Geschichtsvermittlung bei Raufereien

Von Jürgen Stratmann |
Heute vor 40 Jahren kam die erste deutsche Übersetzung von Asterix in die Comicläden und seitdem begeistert der gewiefte kleine Gallier kleine wie große Leser. So ganz nebenbei lernt man ein paar Latein-Zitate sowie einige geschichtliche Eckpunkte. Die Abenteuer des geflügelten Kriegers gibt es auch in zahlreichen Dialekt-Fassungen.
"Im Jahre 50 vor unserer Zeitrechnung wurden die Gallier nach längeren Handgreiflichkeiten von den Römern bezwungen. Häuptlinge wie der große Hau-Drauf-Wie-Nix mussten dem großen Cäsar ihre Waffen vor die Sandalette legen..."
(Gepolter) "Auuuh!..."
"... somit war ganz Gallien besetzt! Was? Ganz Gallien? Nein, nein, - Nein!"

So oder ähnlich beginnt seit 1959 so ziemlich jede der mittlerweile 33 Asterix- und Obelix-Episoden - und heute vor genau 40 Jahren kam die erste deutsche Übersetzung in die Comicläden.

Allerdings sind die beiden Raufbolde schon früher bei uns aufgetaucht, wenn auch unter falschem Namen: Der Comicverleger Rolf Kauka hatte sie als "Siggi und Babarras" für seine "Lupo"-Reihe adoptiert, das unbeugsame Gallierdörfchen kurzerhand in germanisches Hoheitsgebiet eingemeindet und nach der damaligen deutschen Hauptstadt Bonn-Halla genannt, das römischen Besatzern mit auffällig US-amerikanischen Zügen zähen Widerstand leistete.

Das gefiel den Asterix-Schöpfern René Goscinny und Albert Uderzo allerdings nicht - zu germanisch, zu politisch, und sie entzogen Kauka alle Rechte. Verständlich: denn wenn in den Asterix-Comics auch schon mal Kritisches über die Invasoren geäußert wird, dann klingt das eher nachsichtig besorgt:

"Die spinnen, die Römer!"

... auch, weil Besuche der römischen Nachbarn in der Regel als Bereicherung empfunden werden:

"Es geht lo-hos!"
"Es sind genug Römer für alle da!"
"Lass mir auch noch was übrig!"

Der Umgang ist herzlich-rau, wobei immer auch etwas von der Sprache, den Gebräuchen und der bewegten Historie der römischen Leitkultur mitvermittelt wird, Zitate, Sprichworte, historische Bezüge werden ganz beiläufig in Dialoge eingeflochten:

#"Alea iacta sunt..."
"Veni, vedi, non vici..."
"Morituri te salutant"

Oder auch:

"Varus, Varus, gib mir meine Zähne wieder!"

Wodurch man als Leser en passant mit einer Grundausstattung Angeberlatein und wichtigen geschichtlichen Eckdaten präpariert wird - was sicher dazu beigetragen hat, dass die Geschichten nicht nur ins Deutsche, sondern auch in etliche verwandte Idiome übersetzt worden ist: So gibt es zB. die Episode "Asterix und Cleopatra" auf Hessisch...

"Mei liebe Leut´sche, macht uns kei Schand am Nilsche, und lasst euch nit de Himmel uff de Heern-Deckel falle..".

Erwähnenswert sicher auch die kölsche Variante:

"Et froiut misch, dat da so juut drupp sit! - uppjepass: ihr bleib in Dorp, un pass up de Droide op! Kapeet?"

Darüber hinaus auf bayrisch, schwäbisch, sächsisch, fränkisch, ja sogar in Kanaksprak:

"Korrekt, Korrekt, die Römer - ej, kommts alle rrraus ej, korrekt, korrekt, was geht a-hab?"

Fassungen in Waldeckisch, Sorbisch oder Öcher Platt liegen noch nicht vor, aber das ist sicher nur eine Frage der Zeit.

Hören Sie zu dem Thema auch ein Interview mit Michael Walz, der Asterix lange Jahre übersetzt hat und Verlagsleiter bei Egmont Ehapa war, jenem Verlag, der Asterix in Deutschland herausbringt. MP3-Audio