Geschichtswissenschaft

"Er war ein großer Kämpfer"

Der Historiker Hans-Ulrich Wehler
Verstorben: Der Historiker Hans-Ulrich Wehler © picture alliance / dpa / Matthias Benirschke
Der Historiker Jürgen Kocka hat mit Betroffenheit auf den Tod seines Kollegen Hans-Ulrich Wehler reagiert. Er sei gegenüber der Wissenschaft sehr "traditionskritisch" gewesen - und habe umgekehrt auch starke Gegenpositionen akzeptiert.
Kocka sagte, Wehler sei fest davon überzeugt gewesen, dass die Geschichtswissenschaften einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung leisten könnten und auch müssten. Er habe versucht, seine Deutung der deutschen und europäischen Geschichte nutzbar für eine kritische, demokratische und freiheitliche Selbstreflexion zu machen.
Der Wissenschaft gegenüber sei Wehler sehr "traditionskritisch" gewesen. Hier liege seine große Bedeutung als Historiker, sagte Kocka. Wehler sei mit seinem Ansatz eine "Umakzentuierung" in den Geschichtswissenschaften gelungen.
"Fähigkeit zu enger und verlässlicher Freundschaft"
Kocka würdigte Wehler als einen Verfechter von "These und Kritik": "Er glaubte fest daran, dass man Argumente auch dezidiert, manchmal einseitig aussprechen müsse." Erst aus dem Hin und Her von Argumenten habe sich dann für Wehler Aufklärung und Wahrheit entwickelt. Von daher sei er auch bereit gewesen, starke Kritik zu akzeptieren.
Wehler sei ein "großer Kämpfer" gewesen und habe die "Fähigkeit zu enger und verlässlicher Freundschaft" besessen. Für ihn selbst sei Wehlers Tod ein "schmerzlicher Verlust", betonte der Historiker.
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