Geschichtenerzähler und glänzender Unterhalter
Er ist der bekannteste und erfolgreichste deutsche Schauspieler in Hollywood und nun mit den "Buddenbrooks" auch mal wieder in einem großen deutschen Spielfilm zu sehen: Armin Mueller-Stahl. Gedreht hat der Mann mit den drei Karrieren in Deutschland Ost, Deutschland West und den USA über 120 Filme. Darunter sind so wichtige Werke wie "Jakob der Lügner" von Frank Beyer, "Lola" von Fassbinder oder "Die Manns - Ein Jahrhundertroman".
Er ist ein Geschichtenerzähler und wenn er spürt, man hört ihm gerne zu, dann ist Armin Mueller-Stahl ein glänzender Unterhalter. Entspannt sitzt er in einem Hamburger Hotel am runden Tisch und unterhält die Handvoll anwesender Journalisten. Dabei kann er kaum still sitzen, spielt gewisse Reaktionen nach, flüstert und ist ganz in seiner Rolle als ein Mann, der mit sich, seinem Leben und seiner Karriere im Reinen ist. Das Alter schreckt ihn nicht:
"Das können Sie doch nicht aufhalten. Mann muss bloß nicht Angst davor haben. ...Ich meine für viele ist ja das Alter die schlechteste Erfindung vom lieben Gott. Aber es gibt auch einige, die lieben das. Endlich habe ich keine Feinde mehr. Ich kann tun, was ich will. Keine Pflichten mehr. Und wenn man es richtig überlegt. Wir können ja auch gar nichts dagegen machen. Wenn es sie hat, hat es Sie's. Man muss bloß das respektieren und nicht lamentieren. Wenn ich so mit meinen gleichaltrigen Kollegen spreche, die alle so alt sind wie ich, in zwei Jahren werd ich 80, die sind dann: Ach wissen Sie , ich hab da ja so und mein Rücken und so. Diese Gespräche führe ich nicht. Die lass ich aus."
Man kann sich das Lachen kaum verkneifen, wenn Armin Mueller-Stahl seine ach so gebrechlichen Kollegen mimt, ihre Zipperlein humorvoll und mit einem Augenzwinkern aufs Korn nimmt. Ernster wird er, wenn er wieder einmal zu der Zeitungsente der Bild-Zeitung Stellung nehmen muss, er wolle nie wieder einen Film drehen.
"Das klingt so, als würde ich mitten im Film sagen: Schluss, Aus, Bumms, es war einmal. So habe ich das nich gesagt. Ich setze mich doch nicht so selbst ins Gefängnis. Aber ich lasse es langsam auslaufen und nun ist ein kräftiger Endspurt daraus geworden."
Gedreht hat Armin Mueller-Stahl in diesem Endspurt zeitgleich mit den "Buddenbrooks" noch Tom Tykwers neuen Spielfilm "The International" und "Angels and Demons" eine Superproduktion an der Seite von Tom Hanks. Begonnen hatte das Mueller-Stahl Filmfinale mit "Tödliche Versprechen" von David Cronenberg, der vor genau einem Jahr in die Kinos kam. Dort verkörpert er das Oberhaupt einer russischen Mafiafamilie und wirkt zunächst wie ein Gentleman, bis sich in dieser Figur jedoch mehr und mehr menschliche Abgründe auftun. Armin Mueller-Stahl liebt das an seinem Beruf, wenn er vielschichtige auch gebrochene Charaktere spielen darf. Deswegen sagte ihm die Rolle des Jean Buddenbrook zuerst nicht so zu.
"Ich habe ein wenig gezögert wenn ich ganz ehrlich bin zu Anfang, abgesehen davon, dass ich ein anderes Angebot hatte- Valkyre- und mein Agent wollte, dass ich alle drei Filme drehe, aber ich wollte nicht so hetzen. Der Gedanke war, dass ich relative Probleme hatte mit der Einseitigkeit des Jean Buddenbrook. Das ist eine wichtige Figur, aber sie ist eingleisig. Da kommt jetzt ein Film heraus in Amerika, den ich schon vor drei Jahren gespielt hab, diese "Local Color" und das ist eine Figur, die hat alle Pegelschläge.
Und diese Figur ist in irgendeiner Weise auf einem Gleis mehr laufend und ich dachte, wie schaffe ich es, diese Figur interessant zu machen ? Man will ja gut sein...Ich habe mich dann einfach entschlossen, nichts zu machen oder wenig zu machen. "
Ausgebildet wurde Armin Mueller-Stahl eigentlich als Musiklehrer und Konzertgeiger, bevor er mit Mitte 20 an der Volksbühne in Ost-Berlin erstmals Theater spielte. Seine Filmkarriere begann dann in den 60er Jahren vor allem durch einen der besten DDR Regisseure: Frank Beyer. Mit ihm drehte der in der DDR immer populärer werdende Mueller-Stahl DEFA Klassiker wie "Fünf Patronenhülsen"; "Nackt unter Wölfen" und 1974 "Jakob der Lügner". Zwei Jahre später unterschrieb er die Petition vieler DDR Künstler gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann und ging 1980 in die Bundesrepublik Deutschland. Dort entdeckte ihn Rainer Werner Fassbinder für das Kino und mit dem Berlinale Sieger "Music Box" von Costa Gavras in in dem Mueller-Stahl einen deutschen Kriegsverbrecher spielte, der in den USA untergetaucht ist, begann die dritte Karriere des Armin Mueller-Stahl im Alter von 60 Jahren. Wie blick er heute auf diese Karrieren zurück?
"Wissen Sie, wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich nachdem ich die Klauen der DDR verlassen hatte, hatte ich das Gefühl nie wieder in ein Land mit Klauen zu kommen, weder von Produzenten noch so. Und als sich anbahnte Deutschland zu verlassen, da sagte ich mir: Da muss ich weg. Ich wollte nicht in die Beurteilung von Schnüfflern, die sagen: Hat er sich nun richtig verhalten oder hat er sich nicht richtig verhalten? Wie das ja so Mode war in einer bestimmten Zeit. Oder von Produzenten, die sagten: Wenn der die Rolle absagt, kriegt er nie wieder was. All dies wollte ich nicht. Und ich sagte, wenn, dann werde ich versuchen zu fliegen und wenn man möglichst frei in der Beurteilung ist und nicht diese westdeutsche Haltung, die zunächst einmal war: Da kommt einer aus dem Osten und der muss sich doch erst einmal hinten in der Reihe anstellen! Der will sich vorne noch anstellen? Soweit kommt's noch. Und da komme ich da an und sage die Schwarzwaldklinik ab oder den "Alten". Also das wollte ich nicht. Ich wollte frei sein!"
Als Armin Mueller-Stahl in die USA kam, sprach er kein Englisch und genau das nutzte Jim Jarmusch in seiner köstlichen New York Episode von "Night on Earth" aus, als Mueller-Stahl einen Taxifahrer verkörperte, der weder Fahren konnte, noch der englischen Sprache mächtig war. Bis heute hat er einen deutlich hörbaren deutschen Akzent, wenn er in englischsprachigen Produktionen spielt. Aber Armin Mueller-Stahl hat sich in Hollywood durchgesetzt und ist seiner zweiten Heimat sehr dankbar.
"Welches Land hätte denn einen alten Zausel wie mich noch aufgenommen? Ohne Englisch? Ich meine, das muss man doch sehen! Und sie haben mich sogar zum Amerikaner gemacht. Allerdings war das erstmal schwierig. Und dann ist Amerika wieder ein wenig ähnlich der DDR gewesen. Das große starke Amerika, ähnelte da der DDR. Denn in "Music Box" als Costa Gavras mich haben wollte für "Music Box" kriegte ich keine Arbeitserlaubnis. Und da musste der Costa Gavras den Produzenten Irwin Winkler der war auch der Produzent von Raging Bull also von großen amerikanischen Filmen anrufen, also der soll sich auseinandersetzen mit der Regierung. Der kannte den Reagan gut und sprach dann mit dem Reagan. Warum ? Das war ja mit Honecker auch so. Man musste mit Honecker reden. Da war die Ähnlichkeit mit der kleinen DDR plötzlich da. Und warum kriegte ich keine? Weil ich in der DDR zu den Oppositionellen gehörte! Und die sagten. Das ist kein ordentlicher und gehorsamer Staatsbürger!"
Armin Mueller-Stahl bekam die Arbeitserlaubnis, aber mit der Green Card sollte es bis zu seiner ersten Oscarnominierung für "Avalon" von Barry Levinson dauern. Lachend meint der immer ausgiebiger, erzählende Schauspieler, man habe wohl Angst vor ihm gehabt, er könne bei den Oscars einen kleinen Skandal verursachen, dass man ihm die Green Card verweigere. Armin Mueller-Stahl ist dann wie jeder gute Geschichtenerzähler. Er übertreibt gewiss hier und da, aber man hört ihm einfach gerne zu.
"Das können Sie doch nicht aufhalten. Mann muss bloß nicht Angst davor haben. ...Ich meine für viele ist ja das Alter die schlechteste Erfindung vom lieben Gott. Aber es gibt auch einige, die lieben das. Endlich habe ich keine Feinde mehr. Ich kann tun, was ich will. Keine Pflichten mehr. Und wenn man es richtig überlegt. Wir können ja auch gar nichts dagegen machen. Wenn es sie hat, hat es Sie's. Man muss bloß das respektieren und nicht lamentieren. Wenn ich so mit meinen gleichaltrigen Kollegen spreche, die alle so alt sind wie ich, in zwei Jahren werd ich 80, die sind dann: Ach wissen Sie , ich hab da ja so und mein Rücken und so. Diese Gespräche führe ich nicht. Die lass ich aus."
Man kann sich das Lachen kaum verkneifen, wenn Armin Mueller-Stahl seine ach so gebrechlichen Kollegen mimt, ihre Zipperlein humorvoll und mit einem Augenzwinkern aufs Korn nimmt. Ernster wird er, wenn er wieder einmal zu der Zeitungsente der Bild-Zeitung Stellung nehmen muss, er wolle nie wieder einen Film drehen.
"Das klingt so, als würde ich mitten im Film sagen: Schluss, Aus, Bumms, es war einmal. So habe ich das nich gesagt. Ich setze mich doch nicht so selbst ins Gefängnis. Aber ich lasse es langsam auslaufen und nun ist ein kräftiger Endspurt daraus geworden."
Gedreht hat Armin Mueller-Stahl in diesem Endspurt zeitgleich mit den "Buddenbrooks" noch Tom Tykwers neuen Spielfilm "The International" und "Angels and Demons" eine Superproduktion an der Seite von Tom Hanks. Begonnen hatte das Mueller-Stahl Filmfinale mit "Tödliche Versprechen" von David Cronenberg, der vor genau einem Jahr in die Kinos kam. Dort verkörpert er das Oberhaupt einer russischen Mafiafamilie und wirkt zunächst wie ein Gentleman, bis sich in dieser Figur jedoch mehr und mehr menschliche Abgründe auftun. Armin Mueller-Stahl liebt das an seinem Beruf, wenn er vielschichtige auch gebrochene Charaktere spielen darf. Deswegen sagte ihm die Rolle des Jean Buddenbrook zuerst nicht so zu.
"Ich habe ein wenig gezögert wenn ich ganz ehrlich bin zu Anfang, abgesehen davon, dass ich ein anderes Angebot hatte- Valkyre- und mein Agent wollte, dass ich alle drei Filme drehe, aber ich wollte nicht so hetzen. Der Gedanke war, dass ich relative Probleme hatte mit der Einseitigkeit des Jean Buddenbrook. Das ist eine wichtige Figur, aber sie ist eingleisig. Da kommt jetzt ein Film heraus in Amerika, den ich schon vor drei Jahren gespielt hab, diese "Local Color" und das ist eine Figur, die hat alle Pegelschläge.
Und diese Figur ist in irgendeiner Weise auf einem Gleis mehr laufend und ich dachte, wie schaffe ich es, diese Figur interessant zu machen ? Man will ja gut sein...Ich habe mich dann einfach entschlossen, nichts zu machen oder wenig zu machen. "
Ausgebildet wurde Armin Mueller-Stahl eigentlich als Musiklehrer und Konzertgeiger, bevor er mit Mitte 20 an der Volksbühne in Ost-Berlin erstmals Theater spielte. Seine Filmkarriere begann dann in den 60er Jahren vor allem durch einen der besten DDR Regisseure: Frank Beyer. Mit ihm drehte der in der DDR immer populärer werdende Mueller-Stahl DEFA Klassiker wie "Fünf Patronenhülsen"; "Nackt unter Wölfen" und 1974 "Jakob der Lügner". Zwei Jahre später unterschrieb er die Petition vieler DDR Künstler gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann und ging 1980 in die Bundesrepublik Deutschland. Dort entdeckte ihn Rainer Werner Fassbinder für das Kino und mit dem Berlinale Sieger "Music Box" von Costa Gavras in in dem Mueller-Stahl einen deutschen Kriegsverbrecher spielte, der in den USA untergetaucht ist, begann die dritte Karriere des Armin Mueller-Stahl im Alter von 60 Jahren. Wie blick er heute auf diese Karrieren zurück?
"Wissen Sie, wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich nachdem ich die Klauen der DDR verlassen hatte, hatte ich das Gefühl nie wieder in ein Land mit Klauen zu kommen, weder von Produzenten noch so. Und als sich anbahnte Deutschland zu verlassen, da sagte ich mir: Da muss ich weg. Ich wollte nicht in die Beurteilung von Schnüfflern, die sagen: Hat er sich nun richtig verhalten oder hat er sich nicht richtig verhalten? Wie das ja so Mode war in einer bestimmten Zeit. Oder von Produzenten, die sagten: Wenn der die Rolle absagt, kriegt er nie wieder was. All dies wollte ich nicht. Und ich sagte, wenn, dann werde ich versuchen zu fliegen und wenn man möglichst frei in der Beurteilung ist und nicht diese westdeutsche Haltung, die zunächst einmal war: Da kommt einer aus dem Osten und der muss sich doch erst einmal hinten in der Reihe anstellen! Der will sich vorne noch anstellen? Soweit kommt's noch. Und da komme ich da an und sage die Schwarzwaldklinik ab oder den "Alten". Also das wollte ich nicht. Ich wollte frei sein!"
Als Armin Mueller-Stahl in die USA kam, sprach er kein Englisch und genau das nutzte Jim Jarmusch in seiner köstlichen New York Episode von "Night on Earth" aus, als Mueller-Stahl einen Taxifahrer verkörperte, der weder Fahren konnte, noch der englischen Sprache mächtig war. Bis heute hat er einen deutlich hörbaren deutschen Akzent, wenn er in englischsprachigen Produktionen spielt. Aber Armin Mueller-Stahl hat sich in Hollywood durchgesetzt und ist seiner zweiten Heimat sehr dankbar.
"Welches Land hätte denn einen alten Zausel wie mich noch aufgenommen? Ohne Englisch? Ich meine, das muss man doch sehen! Und sie haben mich sogar zum Amerikaner gemacht. Allerdings war das erstmal schwierig. Und dann ist Amerika wieder ein wenig ähnlich der DDR gewesen. Das große starke Amerika, ähnelte da der DDR. Denn in "Music Box" als Costa Gavras mich haben wollte für "Music Box" kriegte ich keine Arbeitserlaubnis. Und da musste der Costa Gavras den Produzenten Irwin Winkler der war auch der Produzent von Raging Bull also von großen amerikanischen Filmen anrufen, also der soll sich auseinandersetzen mit der Regierung. Der kannte den Reagan gut und sprach dann mit dem Reagan. Warum ? Das war ja mit Honecker auch so. Man musste mit Honecker reden. Da war die Ähnlichkeit mit der kleinen DDR plötzlich da. Und warum kriegte ich keine? Weil ich in der DDR zu den Oppositionellen gehörte! Und die sagten. Das ist kein ordentlicher und gehorsamer Staatsbürger!"
Armin Mueller-Stahl bekam die Arbeitserlaubnis, aber mit der Green Card sollte es bis zu seiner ersten Oscarnominierung für "Avalon" von Barry Levinson dauern. Lachend meint der immer ausgiebiger, erzählende Schauspieler, man habe wohl Angst vor ihm gehabt, er könne bei den Oscars einen kleinen Skandal verursachen, dass man ihm die Green Card verweigere. Armin Mueller-Stahl ist dann wie jeder gute Geschichtenerzähler. Er übertreibt gewiss hier und da, aber man hört ihm einfach gerne zu.