Geschichtsstunde mit dem Hollywood-Provokateur
Oliver Stone ist bekannt für seine Lust an Provokation - und an amerikanischer Geschichte. Beides verknüpft er jetzt in seiner Dokumentation "Secret History of America" - und sorgt mit antisemitischen Äußerungen für Aufruhr.
Die Kontroverse begann mit einem Interview, das Oliver Stone einer englischen Zeitung gab. Darin sprach der Filmemacher auch über eines seiner jüngsten Projekte: eine zehnstündige US-Fernsehserie, in der er einen frischen Blick auf die US-Geschichte werfen und Personen, die in der Vergangenheit - so Stone - "gründlich verunglimpft wurden", in den richtigen Kontext stellen werde - darunter Stalin, Mao und Hitler. Stone ergänzte diese kontroversen Äußerungen mit Angriffen gegen Juden und Israel: Hitler habe den Russen mehr Schaden zugefügt als den Juden, diese Tatsache werde deshalb in der Öffentlichkeit nicht angemessen wahrgenommen, weil die jüdische Lobby die US-Medien kontrolliere und außerdem die US-Außenpolitik versaue.
Das Interview löste in den USA scharfen Widerspruch aus: Das Simon Wiesenthal Zentrum warnte davor, den Nazi-Holocaust zu trivialisieren. Stone plappere antisemitische Äußerungen von Menschen wie dem iranischen Präsidenten Ahmadineschad nach und liefere Israel-feindlichen Gruppen willkommenes Material. Die Anti-Diffamation League forderte eine sofortige Entschuldigung. ADL-Sprecherin Amanda Susskind:
"Es ist einfach verblüffend, dass jemand heutzutage noch so über einen Teil der Geschichte spricht, der uns immer wieder daran erinnert, wie sich die Menschheit zum Bösen wenden kann. Es hört nicht auf, mich zu erstaunen.""
Oliver Stone entschuldigte sich schriftlich für seine Bemerkungen. Er habe bei dem Versuch, deutsche Gräueltaten in den Zusammenhang zu stellen, eine ungeschickte Verbindung zum Holocaust hergestellt. Professor Peter Kuznick von der American University in Washington, der zwei Jahre lang mit Stone an der Geschichtsserie arbeitete, stellte in einem Fernsehinterview klar: In der Dokumentation wird nichts schöngeredet:
"Oliver und ich verachten Hitler und alles, wofür er steht. Was Oliver sagen wollte, ist, dass Hitler nicht einfach ein Produkt persönlicher Pathologie war, er war ein Produkt tiefer struktureller Kräfte und historischer Entwicklungen."
Diese Entschuldigungen und Erklärungen beruhigten die Debatte nicht. Die Kritik an Oliver Stone umfasst ironische Kommentare in provokanten Fernsehtalkshows, besorgte Warnungen in angesehenen US-Tageszeitungen vor möglichen Folgen der Stoneschen "Kontextualisierung" von Diktatoren und Holocaust und die Forderung des Medienmoguls Haim Saban, die Serie nicht auszustrahlen. Einflussreiche Hollywood-Persönlichkeiten geraten unter Druck, den mehrfach ausgezeichneten Provokateur in Zukunft zu ächten. Newt Gingrich, republikanischer Ex-Sprecher des US-Kongresses:
"Das positioniert die Oscar-Akademie in Hollywood ins Zentrum eines großen Problems. Jeder, der behauptet, Hitlers Taten müssten in einen neuen Zusammenhang gestellt werden, sollte ausgeschlossen werden. Ich weiß nicht, wie Hollywood jemanden tolerieren kann, der Hitler entschuldigt."
Oliver Stone schob inzwischen eine weitere Entschuldigung für seine Äußerungen nach. Es sei falsch gewesen, die pro-israelische Lobby für Fehler der US-Außenpolitik verantwortlich zu machen, er bedaure, dass er mit seiner unbedachten Äußerung negative Klischees unterstützt habe. Die Anti Diffarmation League akzeptierte diese Erklärung und bezeichnete die Angelegenheit als beendet.
Sollte Oliver Stone beabsichtigt haben, mit seinem Interview das Interesse an der Geschichtsserie zu steigern, ist ihm das gelungen. Allerdings lenkt die Kontroverse die Aufmerksamkeit mehr auf den Filmemacher als auf die Dokumentation, die neben Hitler und Holocaust zahlreiche andere historische Ereignisse genauer unter die Lupe nehmen will.
Professor Peter Kuznick: "Es handelt sich dabei nicht um Geheimnisse. Es ist nur so, dass viele Menschen in den USA das alles nicht wissen. Das Material ist zugänglich. Was neu daran ist, ist unsere Interpretation, unser Ansatz, wie wir das alles zusammenstellen."
Und diese Interpretation dürfte neuen Zündstoff für weitere Kontroversen liefern. Wenn Oliver Stones "Geheime Geschichte Amerikas" tatsächlich zu sehen ist. Im Herbst im US-Kabelfernsehen.
Das Interview löste in den USA scharfen Widerspruch aus: Das Simon Wiesenthal Zentrum warnte davor, den Nazi-Holocaust zu trivialisieren. Stone plappere antisemitische Äußerungen von Menschen wie dem iranischen Präsidenten Ahmadineschad nach und liefere Israel-feindlichen Gruppen willkommenes Material. Die Anti-Diffamation League forderte eine sofortige Entschuldigung. ADL-Sprecherin Amanda Susskind:
"Es ist einfach verblüffend, dass jemand heutzutage noch so über einen Teil der Geschichte spricht, der uns immer wieder daran erinnert, wie sich die Menschheit zum Bösen wenden kann. Es hört nicht auf, mich zu erstaunen.""
Oliver Stone entschuldigte sich schriftlich für seine Bemerkungen. Er habe bei dem Versuch, deutsche Gräueltaten in den Zusammenhang zu stellen, eine ungeschickte Verbindung zum Holocaust hergestellt. Professor Peter Kuznick von der American University in Washington, der zwei Jahre lang mit Stone an der Geschichtsserie arbeitete, stellte in einem Fernsehinterview klar: In der Dokumentation wird nichts schöngeredet:
"Oliver und ich verachten Hitler und alles, wofür er steht. Was Oliver sagen wollte, ist, dass Hitler nicht einfach ein Produkt persönlicher Pathologie war, er war ein Produkt tiefer struktureller Kräfte und historischer Entwicklungen."
Diese Entschuldigungen und Erklärungen beruhigten die Debatte nicht. Die Kritik an Oliver Stone umfasst ironische Kommentare in provokanten Fernsehtalkshows, besorgte Warnungen in angesehenen US-Tageszeitungen vor möglichen Folgen der Stoneschen "Kontextualisierung" von Diktatoren und Holocaust und die Forderung des Medienmoguls Haim Saban, die Serie nicht auszustrahlen. Einflussreiche Hollywood-Persönlichkeiten geraten unter Druck, den mehrfach ausgezeichneten Provokateur in Zukunft zu ächten. Newt Gingrich, republikanischer Ex-Sprecher des US-Kongresses:
"Das positioniert die Oscar-Akademie in Hollywood ins Zentrum eines großen Problems. Jeder, der behauptet, Hitlers Taten müssten in einen neuen Zusammenhang gestellt werden, sollte ausgeschlossen werden. Ich weiß nicht, wie Hollywood jemanden tolerieren kann, der Hitler entschuldigt."
Oliver Stone schob inzwischen eine weitere Entschuldigung für seine Äußerungen nach. Es sei falsch gewesen, die pro-israelische Lobby für Fehler der US-Außenpolitik verantwortlich zu machen, er bedaure, dass er mit seiner unbedachten Äußerung negative Klischees unterstützt habe. Die Anti Diffarmation League akzeptierte diese Erklärung und bezeichnete die Angelegenheit als beendet.
Sollte Oliver Stone beabsichtigt haben, mit seinem Interview das Interesse an der Geschichtsserie zu steigern, ist ihm das gelungen. Allerdings lenkt die Kontroverse die Aufmerksamkeit mehr auf den Filmemacher als auf die Dokumentation, die neben Hitler und Holocaust zahlreiche andere historische Ereignisse genauer unter die Lupe nehmen will.
Professor Peter Kuznick: "Es handelt sich dabei nicht um Geheimnisse. Es ist nur so, dass viele Menschen in den USA das alles nicht wissen. Das Material ist zugänglich. Was neu daran ist, ist unsere Interpretation, unser Ansatz, wie wir das alles zusammenstellen."
Und diese Interpretation dürfte neuen Zündstoff für weitere Kontroversen liefern. Wenn Oliver Stones "Geheime Geschichte Amerikas" tatsächlich zu sehen ist. Im Herbst im US-Kabelfernsehen.