Geschichte des Holzes
In dem Buch "Holz – Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt" geht es vor allem um die deutsche Holzgeschichte. Joachim Radkau konzentriert sich dabei vor allem auf die wechselhafte Geschichte der Nutzung der Wälder zur Holzgewinnung. Dabei standen sich Jahrhunderte lang Fürsten und die Bauern gegenüber, die beide sehr unterschiedliche Ansprüche an den Wald stellten.
Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein hat Holz das Leben der Menschen geprägt: als Brennstoff zuerst, als Werkstoff, als Baustoff. Holz war allgegenwärtig. Kein Bereich des Lebens, in dem Holz nicht eine wichtige Rolle spielte. Häuser, Wagen, Schiffe bestanden vor allem aus Holz. Zahlreiche Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens waren aus Holz, selbst das Werkzeug. Man macht sich das heute im Zeitalter industrieller Massenfertigung aus Metall und Kunststoff gar nicht mehr klar.
Und doch ist sein Einfluss auf Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in all diesen Jahrtausenden nie systematisch erforscht worden. Insofern hat jetzt der Bielefelder Professor für Jüngere Geschichte Joachim Radkau einen ersten Versuch unternommen, eine Geschichte des Holzes zu schreiben. Dass er dabei angesichts der Fülle der Themen jedes nur streifen kann, ist bedauerlich, aber verständlich. Bisweilen liegt das auch daran, darauf verweist Joachim Radkau immer wieder, dass die Quellenlage nicht besonders gut ist.
Das Buch beschränkt sich vor allem auf die deutsche Holzgeschichte, streift nur kurz die Antike, bevor es sich dem Mittelalter zuwendet und von dort bis in die Neuzeit fortschreitet. Joachim Radkau konzentriert sich dabei vor allem auf die wechselhafte Geschichte der Nutzung der Wälder zur Holzgewinnung. Dabei standen sich Jahrhunderte lang Fürsten und die Bauern gegenüber, die beide sehr unterschiedliche Ansprüche an den Wald stellten. Den Bauern diente der Wald als Weide für das Vieh, das Laub als Stallstreu und Dünger für die Felder, die Stämme wurden als Bauholz genutzt und ansonsten brachte der Wald Brennholz. Den Fürsten war am Wald vor allem als Jagdrevier gelegen, dann sahen sie ihn als Lieferant des Brennstoffs für die Salzgewinnung in den Salinen und für die Verhüttung von Erzen und schließlich als Lieferant von Bauholz für die wachsenden Städte.
Die Förster und die Forstverwaltungen sollten die fürstlichen Interessen durchsetzen. Das war nicht einfach, denn die Eigentumsverhältnisse lagen keineswegs klar. Die Bauern besaßen oftmals das Recht auf gemeinschaftliche Nutzung des Waldes. Ausführlich beschreibt Joachim Radkau diesen Kampf um die Nutzung des Waldes, der an Heftigkeit zunahm, je größer die Nachfrage der Gesellschaft nach Holz wurde. Der Rohstoff für zahlreiche Wirtschaftsbereiche erwies sich als profitables Wirtschaftsgut. Das gab, so der Geschichtswissenschaftler, immer wieder Anlass für staatliche Eingriffe, Forstordnungen, die gemeinschaftliche Nutzungsformen unterbanden, Aufforstungen verlangten, die Arbeit im Wald organisierten. Erst mit der Einführung des Privateigentums endete die Auseinandersetzung.
Joachim Radkau widerspricht in seinem Buch vehement der Auffassung, Holzknappheit sei die wesentliche Triebfeder für den Beginn des fossilen Zeitalters gewesen. Holz habe es stets genug gegeben, nur hätte es bis zum Aufkommen von Motorfahrzeugen an Transportmöglichkeiten gemangelt, denn Holz ist sehr sperrig und nur mühsam zu bewegen. Je schwerer der Transport, je weiter die Wege, desto teurer wurde das Holz, desto dringlicher Alternativen. Kohle abzubauen wurde billiger.
Doch Joachim Radkau zeigt in seiner Stoffgeschichte auch, dass das Holz trotz des Aufkommens völlig neuer Materialien aus Metall und Kunststoff nie aus dem Alltag verschwand. Neue Herstellungsverfahren wie Sperrholz und Spanplatten erlauben die Massenfertigung billiger Möbel. Die Papierindustrie verschlingt inzwischen riesige Holzmengen. Nicht zuletzt die Ökobewegung hat dazu beigetragen, dass Holz als Bau-, Werk- und Brennstoff wieder gefragt ist: als CO2 neutrale Energiequelle, als mögliche Kohlendioxidsenke, als umweltfreundlichen Baustoff.
Nur kurz streift Joachim Radkau am Ende seines Buches die unterschiedlichen Nutzungen des Holzes in außereuropäischen Gesellschaften – auch um zu belegen, dass es keinen Königspfad nachhaltiger Forstwirtschaft gibt, aber viele an die Verhältnisse angepasste vernünftige Nutzungsformen des Waldes. Das macht sein Buch zu einer faszinierenden Lektüre.
Rezensiert von Johannes Kaiser
Joachim Radkau: Holz – Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt, oekom Verlag München 2007, 341 Seiten, 24,90 Euro
Und doch ist sein Einfluss auf Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in all diesen Jahrtausenden nie systematisch erforscht worden. Insofern hat jetzt der Bielefelder Professor für Jüngere Geschichte Joachim Radkau einen ersten Versuch unternommen, eine Geschichte des Holzes zu schreiben. Dass er dabei angesichts der Fülle der Themen jedes nur streifen kann, ist bedauerlich, aber verständlich. Bisweilen liegt das auch daran, darauf verweist Joachim Radkau immer wieder, dass die Quellenlage nicht besonders gut ist.
Das Buch beschränkt sich vor allem auf die deutsche Holzgeschichte, streift nur kurz die Antike, bevor es sich dem Mittelalter zuwendet und von dort bis in die Neuzeit fortschreitet. Joachim Radkau konzentriert sich dabei vor allem auf die wechselhafte Geschichte der Nutzung der Wälder zur Holzgewinnung. Dabei standen sich Jahrhunderte lang Fürsten und die Bauern gegenüber, die beide sehr unterschiedliche Ansprüche an den Wald stellten. Den Bauern diente der Wald als Weide für das Vieh, das Laub als Stallstreu und Dünger für die Felder, die Stämme wurden als Bauholz genutzt und ansonsten brachte der Wald Brennholz. Den Fürsten war am Wald vor allem als Jagdrevier gelegen, dann sahen sie ihn als Lieferant des Brennstoffs für die Salzgewinnung in den Salinen und für die Verhüttung von Erzen und schließlich als Lieferant von Bauholz für die wachsenden Städte.
Die Förster und die Forstverwaltungen sollten die fürstlichen Interessen durchsetzen. Das war nicht einfach, denn die Eigentumsverhältnisse lagen keineswegs klar. Die Bauern besaßen oftmals das Recht auf gemeinschaftliche Nutzung des Waldes. Ausführlich beschreibt Joachim Radkau diesen Kampf um die Nutzung des Waldes, der an Heftigkeit zunahm, je größer die Nachfrage der Gesellschaft nach Holz wurde. Der Rohstoff für zahlreiche Wirtschaftsbereiche erwies sich als profitables Wirtschaftsgut. Das gab, so der Geschichtswissenschaftler, immer wieder Anlass für staatliche Eingriffe, Forstordnungen, die gemeinschaftliche Nutzungsformen unterbanden, Aufforstungen verlangten, die Arbeit im Wald organisierten. Erst mit der Einführung des Privateigentums endete die Auseinandersetzung.
Joachim Radkau widerspricht in seinem Buch vehement der Auffassung, Holzknappheit sei die wesentliche Triebfeder für den Beginn des fossilen Zeitalters gewesen. Holz habe es stets genug gegeben, nur hätte es bis zum Aufkommen von Motorfahrzeugen an Transportmöglichkeiten gemangelt, denn Holz ist sehr sperrig und nur mühsam zu bewegen. Je schwerer der Transport, je weiter die Wege, desto teurer wurde das Holz, desto dringlicher Alternativen. Kohle abzubauen wurde billiger.
Doch Joachim Radkau zeigt in seiner Stoffgeschichte auch, dass das Holz trotz des Aufkommens völlig neuer Materialien aus Metall und Kunststoff nie aus dem Alltag verschwand. Neue Herstellungsverfahren wie Sperrholz und Spanplatten erlauben die Massenfertigung billiger Möbel. Die Papierindustrie verschlingt inzwischen riesige Holzmengen. Nicht zuletzt die Ökobewegung hat dazu beigetragen, dass Holz als Bau-, Werk- und Brennstoff wieder gefragt ist: als CO2 neutrale Energiequelle, als mögliche Kohlendioxidsenke, als umweltfreundlichen Baustoff.
Nur kurz streift Joachim Radkau am Ende seines Buches die unterschiedlichen Nutzungen des Holzes in außereuropäischen Gesellschaften – auch um zu belegen, dass es keinen Königspfad nachhaltiger Forstwirtschaft gibt, aber viele an die Verhältnisse angepasste vernünftige Nutzungsformen des Waldes. Das macht sein Buch zu einer faszinierenden Lektüre.
Rezensiert von Johannes Kaiser
Joachim Radkau: Holz – Wie ein Naturstoff Geschichte schreibt, oekom Verlag München 2007, 341 Seiten, 24,90 Euro