Über die Lust an der Gewalt
Hooligans, Salafisten, Intensivtäter: Man könnte den Eindruck bekommen, dass die Gewalt in unserer Gesellschaft permanent zunimmt. Doch stimmt das wirklich? Das haben wir den Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer gefragt.
Warum wird eine junge Frau auf einem Parkplatz totgeprügelt? Warum schlagen Hooligans so gern zu? Und warum reisen junge Menschen aus Deutschland nach Syrien, um für den "Islamischen Staat" zu kämpfen?
Eine neue Luft an der Gewalt scheint in unserer Gesellschaft um sich zu greifen. Doch lässt sich das auch wissenschaftlich belegen? Der Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer relativiert diesen Eindruck. "Gewalt durch junge Männer hat es immer gegeben, das ist nicht neu", sagte er im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur.
Gewalt braucht immer eine Legitimation
Zu beobachten sei aber einerseits ein Formenwandel der Gewalt und andererseits eine erhöhte Sensibilität in der Gesellschaft für das Thema, so Heitmeyer. So könne der Eindruck entstehen, dass die Gewalt dramatisch zunimmt. "Die Zahlen geben das so aber nicht her."
Bei der Betrachtung von Gewaltphänomenen und ihren Ursachen komme es darauf an, die einzelnen Fälle zu differenzieren. Gewalt brauche immer eine Legitimation, sagte Heitmeyer – und die werde zum Teil aus der Gesellschaft und ihren Einstellungsmustern geliefert. Etwa dann, wenn Fremdenfeindlichkeit plötzlich salonfähig werde.