Vor allem süß und sexy
Die Geschlechterdebatte macht auch vor der Youtube-Szene nicht halt, der Vorwurf des Sexismus steht im Raum. Der Jugendforscher Martin Voigt erklärt, warum es sexistische Rollenklischees hier so leicht haben.
Köln ist dieser Tage Hauptstadt von fast allem, was irgendwie mit Jugendkultur zu tun hat. Neben der Computerspielemesse Gamescom laufen auch noch die VideoDays: Das größte Youtuber-Treffen Europas.
Youtuber gilt vielen Jugendlichen inzwischen als Traumberuf. Im eigenen Zimmer Produkte auspacken, testen, dabei Flirt- oder Schminktipps geben und auf Youtube veröffentlichen - das kann dank unglaublicher Klickzahlen deutlich mehr einbringen, als Mama und Papa in der Lohntüte nach Hause tragen.
Auch Marie Meimberg ist eine dieser Online-Unternehmerinnen mit eigenem Kanal. Sie geht allerdings gerade mit der eigenen Zunft hart ins Gericht: Die deutsche Youtube-Szene sei sexistischer als jede Mario Barth Show, sagt sie.
Fotos, die nicht ins Familienalbum passen
Der Jugendforscher Martin Voigt liefert zu dieser prägnanten Aussage das differenzierte Bild. Im Deutschlandradio Kultur sagte er, die aktivste Nutzergruppe solcher Online-Angebote seien Mädchen. In deren Selbstbilder und Ich-Entwürfe könne man im Netz einen guten Einblick gewinnen: Schon auf dem ersten Blick falle auf, das diese sexualisiert seien, betont er.
So würden in der Regel Selfies gepostet, "die immer diesen Rahmen zwischen süß und sexy ausreizen". Es seien alles Fotos, die nicht ins Familienalbum geklebt oder als Passfoto durchgehen würden.
Zwar werde der Typus des süßen Mädchens auch immer wieder von den Mädchen selbst ironisiert – allerdings sei dies auch eine Möglichkeit, eine derartige Selbstdarstellung selber mal auszuprobieren. So würden auch über die Ironisierung geschlechterspezifische Rollenklischees reproduziert, sagte Voigt.
Die Jugendlichen sind im Netz unter sich
Warum das alles so ist, erklärt Voigt mit den Einflüssen, denen die Mädchen ausgesetzt sind. Es gehe hier um eine Gleichaltrigen-Kultur, die dadurch verstärkt werde, dass die Jugendlichen im Netz den ganzen Tag unter sich seien. Die äußeren Einflüsse kämen weniger von Schule und Eltern, sondern von den Medien. Hier gelte: Sex sells. "Und nach dieser Maxime handeln dann auch Jugendliche."