Geschmierte Zusammenarbeit
Die Mongolei probt seit gut 20 Jahren die Demokratie. Per Gesetz ist die Freiheit auch von Wort und Presse garantiert. In der Praxis sieht das jedoch anders aus: Politiker und Geschäftsleute spannen die Medien für ihre eigenen Zwecke ein.
Samstagabend in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator. Wer um diese Zeit den Fernseher einschaltet, hat die Wahl zwischen mehreren Nachrichtensendungen, Dokumentationen, Talkshows, Sportberichten sowie unzähligen Serien, Filmen und Musiksendungen. In der Mongolei gibt es rund 450 Rundfunksender, Zeitungen und Internetportale.
Für ein Schwellenland mit nur knapp drei Millionen Einwohnern ist diese Vielfalt auf den ersten Blick beachtlich. Zumal die Mongolei bis vor gut 20 Jahren noch kommunistisch war und die Medien staatlich kontrolliert wurden. Das mongolische Press Institute, eine Nicht-Regierungsorganisation, hat den Umbau der Medien begleitet. Munkhmandakh, die Leiterin des Press Institutes, erzählt von den Anfängen.
Munkhmandakh : "Anfang der 90er Jahre gab es noch keinen richtigen Journalismus. Alle schrieben einfach irgendwas: jede Menge erfundener Geschichten, Gerüchte, Diffamierungen von dieser oder jener politischen Gruppe. Damals stand das Überleben der freien Medien auf der Kippe. Denn es existierten zunächst keine Gesetze, die diese Freiheit garantierten. Die Journalisten hatten keinerlei Rechte auf Informationen von den Behörden und konnten ihre Aufgabe, die Bürger zu informieren nicht richtig erfüllen."
1998 wurde die Pressefreiheit erstmals gesetzlich festgeschrieben. 2005 wurde der ehemals sozialistische Staatssender in eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt umgewandelt. Damit war – zumindest auf dem Papier – die Demokratisierung der Medien ein gutes Stück vorangekommen.
Für ein Schwellenland mit nur knapp drei Millionen Einwohnern ist diese Vielfalt auf den ersten Blick beachtlich. Zumal die Mongolei bis vor gut 20 Jahren noch kommunistisch war und die Medien staatlich kontrolliert wurden. Das mongolische Press Institute, eine Nicht-Regierungsorganisation, hat den Umbau der Medien begleitet. Munkhmandakh, die Leiterin des Press Institutes, erzählt von den Anfängen.
Munkhmandakh : "Anfang der 90er Jahre gab es noch keinen richtigen Journalismus. Alle schrieben einfach irgendwas: jede Menge erfundener Geschichten, Gerüchte, Diffamierungen von dieser oder jener politischen Gruppe. Damals stand das Überleben der freien Medien auf der Kippe. Denn es existierten zunächst keine Gesetze, die diese Freiheit garantierten. Die Journalisten hatten keinerlei Rechte auf Informationen von den Behörden und konnten ihre Aufgabe, die Bürger zu informieren nicht richtig erfüllen."
1998 wurde die Pressefreiheit erstmals gesetzlich festgeschrieben. 2005 wurde der ehemals sozialistische Staatssender in eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt umgewandelt. Damit war – zumindest auf dem Papier – die Demokratisierung der Medien ein gutes Stück vorangekommen.
Beim Pressefreiheitsindex nur im Mittelfed
Das Press Institute liegt im Norden von Ulan Bator, an der großen Ringstraße, die um das Stadtzentrum führt; untergebracht in einem weißen, unscheinbaren Gebäude aus sozialistischer Zeit. Im Erdgeschoss befindet sich eine Druckerei, zwei Etagen darüber Seminarräume, Büros und eine kleine Bibliothek.
Die Leiterin ist eine kleine Frau mit Pagenschnitt, Brille und rot geschminkten Lippen. Sie hat noch zur DDR-Zeit in Leipzig Journalistik studiert und dort die Wende miterlebt. Später hat sie in Bonn für die Deutsche Welle gearbeitet und im Bundestag hospitiert. 1998 kehrte sie in die Mongolei zurück.
Munkhmandakh : "Es gab, was die Medien angeht, so viele Probleme zu lösen. Deshalb dachte ich, wenn ich für das Press Institute arbeite, kann ich am besten dazu beitragen".
Heute ist eine Amerikanerin von einer Umweltschutzorganisation bei der Organisation zu Gast. Sie spricht über erneuerbare Energien. Etwa 15 Journalisten zwischen Anfang zwanzig und Ende vierzig hören aufmerksam zu.
Umweltprobleme gehören derzeit zu den viel diskutierten Themen im Land. In der Mongolei wurden riesige Vorkommen an Bodenschätzen gefunden, vor allem Kohle und Kupfer. Jetzt sollen sie in großem Stil gefördert werden und die Menschen sorgen sich um ihre einzigartige Steppenlandschaft.
Zudem ist die Hauptstadt Ulan Bator in den letzten Jahren stark gewachsen. Besonders im Winter ist die Luft schlecht. Die veralteten Kraftwerke spucken dicke Rußwolken in den Himmel. Mehr als ein Drittel der 1,3 Millionen Einwohner der Stadt heizt noch mit Kohleöfen.
Über die Chancen und Risiken des Rohstoffbooms könnten unabhängige Medien berichten. Sie könnten dem Staat, sowie privaten Interessenvertretern auf die Finger schauen und die Öffentlichkeit informieren. Doch das funktioniert in der Mongolei bisher kaum, meint die Journalistikstudentin Enkhchimeg.
Enkhchimeg: "Im Unterricht hören wir viel darüber, welche Standards Medien in den entwickelten Ländern einhalten müssen. Davon sind wir momentan noch weit entfernt.
Zum Beispiel gehört hier fast jeder Fernsehsender und jede Zeitung einem Politiker. Und natürlich darf man darin nichts Negatives über ihn oder seine Partei sagen. Solche Abhängigkeiten bremsen die Entwicklung unserer Presse. Das wissen zwar alle, aber bisher hat sich nichts geändert. Wenn man fragt, ob es hier wirklich Pressefreiheit gibt, würde ich eher sagen: nein."
Auf dem Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen liegt die Mongolei nur im Mittelfeld, auf Platz 98 von insgesamt 179 Ländern. Für fast alle mongolischen Medienmacher gehört Selbstzensur zum Alltag. Das erlebte auch die 26-jährige Khaliun. Bis vor kurzem hat die junge Journalistin für die Wirtschaftsnachrichten eines TV-Sender gearbeitet. Haupteigentümer: eine mongolische Bank – und der Marketingmanager dieser Bank leitet gleichzeitig den Sender.
Khaliun: "Er wollte die Fragen vorgelegt haben, bevor wir zu einem Interviewtermin gegangen sind. So was hatte ich noch nie gehört. Der Manager eines Medienhauses will die Interviewfragen sehen? Das ist doch lächerlich. Das ist Zensur.""
Khaliun wollte sich die Zensur nicht gefallen lassen. Sie beschwerte sich, diskutierte mit dem Chefredakteur um die Inhalte. Es dauerte nicht lange, bis sie gefeuert wurde. Nun sitzt sie mit ihrer Freundin Ariunaa in einem Café und überlegt, wie es weitergehen kann.
Ariunaa ist auch Reporterin beim Fernsehen. Sie hat ganz ähnliche Erfahrungen gemacht.
Ariunaa: "Einmal habe ich einen Beitrag über eine Baufirma gemacht. Sie hatte einfach einen öffentlichen Spielplatz besetzt, die Spielgeräte zerstört und angefangen zu bauen. Wir haben gefilmt und die Anwohner befragt. Doch als wir zurück zum Sender kamen, hörten wir, dass die Baufirma dort angerufen hatte. Unser Marketing Manager kam in den Newsroom und sagte: 'Das könnt ihr nicht senden, wir haben einen Werbevertrag mit dieser Firma.'"
Anders als Khaliun hat Ariunaa sich damit abgefunden, dass sie nicht über alles berichten darf. Sie hat sich einen gewissen Zynismus zugelegt.
Ariunaa: "Ich bin daran schon gewöhnt. In Ulan Bator gibt es ungefähr 40 Fernsehsender - überall ist es dasselbe. Die Marketingabteilung kümmert sich um die Werbeanzeigen und von denen werden unsere Gehälter bezahlt. Also kann sie auch entscheiden."
Vor einem Jahr ist sie zu einem anderen Sender gewechselt. Ariunaa ist nicht ihr wahrer Name, aber den möchte sie aus Angst, ihren Job zu verlieren, nicht nennen - auch nicht den ihres neuen Arbeitgebers. Der Haupteigner ihres Senders ist ein bekannter Politiker. Um diese Stelle zu bekommen, musste sie sich erst einmal für seine politischen Ambitionen einspannen lassen. Im letzten Jahr fanden in der Mongolei Parlamentswahlen statt. Er kandidierte für einen Sitz und ließ die Journalisten für sich Wahlkampf betreiben. Ariunaa wurde für eines dieser Wahl-PR-Teams eingeteilt.
Ariunaa: "Ich habe bei anderen Fernsehstationen Sendezeit für meinen Chef gebucht und den Journalisten gesagt, wann er Termine hat, über die sie berichten sollen. Und sie haben dann ihre Kamerateams dahin geschickt. Zum Beispiel hat er sich mit den Bürgern seines Wahlkreises getroffen, hat sich ihre Probleme angehört, versprochen ihnen zu helfen, und so weiter."
Gleich, ob Fernsehen, Zeitung oder Radio: Zu Wahlkampfzeiten ist das meiste, was in den Medien erscheint, versteckte Wahlwerbung.
Das Problem liegt im System. Die Sender verdienen das meiste Geld zu Wahlkampfzeiten. Nur so können sie sich finanzieren. Normalerweise kostet eine Sekunde Werbung nur 2000 mongolische Tugrik, rund einen Euro. Zu Wahlkampfzeiten ist der Preis sechsmal so hoch. Aber auch Unternehmen zahlen für Berichte. Eine Minute kostet etwa 300.000 Tugrik, das sind rund 165 Euro.
Die Leiterin ist eine kleine Frau mit Pagenschnitt, Brille und rot geschminkten Lippen. Sie hat noch zur DDR-Zeit in Leipzig Journalistik studiert und dort die Wende miterlebt. Später hat sie in Bonn für die Deutsche Welle gearbeitet und im Bundestag hospitiert. 1998 kehrte sie in die Mongolei zurück.
Munkhmandakh : "Es gab, was die Medien angeht, so viele Probleme zu lösen. Deshalb dachte ich, wenn ich für das Press Institute arbeite, kann ich am besten dazu beitragen".
Heute ist eine Amerikanerin von einer Umweltschutzorganisation bei der Organisation zu Gast. Sie spricht über erneuerbare Energien. Etwa 15 Journalisten zwischen Anfang zwanzig und Ende vierzig hören aufmerksam zu.
Umweltprobleme gehören derzeit zu den viel diskutierten Themen im Land. In der Mongolei wurden riesige Vorkommen an Bodenschätzen gefunden, vor allem Kohle und Kupfer. Jetzt sollen sie in großem Stil gefördert werden und die Menschen sorgen sich um ihre einzigartige Steppenlandschaft.
Zudem ist die Hauptstadt Ulan Bator in den letzten Jahren stark gewachsen. Besonders im Winter ist die Luft schlecht. Die veralteten Kraftwerke spucken dicke Rußwolken in den Himmel. Mehr als ein Drittel der 1,3 Millionen Einwohner der Stadt heizt noch mit Kohleöfen.
Über die Chancen und Risiken des Rohstoffbooms könnten unabhängige Medien berichten. Sie könnten dem Staat, sowie privaten Interessenvertretern auf die Finger schauen und die Öffentlichkeit informieren. Doch das funktioniert in der Mongolei bisher kaum, meint die Journalistikstudentin Enkhchimeg.
Enkhchimeg: "Im Unterricht hören wir viel darüber, welche Standards Medien in den entwickelten Ländern einhalten müssen. Davon sind wir momentan noch weit entfernt.
Zum Beispiel gehört hier fast jeder Fernsehsender und jede Zeitung einem Politiker. Und natürlich darf man darin nichts Negatives über ihn oder seine Partei sagen. Solche Abhängigkeiten bremsen die Entwicklung unserer Presse. Das wissen zwar alle, aber bisher hat sich nichts geändert. Wenn man fragt, ob es hier wirklich Pressefreiheit gibt, würde ich eher sagen: nein."
Auf dem Pressefreiheitsindex von Reporter ohne Grenzen liegt die Mongolei nur im Mittelfeld, auf Platz 98 von insgesamt 179 Ländern. Für fast alle mongolischen Medienmacher gehört Selbstzensur zum Alltag. Das erlebte auch die 26-jährige Khaliun. Bis vor kurzem hat die junge Journalistin für die Wirtschaftsnachrichten eines TV-Sender gearbeitet. Haupteigentümer: eine mongolische Bank – und der Marketingmanager dieser Bank leitet gleichzeitig den Sender.
Khaliun: "Er wollte die Fragen vorgelegt haben, bevor wir zu einem Interviewtermin gegangen sind. So was hatte ich noch nie gehört. Der Manager eines Medienhauses will die Interviewfragen sehen? Das ist doch lächerlich. Das ist Zensur.""
Khaliun wollte sich die Zensur nicht gefallen lassen. Sie beschwerte sich, diskutierte mit dem Chefredakteur um die Inhalte. Es dauerte nicht lange, bis sie gefeuert wurde. Nun sitzt sie mit ihrer Freundin Ariunaa in einem Café und überlegt, wie es weitergehen kann.
Ariunaa ist auch Reporterin beim Fernsehen. Sie hat ganz ähnliche Erfahrungen gemacht.
Ariunaa: "Einmal habe ich einen Beitrag über eine Baufirma gemacht. Sie hatte einfach einen öffentlichen Spielplatz besetzt, die Spielgeräte zerstört und angefangen zu bauen. Wir haben gefilmt und die Anwohner befragt. Doch als wir zurück zum Sender kamen, hörten wir, dass die Baufirma dort angerufen hatte. Unser Marketing Manager kam in den Newsroom und sagte: 'Das könnt ihr nicht senden, wir haben einen Werbevertrag mit dieser Firma.'"
Anders als Khaliun hat Ariunaa sich damit abgefunden, dass sie nicht über alles berichten darf. Sie hat sich einen gewissen Zynismus zugelegt.
Ariunaa: "Ich bin daran schon gewöhnt. In Ulan Bator gibt es ungefähr 40 Fernsehsender - überall ist es dasselbe. Die Marketingabteilung kümmert sich um die Werbeanzeigen und von denen werden unsere Gehälter bezahlt. Also kann sie auch entscheiden."
Vor einem Jahr ist sie zu einem anderen Sender gewechselt. Ariunaa ist nicht ihr wahrer Name, aber den möchte sie aus Angst, ihren Job zu verlieren, nicht nennen - auch nicht den ihres neuen Arbeitgebers. Der Haupteigner ihres Senders ist ein bekannter Politiker. Um diese Stelle zu bekommen, musste sie sich erst einmal für seine politischen Ambitionen einspannen lassen. Im letzten Jahr fanden in der Mongolei Parlamentswahlen statt. Er kandidierte für einen Sitz und ließ die Journalisten für sich Wahlkampf betreiben. Ariunaa wurde für eines dieser Wahl-PR-Teams eingeteilt.
Ariunaa: "Ich habe bei anderen Fernsehstationen Sendezeit für meinen Chef gebucht und den Journalisten gesagt, wann er Termine hat, über die sie berichten sollen. Und sie haben dann ihre Kamerateams dahin geschickt. Zum Beispiel hat er sich mit den Bürgern seines Wahlkreises getroffen, hat sich ihre Probleme angehört, versprochen ihnen zu helfen, und so weiter."
Gleich, ob Fernsehen, Zeitung oder Radio: Zu Wahlkampfzeiten ist das meiste, was in den Medien erscheint, versteckte Wahlwerbung.
Das Problem liegt im System. Die Sender verdienen das meiste Geld zu Wahlkampfzeiten. Nur so können sie sich finanzieren. Normalerweise kostet eine Sekunde Werbung nur 2000 mongolische Tugrik, rund einen Euro. Zu Wahlkampfzeiten ist der Preis sechsmal so hoch. Aber auch Unternehmen zahlen für Berichte. Eine Minute kostet etwa 300.000 Tugrik, das sind rund 165 Euro.
Oft werden gekaufte Berichte gesendet
Dennoch versuchen mache Journalisten, eine seriöse Berichterstattung auf die Beine zu stellen. Nach 20 Jahren beim öffentlich-rechtlichen Sender MNB hat der Journalist Munkhtur im letzten Jahr seinen eigenen Sender gegründet: MNC. Die Abkürzung steht für Mongolian News Channel. Munkhtur will ihn als Nachrichtenkanal etablieren.
Munkhtur: "Wir möchten unser Programm professionell gestalten, mit wirtschaftlichen, politischen und internationalen Themen. Wir versuchen, Ereignisse auch einzuordnen. Das gibt es in der Mongolei sehr selten. Die meisten Sender haben Moderatoren, die einfach nur Nachrichten vorlesen. Aber was dahinter steht, warum etwas passiert, wie es begonnen hat, das können sie nicht erklären."
Seriöse Berichterstattung tut in diesen Zeiten besonders not. Wegen der Bodenschätze erlebt die Mongolei erneut einen Umbruch – diesmal einen wirtschaftlichen. Nach dem Ende des Sozialismus lag die Wirtschaft fast 15 Jahre am Boden. Nun fließt sehr viel Geld ins Land, denn zahlreiche internationale Bergbaufirmen wollen investieren.
Die Öffentlichkeit reagiert nervös auf die Minenprojekte. Die Menschen befürchten, dass die Bergbaufirmen das Land ausbeuten und die Einnahmen nur den ohnehin schon Reichen und Mächtigen zugutekommen. Es kursieren Gerüchte und Spekulationen.
Eigentlich hätten die Medien die Aufgabe, genau hinzuschauen, welche Deals die Politiker mit den Bergbaufirmen schließen und was mit dem Geld passiert. Aber das funktioniert nur unzureichend, meint Munkhtur.
Munkhtur: "Es wird immer nur eine einzige Quelle genannt. Die Journalisten fragen einen Minister oder Parlamentsabgeordneten und der sagt natürlich: Alles super, die Regierung macht gute Arbeit und wir werden alle reich werden. Lügner! Niemand erklärt, wie wir das eigentlich schaffen wollen. Ich sage meinen Redakteuren andauernd: Wir müssen uns auf die Fakten konzentrieren, nur Fakten. Überprüft sie immer anhand von mehreren Quellen! Produziert glaubwürdige Nachrichten!"
Doch um die seriösen Inhalte zu finanzieren, greift auch Munkhtur zu zweifelhaften Mitteln. Genau wie andere sendet er gekaufte Berichte.
Munkhtur: "Wir haben zum Beispiel eine zwanzigminütige Dokumentation über eine Bergbaufirma gedreht. Darüber, wie sie sich um alte Leute auf dem Land kümmert, die allein leben. Für diese Dokumentation hat die Firma uns zwei Millionen Tugrik bezahlt."
Das sind umgerechnet rund 1100 Euro. Davon kann er das Monatsgehalt von zwei bis drei Redakteuren bestreiten. Munkhtur sieht das pragmatisch.
Munkhtur: "Ich mag solche gekauften Berichte eigentlich nicht, aber ich brauche sie, um Geld zu verdienen. In Zukunft versuche ich, da eine andere Lösung zu finden."
Munkhturs Pläne haben allerdings in der Zwischenzeit eine ganz andere Wendung genommen. Nachdem im letzten Jahr die demokratische Partei die Parlamentswahl gewonnen hatte, bekam er einen Anruf des neuen Premierministers Altankhuyag. Der bot ihm an, für ihn als PR-Berater zu arbeiten.
Munkhtur: "Ich kenne Altankhuyag schon seit über 20 Jahren. Damals war er Professor an der Nationaluniversität. Wir sind über die Jahre in Kontakt geblieben.
Nach der Wahl habe ich ihm Glückwünsche geschickt und er rief an und fragte: 'Können wir uns treffen?' Natürlich, er ist der Premierminister. Da würde wohl niemand Nein sagen. Also bin ich zum Regierungspalast gegangen. Er sagte: 'Die Presseabteilung der Vorgängerregierung ist in einem miserablen Zustand, völlig altmodisch. Es gibt keinen Sprecher, die Journalisten kommen nicht an Informationen. Bitte kümmere dich doch darum.' So wurde ich Berater des Premierministers."
Munkhtur nennt das eine Beförderung. Mittlerweile ist er nicht nur Berater, sondern auch Regierungssprecher. Seinen Sender behält er trotzdem erst einmal. Munkhmandakh, die Leiterin des Press Institutes, wundert es gar nicht, dass ein erfolgreicher Journalist wie Munkhtur die Seiten wechselt:
Munkhmandakh: "Ich kenne keinen Einzigen, der es geschafft hat, der Versuchung zu widerstehen, in die Politik zu gehen. Jeder, der gut ist, wird schnell von einem Politiker entdeckt und mit einem guten Posten gelockt, etwa Berater oder Sprecher zu werden. Da gibt es einen Ehrgeiz unter Journalisten, den ich nicht verstehe."
Auch Munkhmandakh hatte schon Angebote, in die Politik zu wechseln. Aber das kommt für sie nicht infrage. Sie macht sich Sorgen um die Zukunft der Medien in der Mongolei, besonders um deren Glaubwürdigkeit.
Munkhmandakh: "Die Leser und Zuschauer wissen mittlerweile, dass die Medienunternehmer bestimmte Interessen vertreten. Deshalb ist die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung in den letzten Jahren stark gesunken. Wenn Journalisten über Korruption oder andere Missstände berichten, nehmen die Bürger ihnen das nicht mehr ab. Denn es könnte ja sein, dass da wieder nur jemand seine eigenen Interessen verfolgt. Ich finde diese Entwicklung sehr gefährlich. Unser Mediensystem zu verbessern ist wichtig für die Entwicklung unserer Demokratie insgesamt. Ich glaube fest an die Demokratie."
Externe Links:
Press Institute of Mongolia
Munkhtur: "Wir möchten unser Programm professionell gestalten, mit wirtschaftlichen, politischen und internationalen Themen. Wir versuchen, Ereignisse auch einzuordnen. Das gibt es in der Mongolei sehr selten. Die meisten Sender haben Moderatoren, die einfach nur Nachrichten vorlesen. Aber was dahinter steht, warum etwas passiert, wie es begonnen hat, das können sie nicht erklären."
Seriöse Berichterstattung tut in diesen Zeiten besonders not. Wegen der Bodenschätze erlebt die Mongolei erneut einen Umbruch – diesmal einen wirtschaftlichen. Nach dem Ende des Sozialismus lag die Wirtschaft fast 15 Jahre am Boden. Nun fließt sehr viel Geld ins Land, denn zahlreiche internationale Bergbaufirmen wollen investieren.
Die Öffentlichkeit reagiert nervös auf die Minenprojekte. Die Menschen befürchten, dass die Bergbaufirmen das Land ausbeuten und die Einnahmen nur den ohnehin schon Reichen und Mächtigen zugutekommen. Es kursieren Gerüchte und Spekulationen.
Eigentlich hätten die Medien die Aufgabe, genau hinzuschauen, welche Deals die Politiker mit den Bergbaufirmen schließen und was mit dem Geld passiert. Aber das funktioniert nur unzureichend, meint Munkhtur.
Munkhtur: "Es wird immer nur eine einzige Quelle genannt. Die Journalisten fragen einen Minister oder Parlamentsabgeordneten und der sagt natürlich: Alles super, die Regierung macht gute Arbeit und wir werden alle reich werden. Lügner! Niemand erklärt, wie wir das eigentlich schaffen wollen. Ich sage meinen Redakteuren andauernd: Wir müssen uns auf die Fakten konzentrieren, nur Fakten. Überprüft sie immer anhand von mehreren Quellen! Produziert glaubwürdige Nachrichten!"
Doch um die seriösen Inhalte zu finanzieren, greift auch Munkhtur zu zweifelhaften Mitteln. Genau wie andere sendet er gekaufte Berichte.
Munkhtur: "Wir haben zum Beispiel eine zwanzigminütige Dokumentation über eine Bergbaufirma gedreht. Darüber, wie sie sich um alte Leute auf dem Land kümmert, die allein leben. Für diese Dokumentation hat die Firma uns zwei Millionen Tugrik bezahlt."
Das sind umgerechnet rund 1100 Euro. Davon kann er das Monatsgehalt von zwei bis drei Redakteuren bestreiten. Munkhtur sieht das pragmatisch.
Munkhtur: "Ich mag solche gekauften Berichte eigentlich nicht, aber ich brauche sie, um Geld zu verdienen. In Zukunft versuche ich, da eine andere Lösung zu finden."
Munkhturs Pläne haben allerdings in der Zwischenzeit eine ganz andere Wendung genommen. Nachdem im letzten Jahr die demokratische Partei die Parlamentswahl gewonnen hatte, bekam er einen Anruf des neuen Premierministers Altankhuyag. Der bot ihm an, für ihn als PR-Berater zu arbeiten.
Munkhtur: "Ich kenne Altankhuyag schon seit über 20 Jahren. Damals war er Professor an der Nationaluniversität. Wir sind über die Jahre in Kontakt geblieben.
Nach der Wahl habe ich ihm Glückwünsche geschickt und er rief an und fragte: 'Können wir uns treffen?' Natürlich, er ist der Premierminister. Da würde wohl niemand Nein sagen. Also bin ich zum Regierungspalast gegangen. Er sagte: 'Die Presseabteilung der Vorgängerregierung ist in einem miserablen Zustand, völlig altmodisch. Es gibt keinen Sprecher, die Journalisten kommen nicht an Informationen. Bitte kümmere dich doch darum.' So wurde ich Berater des Premierministers."
Munkhtur nennt das eine Beförderung. Mittlerweile ist er nicht nur Berater, sondern auch Regierungssprecher. Seinen Sender behält er trotzdem erst einmal. Munkhmandakh, die Leiterin des Press Institutes, wundert es gar nicht, dass ein erfolgreicher Journalist wie Munkhtur die Seiten wechselt:
Munkhmandakh: "Ich kenne keinen Einzigen, der es geschafft hat, der Versuchung zu widerstehen, in die Politik zu gehen. Jeder, der gut ist, wird schnell von einem Politiker entdeckt und mit einem guten Posten gelockt, etwa Berater oder Sprecher zu werden. Da gibt es einen Ehrgeiz unter Journalisten, den ich nicht verstehe."
Auch Munkhmandakh hatte schon Angebote, in die Politik zu wechseln. Aber das kommt für sie nicht infrage. Sie macht sich Sorgen um die Zukunft der Medien in der Mongolei, besonders um deren Glaubwürdigkeit.
Munkhmandakh: "Die Leser und Zuschauer wissen mittlerweile, dass die Medienunternehmer bestimmte Interessen vertreten. Deshalb ist die Glaubwürdigkeit der Berichterstattung in den letzten Jahren stark gesunken. Wenn Journalisten über Korruption oder andere Missstände berichten, nehmen die Bürger ihnen das nicht mehr ab. Denn es könnte ja sein, dass da wieder nur jemand seine eigenen Interessen verfolgt. Ich finde diese Entwicklung sehr gefährlich. Unser Mediensystem zu verbessern ist wichtig für die Entwicklung unserer Demokratie insgesamt. Ich glaube fest an die Demokratie."
Externe Links:
Press Institute of Mongolia