ist. Den Großen des Sport haben die Macher sogar eine "Hall of Fame" eingerichtet.
Morgen ist es soweit, die Olympischen Winterspiele im kanadischen Vancouver beginnen. Die Eröffnungsfeierlichkeiten werden in alle Welt übertragen. Bei der Eröffnung der ersten Winterolympiade 1924 gab es noch kein Fernsehen, und vor Ort wurden gerade einmal 287 Zuschauer gezählt. Das ist Geschichte – und wer sich für diese Geschichte interessiert, der kann zur großen "Olympia-Chronik" greifen, die gerade auf DVD-Rom erschienen ist.

Die ersten Olympischen Winterspiele wurden 1924 in Chamonix ausgetragen. 294 Athleten aus 16 Nationen waren damals angereist. Kurz vor Beginn hatte es noch geregnet – doch pünktlich zum Start fielen die Temperaturen auf minus 25 Grad. Auf der DVD-Rom "Die große Olympia-Chronik" finden sich Filmdokumente von diesen ersten Spielen, natürlich in Schwarz-Weiß, darunter auch Eiskunstlauf – die einzige Disziplin, in der Frauen teilnahmeberechtigt waren:

"Ein elfjähriges Mädchen bei den Olympischen Spielen, in Chamonix 1924, die Norwegerin Sonja Henie wird später dreimal Olympiasiegerin im Eiskunstlauf und als Eisprinzessin Dollarmillionärin werden."

Auch bei den Männern ist die Anzahl der Wettkämpfe noch überschaubar. Das meiste findet auf dem Eis statt: Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Eishockey, dazu Langlauf und Skispringen. Noch nicht dabei sind die alpinen Wintersportarten wie Abfahrt und Slalom. Dafür aber Bobsport:

"Vorbereitung für das Bobrennen, einer der gefährlichsten olympischen Disziplinen überhaupt, ein Wettbewerb, bei dem die Regeln Gewicht und damit Typ der Sportler bestimmen. In Chamonix müssen alle beim Start schon im Bob sitzen, daraus ergibt sich, je schwerer die Männer, desto schneller der Bob. Später, als erlaubt wird, den Bob anzuschieben, sind nicht mehr die dicksten gefragt, sondern die Kräftigsten, Geschicktesten, die Athleten."

Vier Jahre später 1928 stieg die Temperatur in Sank Moritz nach einem Föhneinfall auf 25 Grad plus. Die Bobbahn floss davon, der 10.000 Meter Eisschnelllauf musste abgebrochen werden, weil das Eis zu weich wurde. Das Wetter war also auch schon vor dem Klimawandel unberechenbar, das zeigt der Blick ins Archiv.

Aber eigentlich geht es auf der DVD-Rom um den Sport – und die Entwicklung des Wintersportes lässt sich mit dieser Olympia-Chronik gut nach verfolgen. Jede Olympiade ist einzeln ansteuerbar, von 1924 bis 2010. Alle Wettkämpfe und Platzierungen sind notiert. Und ein kurzer Geschichtsüberblick schildert, was die Welt damals politisch bewegte: So kann man denn auch nachlesen, wie Hitler 1936 Olympia als propagandistische Chance ergriff - während die Boykottbewegung, die in den USA besonders stark war, sich nicht durchsetzen konnte. Das IOC wehrte sich gegen eine Vermischung von Politik und Sport – ein Argument, das in der Geschichte der Olympischen Spiele noch öfter verwendet werden sollte.
1936 in Garmisch-Partenkirchen waren auch erstmals die alpinen Sportarten mit im Programm, Medaillen gab es aber nur für die Kombination aus Abfahrt und Slalom.

Reportage über Rosi Mittermaier 1976:
"Ungeachtet von der Öffentlichkeit und ziemlich vermummt entdecken wir auch Rosi Mittermaier im Training. Die Doppelolympiasiegerin von Innsbruck soll nach den ersten Enttäuschungen für neuen Schwung in der Mannschaft und möglichst auch für Medaillen sorgen."

Den Großen des Sports haben die Macher der DVD-Rom eine "Hall of Fame" eingerichtet: Darin findet sich natürlich auch Rosi Mittermaier. Eine Reportage aus dem Jahr 1976

"Ungewöhnlich Rosis Ausrüstung: zwei völlig unterschiedlich neutral abgedeckte Ski: links ein Lochski aus dem Nadig-Rennstall, rechts ein Modell mit Annemarie Mosers Bleispitze. Klaus Maier will mit dieser Kombination in der zunächst schon verlorenen Materialschlacht auf dem Skisektor wieder zurückschlagen."

Rosi Mittermaier ist bis heute unvergessen. Aber wer erinnert sich noch an Eric Heiden, der 1980 der große Star der Winterspiele in Lake Placid war?
"Eine Menge Leute erwarten von Ihnen fünf Goldmedaillen, geht die Befragung weiter. "Ich will Ihnen was sagen, wenn ich das höre, geht es mir zum einen Ohr rein und zum andern Ohr raus. Ich laufe gerne Schlittschuh und wenn ich weiß, dass ich 100 Prozent gebracht habe und habe verloren, macht mir das auch nichts aus, dann war der andere eben besser."
In einem goldenen Laufanzug gewann der Amerikaner schließlich wirklich fünf Goldmedaillen, als erster Athlet überhaupt. Mit 21 Jahren verabschiedete er sich vom Eisschnelllauf, er wollte sich auf sein Medizinstudium konzentrieren. Eric Heiden begann dann doch noch eine zweite Sportkarriere, als Radprofi – landete aber beim Giro d'Italia und bei der Tour der France nur unter ferner liefen.

Auf der DVD-Rom ist auch eines der Traumpaare des Eiskunstlaufens zu sehen; 1960 und 1964 starteten sie bei Olympia:
"Marika Kilius und Hans Jürgen Bäumler. Ihr Eislauf ist Artistik, Akrobatik. Die Zeit des tänzerischen Tändelns liegt 40 Jahre zurück. Was für die Skier gilt, gilt für die Schlittschuhe, sie werden gerne und gut vergoldet. Das Paar hat, als diese Kür läuft, in aller Stille bereits einen Profivertrag unterschrieben für eine Eisrevue, die Medaille von Innsbruck werden die beiden deshalb zurückgeben, allerdings erst zwei Jahre später."

Mit der "Olympia-Chronik" kann man auch in der Geschichte der Olympischen Sommerspiele stöbern, 2800 Fotos finden sich auf der Silberscheibe, die Zahl der Audios und Videos fällt dagegen doch gering aus. Von den Spielen in Peking etwa gibt es nur Fotos. Dafür kann man sich auf den Filmen aus Vancouver die Sportstätten schon einmal von außen und teilweise auch von innen anschauen.

Die Skipisten wirken schneesicher und gut präpariert, ob sie es auch wirklich sind, wird sich zeigen. Die Ergebnisse der Wettkämpfe sind natürlich noch nicht auf der DVD-Rom – aber ein Online-Ergebnisdienst garantiert, so die Werbung des Verlages, die tägliche Aktualisierung der Olympia-Datenbank. Die zählt schon jetzt zu den großen Pluspunkten der DVD-Rom.


DVD Die große Olympia-Chronik - Athen 1896 bis Vancouver 2010
DVD-ROM für Win, USM-Verlag 2010,
19,90 Euro